Udo Kohse ist Customizer, Metallkünstler und liebt aufwendige Projekte, die hohe Anforderungen stellen und manchmal auch eskalieren.

Ich werde oft gefragt: »Mann, wieso machst du das? Später, wenn alles lackiert oder beschichtet ist, sieht doch sowieso kein Mensch mehr, was da für eine Arbeit drinsteckt.« Nun, das kann gut sein, aber diejenigen, die sich auskennen und sich für ein Bike, das in Handarbeit gebaut wird, wirklich interessieren, die sehen das. Vor allem aber auch sehen sie die Liebe zum Detail. Außerdem habe ich einfach den Anspruch an mich selbst, immer einhundert Prozent zu geben. Erst dann bin ich zufrieden und kann gut schlafen. Und wenn es der Kunde abschließend würdigt, ist doch alles gut.

»Ich habe den Anspruch, immer einhundert Prozent zu geben«

Eine Eskalation (andere nennen es auch einfach Stundengrab) an einem Bike beginnt meist mit einem sehr aufwendigen Bauteil zu Beginn des Projekts – bei mir sind es in der Regel die Blecharbeiten. Es kann aber auch eine sehr komplexe technische Lösung sein, und das war es dann schon mit »Standard«. Schließlich muss der Rest dann ebenfalls zu diesem ersten besonderen Teil passen, sonst wäre der Aufwand ja für’n Arsch gewesen.

Ich plane eigentlich nur das Fahrwerk an einem Bike. Alles andere baue ich quasi »freestyle«. So macht es mir am meisten Spaß. Wenn allerdings das Fahrwerk (Rahmen, Motor, Räder, Bremsen) schon sehr aufwendig und kostenintensiv gestaltet wird, dann braucht es natürlich auch einen dementsprechenden Tank. Seine Form sollte nicht gerade »von der Stange« sein. Wenn der Tank dann richtig geil aussieht, muss der Rest der Blecharbeiten, zum Beispiel auch Heck, Öltank und weitere Bauteile, ebenfalls dazu passen.

Motormensch Udo Kohse – Alles Handarbeit

Und so geht das dann mit jedem Bauteil immer so weiter. Ganz gleich, ob es der Lenker, die Fußrastenanlage oder die Bremsleitungen sind, alles wird natürlich in Handarbeit angefertigt, weil »Standard« ja nicht mehr dazu passt. Und so nimmt ein Eskalations-Bike dann seinen ganz natürlichen Lauf. Das Problem ist nur, wenn man dann nach der Rohbauphase, wenn alles angefertigt ist, endlich wieder zur Besinnung kommt und die Arbeitsstunden zusammenzählt, gibt es diesen kleinen Schockmoment in Form mehrerer hundert Stunden. Wie gesagt, und das war dann nur der Rohbau.

Unterschiedliche Kunden, unterschiedliche Bikebuilder

Selbstverständlich braucht es für spezielle Arbeiten auch besondere Kunden. Nicht jeder hat ein Auge dafür oder gar den Anspruch, unbedingt so ein Bike haben zu wollen. Aber das ist auch gut so. Unterschiedliche Kunden mit verschiedenen Ansprüchen und natürlich auch mit verschieden großen Geldbeuteln. Passend dazu gibt es schließlich auch die unterschiedlichsten Bikebuilder – und so findet in unserer Szene am Ende jeder Topf seinen passenden Deckel.

Info | bike-project.com

Redaktion
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