Die Ducati Scrambler ist ein Dauerbrenner unter den Serienbikes und beehrt die Zulassungsstatistik seit ihrem Erscheinen stets auf den vorderen Plätzen. Doch auch der klein-knuffige Geselle kann richtig angreifen, vor allem wenn man ihn auf breite Füße stellt.

Am Ende kochen alle nur mit Wasser«, sagt Frank Röhlich, Chef von RF-Biketech aus dem bayerischen Nüdlingen. Wobei, ein bisschen Understatement ist das schon, denn abgesehen von über zwanzig Jahren Erfahrung im professionellen Custombusiness hat die kleine Manufaktur weit mehr zu bieten als die Mehrzahl der deutschen Umbaugilde.

Eierlegende Wollmilchsau für Customprojekte

Denn was die sechs Mitarbeiter, Chef Frank eingeschlossen, dort abliefern, ist schon großes Kino. War die Gründung der Firma 1997 noch aus Franks Leidenschaft, vor allem für Kawas Z-Modelle, heraus entstanden, so ist RF heute eine Art eierlegende Wollmilchsau für Customprojekte.

Vorn Cafe-Racer-Optik, hinten dicke Sohle – Heckumbauten sind eine der Spezialitäten der Alleskönner von RF-Biketech

Denn über die Jahre investierte der Chef in einen modernen Maschinenpark, mit dem er Teile entwickeln und konstruieren kann, verfügt von CAD-Know-how über sämtliche Schweißtechniken, Sandstrahlen, Polieren bis hin zum Drehen und Fräsen mittels CNC über alles, was nötig ist, Custombikes aus einer Hand zu fertigen.

Alles ist möglich – Es lebe der der Sport

Und längst sind es nicht mehr nur Kawas, die hier ein neues Design bekommen. »Theoretisch kann ich jeden Kundenwunsch erfüllen«, erklärt Frank. Trotzdem, einen Namen hat er sich vor allem mit sportlichen Umbauten gemacht. Die stellt er entgegen dem Trend gern auf breite Hinterschlappen, eines seiner Spezialgebiete – neben dem großen Augenmerk auf der Fertigung von Gabelbrücken, Fußrastenanlagen und Speichenfelgen.

Neben Fußrasten und Speichenfelgen stehen Gabelbrücken im Fokus der RF-Mannschaft. Das originale Ducati-Cockpit findet hier seinen Platz

Und das mit den Trends sieht Frank sowieso entspannt, »da wird immer mal wieder was Neues losgetreten, so ist das halt.« Um zu zeigen, was Meister Röhlich so drauf hat, entstehen in Nüdlingen regelmäßig Projektbikes außerhalb des täglichen Kundengeschäfts. So haben wir uns eine Ducati gegriffen, an deren Beispiel wir euch die Fertigungstiefe der kleinen Manufaktur zeigen wollen.

Ducati Scrambler mit Plug-and-play-Schwingenkit

Der Motor der kleinen Duc blieb original, auch wenn man in Nüdlingen den Umgang mit Leistungssteigerung durchaus beherrscht. Aber hier sollte etwas anderes in den Fokus rücken. Zwar verwendet Frank den Gitterrohrrahmen der Scrambler, verbaut aber sein komplett eigenes Heckkit samt Einarmschwinge und selbstgefertigtem Speichenrad.

Massiv und mittig: in die Einarmschwinge ist eine spannbare Ritzelwelle integriert

Der Heckrahmen wird gekürzt, danach das Heck-Sitzbank-Kit neu verschraubt. Der hintere LED-Blinker sowie die Rücklicht-Bremskombi ist ebenfalls enthalten. Um die Mittigkeit des Rades zu gewährleisten, verfügt das verbaute Einarm-Schwingenkit über eine integrierte, spannbare Ritzelwelle – das Ganze als Plug-and-play-System, den Kennzeichenhalter schon integriert.

Ducati Scrambler – Keine Angst vor fetten Schlappen

Auf der hauseigenen Felge sitzt der fette 240er-Pirelli-Diablo, wir erinnern uns, Frank hat keine Angst vor fetten Schlappen. »Fährt sich auch bestens«, verspricht er. Auch an der Front darf sein Team sich verwirklichen. Zwar ist die Gabel original, allerdings verpasst Frank ihr eine neue Brücke, Einzelanfertigung natürlich.

Der Stummellenker ist fürs Cafe-Racer-Feeling unabdingbar, gefertigt wurde auch er wie die meisten anderen Teile in Bayern

Das originale Cockpit wird sauber in die Gabelbrücke integriert, auch vorn dreht eine der RF-Bicolour-Felgen. Und gegriffen wird zum Stummel, der markiert endgültig den modernen Cafe-Fighter in Lauerstellung. Den gibt es übrigens mit sämtlichen Abnahmen und behördlichem Segen.

Ducati Scrambler – Alle Parts mit amtlichem TÜV-Segen

»Wir müssen dem TÜV wirklich alles vorlegen«, erklärt uns Frank, »so sind all unsere Kits und Teile durch sämtliche notwendigen Prüfungen gegangen.« Und ja, auch das gehört zum Geschäft, macht die individuellen Einzelabnahmen aber für den Kunden möglich.

Angefangen hatte Frank Röhlich vor über 20 Jahren mit Kawasaki-Umbauten, heute bieten seine Umbauten die komplette Palette an Basisbikes

Und so finden wir im kleinen Nüdlingen tatsächlich die eierlegende Wollmilchsau und einen Betrieb, der eine feste Größe in der deutschen Customszene ist – ohne großes Tamtam und fettes Marketing, sondern durch Beharrlichkeit und saubere Arbeit.

Info | rf-biketech.de

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.