Mit der Triumph Scrambler einfach querfeldein von Rom nach Eldorado, ein unbefangener Wochenendtrip zu Wyatt Earp und Lenin
Im Zeitalter von Satellitennavigation verliert selbst ein Trip in die mongolische Steppe an Abenteuer, wenn das Smartphone mit Nomaden-App zielsicher zur nächsten Jurte führt. Elektronische Fahrassistenten machen eh die Fahrzeuge Stück für Stück intelligenter als ihre Fahrer: Faule Hirne übertragen ihre Verantwortung den Maschinen. Anders empfinden wir Custombiker, und als Serienmotorrad passt die Triumph Scrambler erfrischend gut in unsere Welt. Ohne fiepsende, blinkende und korrigierende Warnungen degradiert sie dich nicht zum dummen Tölpel, sondern ist noch ursprüngliches Werkzeug in deinen Händen.
Für das Kind im Mann
Du darfst Grenzen spüren und erweitern lernen, ein Menschenrecht. Kein Schlupfwart verbietet dir, das Hinterrad frei drehen zu lassen, Blockaden löst du selbst, nicht ein ABS. Noch, denn in zwei Jahren wird per Gesetz der Spaß vorbei sein. Irgendwann wird man uns noch zu Gleichgewichtsgyroskopen zwingen, weil nur zwei Räder zu gefährlich seien … Man fragt sich, wie wir bloß unsere Jugend überleben konnten, ohne Fahrradhelmpflicht, beim Kumpel auf dem Gepäckträger mitfahrend. Ich möchte heute kein Kind sein. Glücklicherweise ist es ja nie zu spät für eine schöne Kindheit, und so tobe ich voll Lebensfreude mit der Triumph Scrambler im Dreck.

Tolle Sandkastenspiele lassen sich in der Mark Brandenburg erleben, die Freiraum satt bietet. Statt eingepfercht zwischen den Betonleitplanken der Autobahn lieber den natürlichen Weg wählen. Außerhalb des Berliner Rings A10 staubt man kurzerhand von Rom über Strasburg auf den Feldberg, überwindet von Himmelpfort nach Fegefeuer gar alles Irdische. Andere Ortsnamen wie Hammelspring oder Vogelsang dokumentieren dabei deutlich, dass sich insbesondere in der Uckermark Fuchs und Hase gute Nacht sagen und unbefestigte Waldwege ganz normale Infrastruktur sind. Des Pendlers Leid, des Scramblers Freud.
Wasser, Boote und unsere Triumph Scrambler
Eine kurze Piste führt von der B109 zur Schleuse Kannenburg, die ganz in unserem Geiste ehrlicher Handarbeit steht. Hier werden Großer Lankensee und Großer Kuhwallsee verbunden, damit Boote und sogar das historische Fahrgastschiff Uckerperle aus Templin verkehren können. Um die Tore mit reiner Muskelkraft zu bewegen, muss der Schleusenwart ordentlich zupacken. Wer da allein vom Zuschauen Schweißperlen bekommt, stärkt sich im gemütlichen Gasthaus direkt an der Schleuse.

In der Region ist ebenfalls richtig, wer schnell mal von Amerika nach Russland will: Nur ein paar Kilometer nördlich liegt die Westernstadt »Eldorado«, in der Asphalt-Cowboys wahlweise in Tipi, Blockhütte oder Fort übernachten können. Eldorado lockt mit Treffen für US-Cars und Biker, Konzerten, täglichen Stuntshows, dazu Viehzeug, Pferde, Greifvögel. Vierzig Meilen ostwärts dagegen veranschaulicht das Luftfahrtmuseum Finowfurt den einst schnellen Zugriff der Sowjetunion.
Heimat für das Race 61
Rund ums Lenin-Denkmal des ehemaligen Militärareals gruppieren sich Jagdflugzeuge diverser Epochen, Hubschrauber, aber auch Zivilmaschinen der ostdeutschen Interflug. Von hier kann man noch immer im Passagierdoppeldecker Antonow AN-2 abheben und das Biosphärenreservat Schorfheide von oben betrachten. Dieses Vergnügen kennen Besucher des jährlichen »Race 61«, das auf einer der Startbahnen ausgetragen wird. Ein brachiales Scramble ermöglicht übrigens die Geländefahrt im Truppentransporter.

Weniger aufwühlend gestaltet sich mein Ritt auf der Triumph Scrambler. Leichtfüßig galoppieren ihre rund 60 Pferde durch die Steppe, das sind mehr, als Steve McQueen mit seiner getunten Metisse-Triumph jemals durch US-Wüsten peitschen konnte. Mit 70 Nm Drehmoment bilden die Hügel der Märkischen Schweiz kein Hindernis auf dem weiteren Weg durchs Urstromtal in den Fläming südlich von Berlin. Dort wirbeln beim Classic Cross in Wietstock die Vorbilder der 900er Scrambler mächtig Staub auf. Marken von AJS bis Zündapp schlagen derbe Töne an, von denen der moderne Twin nur träumen darf. An ihm beschränkt sich dafür der technische Dienst aufs Kette spannen, bevor ich den Sonnenuntergang an einem der zahlreichen Seeufer genießen.

Hallo !der Bericht hat mir wirklich gut gefallen! Ich bin ebenfalls Besitzer einer Triumph Scrambler und ich habe sie sehr in mein Herz geschlossen! Sehr interessante Tour die zum Nachahmen einlädt! LG Hermann