Vespa PX80 unter Terrorverdacht: Hamburgs streitlustigste Wespe und ein Ampelkiller mit ordentlich Kubik und einer Menge Krawall im Helmfach.

Herrje, schon wieder so ein rollendes Hindernis, das zweitaktend an der Ampel nach vorn knattert und die Pole Position einfordert. Aber immerhin, eine Vespa mit Blechhintern, wenigstens was mit Stil. Jedem das Seine, aber so … bing … Ampel grün. Das vermeintlich 80 ccm große Motörchen brennt einen Blitzstart in die Rushhour, dass einem die Kinnlade ziemlich heftig auf den eigenen Tank knallt. Jetzt aber schnell sortiert, die Gänge nahe dem Begrenzer durchgeladen und, uff, tatsächlich vorm nächsten Rot das ölbrennende Projektil noch weggeschnupft. Haarscharf an der Schande vorbeigeschrammt. Was ist das für ein Krawallteil? Auf dem Parkplatz und bei ’ner Fischsemmel gibt’s anschließend eine Lehrstunde in Zweiradmechanik und Blecharbeit.

Terror-Wespe mit fünzig Pferden

Marek aus Hamburg hat die Vespa PX80 von Grund auf neu gebaut. Herz des Ganzen ist ein 349-ccm-Husqvarna-Motor aus einer WR-360-Crossmaschine. Um die 50 PS fallen damit über das Vespachassis her, der Wahnsinn. »Im Grunde ist es nicht schwer, einer Vespa 50 PS zu entzaubern, nur ist der Originalmotor weiterhin auf 12 PS ausgelegt«, erklärt der Vespa-Fan bereitwillig. »Daher fliegen einem regelmäßig die Triebwerke um die Ohren.« Standfeste 50 PS in einer Vespa war also der Traum, der in Erfüllung gehen sollte.

Die Heckteile von drei geschlachteten Vespa PX80 sind nötig

Leichter gesagt als getan, denn in Sachen Rahmen bietet die Vespa nur gepresstes Stahlblech als Basis. Das ist mit dem großen Motor und neuem Getriebe deutlich überfordert. Drei weitere Heckteile von Schlachtwespen mussten dran glauben, um die 20 Kilo Mehrgewicht des Motors stabil zu tragen. Die Kraft muss aber auch auf die Straße, die Schaltung und Wasserkühlung des Einzylinders brauchen ebenfalls etwas Zuwendung. Ein langer Blick auf die Lösungen von Eric Buell gaben Inspiration, um die Federkräfte von Heck und Antrieb zu nehmen und das Federbein von Wilbers schließlich unter dem Vehikel zu platzieren.

Nur gepresstes Stahlblech als Basis

CNC-gefräßte Halterungen allerorts lassen erneut die Fähigkeiten erkennen, die hier Anwendung fanden. Die Handschaltung des Originals sollte beibehalten werden, die Husky bietet aber nur Fußschaltung. Ein Magnetschaltersystem für fußversehrte Motorradkrieger wurde an den Umbau angepasst. Mitgedacht und geil gemacht! Als der Rohling schon auf dem Kopf lag, wurde auch gleich ein Plätzchen für den Wasserkühler gefunden. Ob der auf Dauer dort dicht bleiben kann, wird sich zeigen, aber Marek ist immer noch dran neue, bessere Lösungen zu finden.

Terror-Wespe mit Husqvarna-Stachel

Wo 50 PS rausgehen, müssen ebendiese auch wieder eingebremst werden. Das übernehmen angepasste Bremsen aus dem Motorradbau in Form einer Scheibenbremse vorn und einer Trommel hinten. Bedächtig schleicht man um den verrückten Umbau herum und nickt anerkennend den einzelnen Bauteilen zu. Da muss Marek aber schon wieder weiter – er zieht ordentlich am Kabel und mit leicht erhobenem Vorderrad ballert die Ten-Inch Terror in Richtung Elbtunnel.

 

Jens Kratschmar