Heute in Frau Reuters Praxistest: Distanzbuchsen, eine Thermoskanne und Bremsenreiniger als Starthilfespray. Das geht aber nur mit Aceton!

Ich muss mich erst mal sammeln. Da hat doch schon wieder ein aufmerksamer Leser ein Brieflein geschrieben und mich wissen lassen, dass es die schwarzen Alu-Distanzbuchsen von Louis auch verchromt gibt. Leser Eric, ich vermute mal, er ist Herrentoilettenvermieter in Niederwürzbach, meint nämlich, dass er den Tränen nahe war, als er die schwarzen Buchsen in unserer vorletzten Ausgabe sah. Er sei ja Chopperfahrer und da müssen die Dinger verchromt sein. Nun, Eric, das war vor dreißig, vierzig Jahren so. Die Chromzeiten sind eigentlich vorbei. Ich als Trendsetter der ersten Stunde verrate dir hier – und nur Dir: Grau ist das neue Chrom. Wer dennoch aufgrund einer attestierten Geschmacksdemenz oder aus religiös-romantischen Gründen zum Chrom greifen möchte: Bitte! Dies ist ein freies Land. Noch.

Das einzig wahre Buchsenluder

Jedenfalls hat Eric recht, und da bin ich ihm auch von Herzen dankbar, es gibt diese Buchsen tatsächlich. Sie sind allerdings eher CHROMFARBEN, denn mein Auge und meine Feile haben festgestellt, dass es sich vielmehr um silber eloxiertes Alu handelt. Und die schwarzen Brüder dieser Buchsen sind – richtig geraten – SCHWARZ eloxiert. Nach wie vor sind die Scheißdinger ein sogenannter »No Brainer«, sprich, die kann man bedenkenlos kaufen, für die nicht mal fünfzehn Euro pro 6er-Satz kann man die Buchsen nicht selber machen.

Ein schwarz-grauer Strauss des Glückes: Die günstigen Buchsen gibt es für jeden Geschmack

Und nun für alle, zum Mitschreiben: Distanzbuchsen M8, zwei 10er, zwei 15er und zwei 20er-Höhen mit je 20 Millimeter Außendurchmesser, gibt’s in schwarz eloxiert und silber eloxiert. Die Buchsen, die die Louis-Heinzelmänner auf ihrer Website abgebildet haben, sehen komplett kacke aus. Die echten Buchsen, die ihr bestellt, sehen SUPER aus, so wie auf meinem Foto. Danke Eric!

Der Praxistest beweist: No Aceton, no Life

Und nun, ihr kleinen Hasen, kommen wir gleich zum nächsten Tagesordnungspunkt. Ein eher ärgerlicher Punkt, finde ich. Eric, du kannst dich wieder hinsetzen. Erinnert ihr euch, dass ich mal Bremsenreiniger als Starthilfe empfohlen habe? Und zum Aufspüren von Undichtigkeiten im Ansaugbereich? Egal. Jedenfalls hab ich dem Totengräber von der anderen Straßenseite meinen Bremsenreiniger geliehen, weil unsere gemeinsame Motorhacke nicht ansprang. Nach drei Tagen wollte ich die geile Hacke zurückhaben und selber mal ’nen bisschen Gas geben und plötzlich ist das tolle Starthilfespray weg. Also der Bremsenreiniger. Ich hab natürlich SO einen Hals und sach, dass ich aber so ein Spray brauche, sonst geht hier gar nix und überhaupt. Und der Totengräber eiert mit seinem Herrenrad los und kommt mit Förch-Bremsenreiniger zurück. Aber nun glaubt man nicht, dass die verdammte Hacke anspringt! Tut sie nicht! Wir haben am Anlasserkabel gerissen wie die Blöden, Zeter und Mordio geschrien – nix. Bis mein Blick auf die Spraydose fällt: »Acetonfrei« steht da.

Durchgefallen: Der Bremsenreiniger der Firma Förch konnte als Starthilfe nicht überzeugen. Aceton hätte die Nummer retten können

Ja, verdammt nochmal, deswegen benutze ich den Scheiß doch – wegen des Acetons! Wie können die Spaßvögel von Förch denn einfach das bekackte Aceton weglassen? Darum geht es doch eigentlich. Anionische Tenside hab ich auch in der Pisse, die müssen sie nicht in Dosen füllen. Ihr merkt, ich geh da richtig ab. Das ist, wie wenn ihr in den Puff geht, um mal richtig abzuvögeln und da liegt nur ein warmes Mettbrötchen auf dem Bett. Wenn ihr also ökologisch bedenkenlos Teile und Bremsen von Öl und Dreck befreien wollt, nehmt dieses schwuchtelige Förch-Zeugs. Wenn ihr aber was wegschaffen wollt, wo kein Gras mehr drauf wächst, dann kauft Bremsenreiniger MIT Aceton. Dann könnt ihr damit auch Starthilfe geben und Luftlecks ausfindig machen.

