Lucas Gregorowicz ist bekannt als motorradfahrender Kommissar aus der Fernsehserie »Polizeiruf 110«. Auch privat ist er ein Motormensch

CB: Zuerst die brennendste Frage, wie und wann es dich in die Motorradwelt gezogen hat?
Lucas: Oh, das ist eine ganz kurze Geschiche. Mein Onkel war polnischer Speedway-Meister, ist in der polnischen und englischen Liga Rennen gefahren. Und so wie man hier in Deutschland zum Fußball geht, sind wir jeden Sonntag zum Speedway gegangen. Als ich vier Jahre alt war, hat er mich das erste Mal auf dem Tank sitzend auf einem Speedway-Motorrad mitgenommen. Das war so die Initialzündung, etwas, was ich nie vergessen werde. Natürlich wollte ich dann auch Speedway-Rennfahrer werden. 

Wie ging es dann weiter?
Dann war lange nichts, denn Speedway fahren durfte ich von meinen Eltern aus nicht. Trotzdem drehte sich das ganze Leben bei uns nur um eben diese eine Sache. Mit acht hatte ich meinen ersten Unfall auf einer 50er Simson, als ich im tiefen Sand gefahren und an einem Betonpfeiler hängen geblieben bin, weil ein Hund im Weg stand. Daher auch meine Urangst vor tiefem Sand. Hätte ich damals gekonnt, was uns Jens Kuck hier in Almería beigebracht hat … 

Einmal Paris-Dakar

Im Alter von zehn Jahren sind meine Eltern dann mit mir von Polen nach Deutschland ausgewandert. Weiter ging es dann mit sechzehn, da hatte ich einen Roller, eine Vespa PX 80. Doch mein erstes Motorrad war schließlich eine Yamaha XT 500. Ich hatte immer vom Reisen geträumt, weit weg, offroad, einmal die Rallye Paris-Dakar fahren, das wäre es gewesen. Zwar haben meine Fähigkeiten und mein Ehrgeiz dafür nicht gereicht, gereist bin ich trotzdem viel, bin mit der XT 500 nach Portugal gefahren, nach Süditalien, hab ganz Deutschland mit dem Ding bereist. Abends wurde dann immer drangeschraubt, was tagsüber abgefallen ist. So habe ich letztlich auch einen engeren Bezug zum Motorrad und seiner Technik bekommen. 

Leider ist mir die XT dann geklaut worden. Allerdings habe ich zu diesem Zeitpunkt schon von alten, englischen Motorrädern geträumt. Wegen Che Guevara wollte ich unbedingt eine Norton International haben, aber die war schon damals viel zu teuer. Vor fünfzehn Jahren habe ich schließlich eine Norton Commando recht günstig bekommen. Zwischendrin hatte ich noch eine Honda CB 550 und eine BMW R 80 GS, mit der ich bis an die syrische Grenze gefahren bin. Also immer reisen und weit weg. Seitdem fahre ich aber hauptsächlich die Norton Commando, habe aber noch nebenbei mit einem Kumpel eine 1951er Triumph Thunderbird restauriert. 

Foto: markus-jahn.com

Wie viele Motorräder befinden sich jetzt in deinem Besitz?
Die beiden genannten alten Engländer, eine von LSL umgebaute Triumph Thruxton, die als Dienstmotorrad im Polizeiruf zum Einsatz kam. Die habe ich auch viel gefahren, besitze sie aber nicht mehr. Stattdessen gibt es jetzt eine BMW R nineT Urban G/S mit vielen Teilen von LSL und Wunderlich. Und um ehrlich zu sein, fahre ich mittlerweile auch ganz gerne  Motorräder mit Blinker, Scheibenbremse und E-Starter. 

Welche Motorräder bevorzugst du?
Ich bin eigentlich immer auf der Suche nach einem Motorrad mit Seele, so wie meine XT früher oder die Norton. Wenn es ein modernes Motorrad sein soll, dann muss es für mich mehr sein, als nur die Summe seiner Einzelteile, es braucht irgend so eine Art Zauberstaub. Leider gibt es deshalb nicht viel Auswahl für mich. Umbauten, die toll anzusehen sind, das hat etwas Persönliches, das sind fast schon Objekte zum Bestaunen. Meine umgebauten Motorräder von LSL damals, das war unglaublich gute Ingenieurskunst, wie das Fahrwerk geändert und das Motorrad wirklich fahrbarer gemacht wurde. Wenn die Form der Funktion folgt, das mag ich gerne.  

Lucas Gregorowicz schraubt ab und an auch selbst

Schraubst du auch selbst oder fehlt dir die Zeit dafür?
Ein bisschen. Die Peripherie muss man schon beherrschen, wenn man die alten Dinger fährt. Die Kette spannen, alles mal nachziehen, eventuell auch einen Fehler finden, das mache ich dann immer selbst, wenn ich unterwegs bin, aber ich habe jetzt nicht wirklich die Zeit und auch nicht das Know-how, ein Motorrad auseinanderzunehmen und wieder zusammenzusetzen. 

Zeit zum Fahren bleibt dir aber noch?
Ja, die Zeit zum Fahren nehme ich mir und ich fahre auch wirklich viel das ganze Jahr über, sofern es geht.

Foto: Puria Safary

Dein Wunschmotorrad, das du gerne noch in deiner Garage sehen würdest?
Das wäre die Yamaha Ténéré 700. Du hast bei dem Motorrad ganz einfach das Gefühl auf etwas total Ehrlichem zu sitzen. Die hat mich Offroad, auf der Straße oder auch auf der Autobahn begeistert. Sie vermittelt dir sofort das Gefühl, dass du mit ihr bis ans Ende der Welt fahren kannst. 

Ein Leben ohne Motorräder? Für dich vorstellbar?
Absolut nicht. Ich finde die Wintermonate schon hart. Wenn die ein Leben lang dauern würden, das wäre echt schwierig. Man kommt sich so armselig vor, wenn man plötzlich zu Fuß gehen muss. 

 

Garage21