Will man am Fahrwerk keine massiven Veränderungen vornehmen, bietet sich für die Yamaha SR 500 ein eher sportlicher Umbau an. Wer sich reinhängt, bekommt für überschaubaren Aufwand ein echtes Gute-Laune-Bike.
Klar, es gibt auch sie, Chopper und Bobber auf Basis des Yamaha-Eintopfs. Einfach umzusetzen sind die allerdings nicht, ist doch ein neuer Rahmen – der gern auch mal starr sein darf – dafür fast zwangsläufig notwendig. So ist es logisch, dass die meisten SR-Customs in die sportliche Richtung driften. Und das passt zu Dany Klemens aktueller Motorrad-Präferenz ganz prima.
Yamaha SR 500 mit möglichst wenig dran
Mit einer Vespa hatte er einst angefangen, später kam eine Kawa dazu, aktuell schlummert eine zerlegte Speed Triple in seiner Garage, »die gefällt mir optisch nicht so ganz, das soll schon auch Richtung Scrambler gehen«, erklärt der Nürnberger. Die Richtung für die angesagten Spaßbikes ist klar, möglichst wenig dran, in Danys Fall auch gern mit rattiger Optik.
Zusammen mit Freunden vom Klamottenlabel »Dandy Style Company« plant er seinen Umbau, was das spätere Design angeht, Schrauber Peter Bloß setzt die technischen Notwendigkeiten um. Zunächst darf der Motor unter die Lupe. Zwar wird der Einzylinder nicht geöffnet, aber doch zerlegt. Eine umfassende Überholung ist bei älterem Baujahr schlicht zwingend notwendig.
Die komplette Auspuffanlage wandert auf die linke Seite
Nach den Säuberungs- und Einstellungsarbeiten gibt es fürs Aggregat eine mattschwarze Pulverbeschichtung. Anders als beim Basisbike wandert der Eigenbau-Krümmer mitsamt Straight-Cut-Schalldämpfer auf die linke Seite des Motorrades. Auf eine scramblertypische Höherlegung verzichtet Dany und auch eine Leistungssteigerung braucht er nicht. Gerade die oft angemahnte Schwachbrüstigkeit des Eintopfs stört ihn gar nicht, »ich fahr und lieb die so, wie sie ist.«
Für die aufgeräumte Optik unterm Sitz wird der Rahmen im Heck geändert, normal bei Umbauten dieser Kategorie. Auf dem Rahmenheck thront eine schmale, lange Sitzbank, Eigenbau mit Karo-Stick. Entscheidende Fahrwerkskomponenten wie Gabel und Schwinge bleiben original, auch die Federbeine. Trotzdem beißt sich Dany gerade in Sachen Fahrwerk fast die Zähne aus. »Ich wollte auch vorn unbedingt ein klassisches Speichenrad mit Trommelbremse haben.«
Yamaha SR 500 – Vorn und hinten gleich große Räder
Er sucht lange, denn da die SR nur in ihrer letzten Baureihe vorn mit Trommel fuhr, ist entsprechendes Material nur schwer und vor allem kostenaufwendig zu bekommen. Ein Jahr dauert die Suche, viel Zeit, aber wer es authentisch mag, muss sich zuweilen in Geduld üben. Beide Räder, vorn und hinten gleich groß, bekommen grobstollige Heidenau-Reifen verpasst. »Hinten war vorher ein breiterer Bobberreifen montiert, so mag ich das dann doch wesentlich lieber«, erklärt Dany.
Bei weiteren Teilen setzt er auf Minimalismus, nur die nötigsten Komponenten dürfen an die Yamaha. Minitacho seitlich am Tank, der Spiegel links seitlich am Standrohr montiert, Lenkerendenblinker, Mini-LED fürs seitliche Kennzeichen – alles da, was ein ordentlicher deutscher TÜV-Prüfer sehen will.
»Gewollter Alterung sieht man ihre Künstlichkeit immer an«
Und dann ist da noch die Sache mit dem Lack. Es haben sich schon viele Schrauber große Mühe gegeben, ihre Bikes künstlich altern zu lassen, Rost- und Patinalack sind gern genommene Hilfsmittel. Dany macht es sich nicht so schwer, zumal er der Meinung ist, dass man einer gewollten Alterung ihre Künstlichkeit immer ansieht. Deshalb wird bei ihm nur sandgestrahlt.
Auf dem Tank klebt er mittig einen breiten Streifen ab, unter dem schaut später der schwarze Originallack hervor. Für die restliche Optik verbringt die Yamaha einfach ein paar Regennächte vor der Garage, der Rost kommt von allein. Darüber eine Schicht Öl, fertig. Gelegentlich ölt Dany etwas nach, »wie bei einem guten Holzfußboden«, lacht er.
Yamaha SR 500 – Kleine Zicke
Passend zur gewünschten Optik ist übrigens klar, dass Danys SR ausschließlich angekickt wird. »Sie ist eine kleine Zicke und manchmal dauert es schon, bis sie anspringt. Aber na ja, sie ist es mir wert.«
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Super schön das Bike, genau so mag ich es – einfach – schnörkellos – mit Patina. Einem Motorrad muss man sein Leben ansehen (auch wenn man mit Regen nachhilft). Klasse 🙂
Moin, vor 20 Jahren war die SR- Szene schöner aufgestellt
Vor 20 Jahren war das Wetter auch noch besser …