Billigbrille im Praxistest

Wir haben jedenfalls, nachdem wir einen Beruhigungslikör aus dem Saftglas genommen haben, eine Dose JMC-Starthilfe-Spray bei Matthies gekauft und die Hacke sprang auf Schlag an. Das alte Startpilot, die Mutter aller Starthilfesprays, hatte ich noch im Regal stehen, aber da war im Laufe der Jahre kein Treibgas mehr drinnen. Schade. Das ist nämlich schön klein und ideal für die Reise – nur mal so als Empfehlung am Rande. Und nun endlich was Positives: Ich bin ja altersbedingt weitsichtig. Sprich, wenn ich dreißig Zentimeter vor der achtzigjährigen Frau Kleinfeld stehe, sieht sie aus wie zwanzig. Sie wackelt nur mehr als ’ne Zwanzigjährige. Wenn ich also an meinem Bock rumschraube, muss ich immer meine Lesebrille tragen. Das ist aber umständlich, weil, wenn ich dann weit gucken will, muss ich die Brille hochschieben. Oder runterschieben und drübergucken und dann fällt meist die Brille von der Nase und alles ist Mist.

Klitzeklein und superpraktisch: Reiselesebrillen kosten nicht die Welt, machen aber unter Umständen kleine Dinge groß – ein echtes Männerprodukt

Meine Frau, die noch nicht wackelt, hat mir aber letztens aus der Stadt eine Brille mitgebracht, die ich sogar schon mal vor Jahren hatte: Eine Reiselesebrille. Die ist ultraklein, da kann man astrein rüberlinsen, und wenn man sie nicht braucht, packt man sie in ein Alu-Etui und steckt das in die Innentasche. Mit etwas übertriebener Dioptrienzahl wirkt sie sogar wie eine Bastel-Lupe. Diese Dinger gibt es im Netz ab acht Euro. Die kann man verwenden. Wer seine Augen lieb hat, fragt seinen Optiker, der hat sowas auch in hochwertig, das kann dann schon mal 70 Euro kosten. Wie schon erwähnt: Selbst wenn man NICHT weitsichtig ist, kann eine höhere Dioptrienzahl für frickelige Basteleien durchaus von Vorteil sein. Ich will gleich meinen Heizungsthermostat im Keller auswechseln und werde ganz sicher nicht ohne diese Brille ans Werk gehen. Für acht Euro macht man gar nix falsch. Die Nutten von Amazon haben sowas im Programm.

Das warme Glück

Der Oberknaller dieses Monats ist meine neue Thermoskanne für unterwegs. Thermoskannen können so dermaßen nerven, weil sie groß und sperrig und nicht immer richtig dicht sind, manchmal gehen die auch kaputt. Es ist zum Heulen. Nun hab ich aber die Emsa-Senator in der 0,5-Liter-Reise-Version entdeckt. Die passt in jedes Gepäckbündel. Das Gute ist, dass die Kanne absolut dicht ist. Man muss lediglich den roten Schniepel auf der Oberseite hochdrücken, den Deckel abschrauben, heißes Getränk einfüllen, den Deckel wieder aufschrauben, den Schniepel wieder runterdrücken, der dann nämlich eine mächtige Dichtung an den Innenhals der Kanne drückt, und fertig.

Die Thermoskanne: Muss gern mal als Protagonist in billigen Fernfahrerwitzen herhalten, dabei hat sie auch andere nützliche Aspekte. Die von Reuter ist kaum größer als eine Dose Starter-Spray – und hält wärmer

Da kommt kein Tropfen raus. Niemals. Zum Einschenken wird einfach der Schniepel wieder hochgedrückt und da wo ein Pfeil zu sehen ist, läuft das Getränk raus. Astrein! Man wird nie vergessen, den Schniepel wieder runterzuklappen, weil er so präsent in der Gegend rumsteht. In meinen Augen die beste und idiotensicherste Thermoskanne aller Zeiten, die mit 24 Zentimetern Höhe und einem Durchmesser von nicht mal acht Zentimetern kaum dumm auffällt. Die leere Kanne wiegt 400 Gramm und der Kaffee darin bleibt locker zwölf Stunden heiß. Ein Ersatzdeckel kostet nur vier Euro – ich bin begeistert. Die Kanne selbst schlägt mit rund zwanzig Euro zu Buche. Dafür kann ich sie nicht selber machen. Schniepel ist übrigens ab heute ein regulärer Fachbegriff.

Es grüsst, mit den letzten Herbstsonnenstrahlen in der ölverschmierten Fresse, euer Martin

Wenn jetzt wieder irgendein Klugscheißer von euch seinen Senf in der Redaktion abgeben will – nur zu. Heute hab ich mir jedenfalls keinen Patzer geleistet, das weiß ich ganz genau. Oder, Eric?

Es grüsst, mit Herbstsonnenstrahlen in der ölverschmierten Fresse – Euer Martin

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.