»Less is more« war das Motto dieses Boardtrack-Projekts mit dem Motor einer Yamaha XS 650. Doch am Ende entstand ein glänzender Eigenbau.

Strahlend nimmt Mario van Kruysbergen den »Best of Show«-Pokal der Bigtwin Bike Show im niederländischen Rosmalen entgegen. Mit seiner kupfer- und bronzefarbenen Yamaha XS 650 konnte er sich haushoch gegen seine Mitbewerber um den begehrten Preis durchsetzen. Betrachtet man das glänzende Bike im Detail, verwundert das gute Abschneiden des Paralleltwins nicht, zumal Mario sämtliche Arbeiten in Eigenregie durchgeführt hat. Doch wie war es zu diesem einzigartigen Bike gekommen? Seit 40 Jahren fährt der Holländer bereits Motorrad, viele Japaner, Sportster, Shovelheads.

Yamaha XS 650 – Reduzierte Formensprache

»Ich hatte schon viele Harley-Chopper gesehen, mein nächstes Bike sollte etwas Besonderes werden«, erzählt Mario. Zunächst kaufte er von einem privaten Bastler eine Lieferwagenladung voller XS-650-Teile. Angeblich sollte das Sammelsurium drei komplette Motorräder ergeben, was sich jedoch als sehr optimistisch erwies. Angelehnt an die reduzierte Formensprache Boardtrack-Bikes der Zwanzigerjahre entwarf Mario seine »Den Koperen Ploert«, die er mit pulverbeschichteten Oberflächen in Kupfer, Bronze, Stahl und Nickel überziehen wollte. Nachdem er sich einen eigenen Starrrahmen geschweißt hatte, baute er eine passende Springergabel ein und bestückte das Chassis mit 21-Zoll-Rädern.

Mario versuchte das Bike so clean wie möglich zu halten. Gefahren wird daher nur selten und nur bei bestem holländischem Wetter

Aufgearbeitete Trommelbremsen von Honda und Harley-Davidson sollten die Verzögerungsarbeit übernehmen. Benzintank, Lenker oder Auspuffanlage entstanden ebenso im Eigenbau wie die Fußrastenanlage. »Von den XS-Teilen habe ich am Ende kaum etwas genommen«, grinst der Handwerker. Auch für das Zweizylinder-Triebwerk hatte sich der Schrauber etwas Spezielles ausgedacht. Aus Teilen von drei Motoren steckte er einen 650er-Twin zusammen, dessen Zylinderkopf er um 180 Grad drehte. Die beiden Mikuni-Vergaser ragen nun also frech nach vorne.

»Das Drehen des Kopfes war viel mehr Arbeit als erwartet«

Mario rollt die Augen: »Das Drehen des Kopfes war viel mehr Arbeit als erwartet. Ich musste extra neue Kipphebel anfertigen und habe mich für Rollenkipphebel entschieden. Die benötigen aber mehr Platz. Außerdem musste ich neue Ölkanäle bohren, alte Bohrungen zuschweißen und vieles mehr.« In Verbindung mit den glänzenden Oberflächen entstand so nach und nach ein echter Eyecatcher, der in der Lage ist, die versammelten Gegner einer Bikeshow auszustechen.

Nur eine Springergabel passe ins Konzept, befand der Holländer und machte sich an die Arbeit

Doch Mario will mehr. Nachdem er die Verkabelung perfektioniert und einige notwendige Teile nachgerüstet hat, soll seine XS 650 eine offizielle niederländische Lizenz erhalten und damit legal auf der Straße bewegt werden können. Natürlich nur bei schönem Wetter.

 

Onno Wieringa