Wer Freunde wie Peter hat, braucht vor geschmacklosen Geburtstagsgeschenken keine Angst zu haben: Die Geschichte einer Yamaha XS 400.

Die Idee entstand in der Sauna. Peter, ehemaliger Motorradfahrer und heutiger Sportlehrer, klagte während der Schwitzkur ausgiebig darüber, kein Motorrad mehr zu besitzen. Ein Zustand, den nach dem finalen Aufguss keiner mehr hinnehmen wollte: Peters runder Geburtstag war der perfekte Anlass, aus dem ehemaligen wieder einen aktiven Biker zu machen.

Yamaha XS 400 vom passionierten Harley-Schrauber

Ohne ein wirkliches Konzept, aber mit gewaltiger Motivation begann schon am nächsten Tag die Planung. Vom passionierten Harley-Schrauber Jens koordiniert, trugen alle Beteiligten überzählige Bauteile aus dem Privatbesitz in Jens‘ Garage zusammen. Ein ordentlicher Haufen entstand, eine passende Basis fehlte noch. Gut, dass einer der Geburtstagsschrauber sich erinnern konnte, im Hinterhof des Nachbarn eine alte XS 400 gesehen zu haben.

Schmales Grobprofil und minimalistische Teile wie Kurzfender oder Ochsenaugen kommen Peters Hang zu Geländeritten völlig legal entgegen

Gemeinsam begutachteten Jens und seine Crew das nicht mehr ganz so frische Stück. »Technisch war die XS okay, das war schnell klar. Aber sie wirkte, als hätte sie den Dreißigjährigen Krieg nur knapp überlebt. Wie ein Motorrad eben aussieht, das Jahrzehnte im Wald steht.« Doch die Zeit drängte. Von Moos und Vogelnestern befreit, stand der Zweizylinder wenig später in der Garage von Jens.

Rahmen, Motor, Felgen und Auspuff waren noch brauchbar

Nach der Trennung von allen verrosteten Teilen blieben von der Yamaha XS 400 nur noch Rahmen, Felgen, Auspuff und Motor. Die Begegnung mit Bürste, Sandstrahler und Pulverdusche machte sie wieder vorzeigbar. Nachdem sowohl Heckrahmen als auch Schalldämpfer gekürzt worden waren, experimentierten Jens und Kollegen mit dem Arsenal an Zubehör, das sie zusammengetragen hatten.

Die Scrambler-Variation kristallisierte sich für die Jungs als beste aller möglichen XS-Varianten heraus. Budgetfreundlich ist der minimalistische Stil außerdem, es braucht ja nicht viel

Schnell kristallisierte sich ein Scrambler als bestes aller möglichen XS-Konzepte heraus, was auch zu Peters Neigung zur Geländefahrt passte. Ein schlichter Rundscheinwerfer, ein Harley-Rücklicht und Ochsenaugen deckten alle TÜV-Ansprüche an die Beleuchtung ab. Ähnlich minimalistisch verbargen zwei gekürzte Schutzbleche – vorne von einem namenlosen Motorrad, hinten von einem Trecker – die Pneus gewollt schmal.

Sporty-Tank für die Yamaha XS 400

Abgerundet wurde der No-nonsense-Charme der Yamaha XS 400 durch die Kombination aus Eigenbau-Solositz und einem Sporty-Tank samt improvisierten Pinstriping. Alle Zweifler an der Ackertauglichkeit der Japanerin brachte der grobprofilierte Enduroschlappen hinten zum Schweigen.

Kaum zu glauben, dass die XS lange Jahre im Unterholz verbracht hat. Mit auch für Fahrer diesseits der 60 völlig ausreichender Dynamik prescht Peters Geschenk über Stock und Stein. Geringes Gewicht und niedrige Sitzposition machen jede Runde auf und abseits der Aschenbahn zum Ereignis. Man muss kein Sportlehrer sein, um das zu genießen, obwohl die neidischen Blicke der Oberstufenschüler schon ein netter Bonus sind

In einer knappen Woche Bauzeit entstand so pünktlich zu Peters Party eine originelle und offensichtlich konsequente Schotterschleuder. Überreicht und euphorisch beklatscht im thüringischen Hinterland, folgte ein Schreckmoment: Freudetrunken schwang sich Peter auf das frisch ausgepackte Krad und verschwand zwischen den Feldern, tauchte irgendwann aber doch breit grinsend wieder auf.

Bei Wind und Wetter

Seither fährt Peter auf der XS bei Wind und Wetter zur Arbeit und dort seinen Schülern beim Waldlauf hinterher, wie er in der Sauna immer wieder gerne erzählt.

 

Max Link