Die Yamaha XS 400 war schon immer etwas hausbacken, zumindest was die Optik betrifft. Doch mit ein paar gezielten Eingriffen verwandelt sich das Brot-und-Butter-Motorrad in ein cooles Dirtbike.

Mirko ist ein Vollblutschrauber, zwar nur in seiner Freizeit, dafür mit Herz und Leidenschaft. Mit seiner kleinen Customschmiede Rivertown Custom Cycles baut er, wonach ihm gerade der Sinn steht. Das Schrauben ist für ihn Entspannung und so steht er meist nach Feierabend in seiner Garage und setzt seine Ideen um.

Ein Faible für Bikes mit Stollenreifen

»Mit dem Schrauben habe ich irgendwann einfach angefangen, mit elf oder so. Zuerst an Mopeds, dann mit fünfzehn oder sechzehn wurden die Bikes immer größer.« Nebenbei war er auch aktiver Moto-Cross-Sportler und nahmt regelmäßig an Wettkämpfen teil. Das könnte durchaus auch erklären, warum er ein Faible für Bikes mit Stollenreifen hat.

Die Auspuffanlage sorgt für den richtigen Sound

Die XS 400, übrigens seine sechste, die er umgebaut hat, findet er im Netz. »Sie stand ganz in der Nähe und war verhältnismäßig günstig. Ich mag die solide und vor allem zuverlässige Technik der XS.« Vor Umbaubeginn legt er die Stilrichtung fest. »Klar, sie sollte Stollenreifen haben und eine Mischung aus Dirtbike und Moto-Crosser werden.«

Yamaha XS 400 – Zulassungsfähigkeit hat Priorität

Da Zulassungsfähigkeit für ihn absolute Priorität hat, wählt er dementsprechend die zu verbauenden Parts aus, greift auf geprüfte Aftermarket-Produkte zurück und vermeidet Experimente. Für die Änderung des Heckrahmens besorgt er sich einen fertigen Loop mit Papieren und eine passende Sitzbank, für die er passende Aufnahmen anfertigt.

Der Lenker stammt von Tomaselli

Den Tank lässt er unverändert. Anschließend überholt er die Gabel, macht sie mit neuen Federn und dickerem Gabelöl bereit für die neuen Anforderungen als Dirtbike und verpasst ihr ein paar selbstgedrehte Aludeckel als sauberen Abschluss. Am Backend heben längere Stoßdämpfer von RFY den Hintern der XS um dreißig Millimeter an und sorgen gleichzeitig für eine straffere Dämpfung.

Yamaha XS 400 – Keine Risiken mit Gebrauchtteilen

Ein Tomaselli-Vintage-Enduro-Lenker gibt der XS den typischen 70er-Jahre-Look. Davor thront ein Minitacho, der, ganz klassisch, über eine Welle angetrieben wird. Es muss ja nicht immer alles elektronisch funktionieren. »Die verbauten Parts habe ich überwiegend neu zugekauft«, gibt Mirko zu. Risiken mit Gebrauchtteilen will er nicht eingehen.

Neue, längere Stoßdämpfer heben das Heck an und geben gleichzeitig mehr Bodenfreiheit

Am Triebwerk legt er ebenfalls Hand an, lässt es glasperlstrahlen, dichtet es neu ab und installiert neue Luftfilter. »Leistungsmäßig hat sich nicht viel geändert. Sie hat nur 27 PS und schafft gerade mal 120 km/h, aber nur bergab. Doch das ist nicht ihre Geschwindigkeit, denn am wohlsten fühlt sie sich auf der Landstraße unter 100 km/h.«

Megafone-Endtopf mit Eigenbaukrümmern

Daran ändert auch der Megacone-Endtopf nichts, für den er eigens neue Edelstahlkrümmer anfertigt. Dafür ist der Klang richtig knorrig und unterstreicht den Auftritt der kleinen Yamaha. Alle weiteren Arbeiten, wie Schutzbleche, Beleuchtung und Kabelbaum erledigt Mirko mit der ihm eigenen Routine in seiner Werkstatt. »Natürlich musste ich Rücksicht auf die Nachbarn nehmen.

Shinko lieferte die Golden-Boy-Stollenreifen

Da konnte ich nicht nach Belieben die Flex anwerfen.« Deshalb koordiniert er seine Arbeiten am Bike, vermeidet es aber trotzdem weitestgehend, an den Wochenenden zu schrauben, denn die gehören der Familie, wie er ergänzt. Probleme während des Umbaus tauchen bei ihm nicht auf: »Irgendwie ist alles geschmeidig durchgelaufen.« Was nicht wirklich verwundert, denn in Kroatien hatte Mirko eine eigene Motorradwerkstatt und ist mit gewissen Routinen vertraut.

Yamahas XS 400 – Bodywork first

»Letztlich läuft es immer nach dem gleichen Schema: zuerst das Bodywork, dann das Finish.« Bei der Lackierung entscheidet er sich für ein dezentes Grau, nichts Aufwendiges, kein Bling-Bling. Lediglich die seitlichen Nummerntafeln gibt er weg, lässt die 76 draufmalen. Die Bedeutung? »Ganz einfach. Es ist das Baujahr des Motorrads – und auch das Baujahr des neuen Besitzers.«

Viele Teile sind zugekauft und wurden entsprechend abgeändert oder angepasst, so wie Front- und Heckfender

Das Handling sei übrigens super, versichert er. Mit gerade einmal 150 Kilogramm ist die XS aber auch ein echtes Leichtgewicht und beweist, dass Fahrspaß nicht immer in direktem Zusammenhang mit schierer Leistung steht. Die Vorführung beim TÜV war ebenfalls kein Problem. Dank guter Vorbereitung hat Mirkos Dirtbike den amtlichen Segen.

Neues Bike für die Sultans of Sprint

Und warum er sie dann verkauft hat? »Ich baue gerade ein neues Bike für die Sultans of Sprint. Das heißt, ich brauche Platz und Geld«, gesteht er fast schon entschuldigend. Er inseriert es im Netz und schon nach einer Woche wechselt das Bike zum neuen Besitzer, der mit ihm die 2019er Motorradsaison angehen wird. Und von Mirko haben wir sicher nicht zum letzten Mal gehört. Wie bereits geschrieben, er schraubt schon am neuen Projekt. 

 

Christian Heim