Die japanische Customszene sprüht vor Ideen und Impulsen, dass es nur so kracht. Und wollten wir euch alles darüber erzählen, würden ein paar Seiten nicht reichen. So beschränken wir uns auf eine kleine Auswahl an Customizern und Bikes aus dem fernen Osten. Aber die hat es schon in sich.
Hammer Sycle
Koji »Hammer« Hamada widmet sich in seiner Werkstatt in Tsuchiura ausschließlich amerikanischen Motorrädern, bevorzugt den Harleys alter Baujahre. Es ist die logische Konsequenz seines Werdegangs, denn Koji arbeitete fünf Jahre lang als Mechaniker in Kalifornien, immer mit dem Ziel, auch die letzten Geheimnisse der Milwaukee-V-Twins zu lüften. Sein Spezialgebiet sind die alten Knuckleheads, hier hat er sich einen Namen gemacht. Ein Besuch in seinem Laden lässt niemanden gleichgültig, denn dort offenbart sich eine Goldgrube an verloren geglaubten Schätzen und kleinen Details.
Info | Instagram @hammersycle
Sure Shot Motorcycles
Leicht hätte Takuya Aikawa eine Karriere bei Toyota oder Panasonic machen können, einen Abschluss als Industriedesigner hat er in der Tasche, ebenso die Erfahrung aus dem langjährigen Job als Motorradmechaniker. Aber der Mann aus der Präfektur Chiba entschied sich dafür, vorrangig seine Leidenschaft zu befriedigen. Mit seinen drei Mitarbeitern ist er in seinem Laden »Sure Shot Motorcycles« spezialisiert auf die Anpassung von Cafe-Racer-Kits, Wartungen und Motorarbeiten, denn »der Motor ist das Herzstück eines Motorrades, er braucht ebenso viel Aufmerksamkeit wie der Rest.« Sein mechanisches Know How ist dabei hilfreich, Takuya und seine Jungs bauen Maschinen, die perfekt laufen.
Info | sureshot.jp
Hide Motorcycles
Nicht zu verwechseln mit Dr. Jekylls anderer Seite ist der Name dieses Shops. Das »Hide« wird hier »Hee-Day« ausgesprochen, wenn auch die Verwandlung eines der großen Themen in der Werkstatt von Hideya Togashi in Kawasaki City ist. Hideya hat sich seit Gründung seiner Firma 2001 als Meister der Metallarbeit etabliert. Drehbank, Fräsmaschine und sämtliche Werkzeuge zur Metallbearbeitung sind vorhanden, die Designs entstehen in Hideyas Kopf. Er gilt als Anhänger der Einfachheit unter allen Umständen, mag es, sich von Rennfahrern inspirieren zu lassen. Dank seines wunderbaren Geschmacks und seiner tadellosen handwerklichen Fähigkeiten ist Hideya einer der bekanntesten Customizerweltweit. Schon mehrmals konnte er Best-of-Show-Pokale bei der prestigeträchtigen Mooneyes-Show einheimsen.
Info | hidemo.net
Cherry’s Company
Bereits im Jahr 2000 hatte Kaichiroh »Kross« Kurosu seine Cherry’s Company gegründet, der große Durchbruch kam aber erst vor einigen Jahren. Seitdem allerdings ist der Erfolg ungebrochen, kaum ein Japaner sammelt mehr Trophäen als der Mann aus Tokio. Wohl auch, weil er zwar den Umbau von Harleys als sein Hauptgeschäft betrachtet, aber auch immer wieder andere Basisbikes zu neuer Bestimmung führt. Da sei nur an seine BMW R nineT erinnert. Seine Bikes führt Kurosu dabei auf ein handwerkliches Niveau von Weltformat. Immer radikal, immer vollendet, immer fahrbar. Wenn wir von perfekten Custombikes sprechen, müssen wir Kurosus Namen fast schon zwingend in einem Atemzug nennen.
Info | cherryscompany.com
Bootleg Motorcycles
Bootleg – zu Zeiten der amerikanischen Prohibition markierte er die Tatsache, dass Alkoholhändler den Schnaps in ihren Stiefeln versteckten. Für Yoji Kikuhara war die Intention, seinen vor zwei Jahren eröffneten Laden so zu nennen, eine andere: »Bootleg hatte für mich immer die Bedeutung von Underground und der Stärke des Volkes, das fand ich auch für meine Bikes irgendwie passend.« In seiner Werkstatt im Industriegebiet von Kawaguchi lehnt es der Customizer ab, sich auf einen einzigen Stil festzulegen, sucht sich allerdings vorrangig Volks-Harleys wie Dynas oder FXRs als Basisbikes aus, für komplette Umbauten, aber auch die Teilefertigung für diese Modelle. Doch manchmal schlägt Yojis Herz auch für einen alten Flathead.
Sundance Skunkworks
Anders als die meisten japanischen Buden ist das Reich von Zak Shibazaki mit zwei Stockwerken überraschend groß. Er braucht den Platz, den »Sundance V-Twin Skunkworks« in Tokio ist eine Art Pilgerstätte für Biker aus aller Welt. Sie hoffen, hier mehr über die amerikanischen Motoren zu erfahren, über die Zak als Autor des Buches »Harley-Davidson Bible« so ziemlich alles weiß und als lebende Legende in diesem Bereich gilt. Wer ihn besucht, findet ihn meist in seinem Studio, bekleidet mit einem weißen Mantel auf dem Boden sitzend und nach neuen technischen Lösungen suchend, um den großen Zweizylindern noch mehr Leistung zu entlocken. So ist Zak mehr Ingenieur denn klassischer Customizer.
Stoop Motorcycles
In der Präfektur Saitama finden wir den Shop von Masato Ikumori. Bei »Stoop Motorcycles« entstehen seit vielen Jahren Custombikes, ausschließlich auf Harley-Basis. Masato kennt sich dabei mit den alten Bikes am besten aus, schreckt aber auch vor neuen nicht zurück. Er erfüllt Kundenwünsche am Fließband, bringt Bobber, Chopper und Cruiser hervor. Nur sportliche Motorräder sind nicht so sein Ding, »da bin ich wohl doch zu festgefahren«, kratzt er sich am Kopf. Zwar ist Masato bei weitem nicht so bekannt wie andere japanische Bikebuilder, seine Leistung schmälert das nicht. Denn wie bei all seinen Custom-Kollegen stellen wir auch hier wieder das fest, was uns an den japanischen Motorrädern so gefällt. Sauber aufgebaut, technisch in astreinem Zustand, immer voll fahrbar und oft mit dem gewissen optischen Extra.
Info | stoopmotorcycles.com