BMW R 1200 C – Maximator



Erster Denkansatz: Ein knallharter Racer! Endergebnis: Warum nicht mal anders? Ulf Musekamp und seine BMW R 1200 C

Ulf und seine BMW K 75, was für ein brutales Team, das vor Jahren unseren privaten Schrauberwettbewerb »Build da Fukker« bereicherte. Innerhalb von fünf Monaten baute Ulf damals ein Starrrahmen-Dragbike auf Basis der Dreizylinder-BMW K 75 komplett neu auf und gestand schon da, »ich glaube, ich brauche den Druck beim Bauen.« Denn dass die Projekte, die sich der Bayer noch so vorgenommmen hat, eigentlich für mehr als ein Leben reichen, das gibt er selbst zu.

Von wegen für die Galerie, Ulfs BMW-Chopper fährt sich hervorragend

Zumal da noch ein Job, eine Frau und drei Kinder sind, die Aufmerksamkeit verlangen. So muss auch sein aktuelles Bike auf Basis der BMW R 1200 C in nur fünf Monaten entstehen, abzüglich der zwei Wochen Familienurlaub, die schon gebucht waren. Die einmalige Chance für Ulf hatte ihm ein echter Szene-Gänger verschafft.

Gebaut für eine exklusive Ausstellung

Roland Stocker, seines Zeichens geistiger Vater der BMW R nineT, spielte Ulf eine Ausschreibung zu. Für seine exklusive Ausstellung »Passion Built – from Garage to Gallery«, die im Rahmen der Sturgis Rally stattfinden sollte, sucht der US-Szene-Fotograf Michael Lichter Umbauten von Privatschraubern.

Der amerikanische Fotograf Michael Lichter suchte für eine Ausstellung im Rahmen der Sturgis Rally noch Umbauten

»Das passte zu mir, wie die Faust aufs Auge«, sagt Ulf, »da wusste ich, was ich zu tun hatte.« Wie gesagt, diverse Projekte hat er sowieso im Kopf, eines davon musste nun in die USA. Die eigene Zielsetzung dabei lautete: Volle Kanne Sprinter! Daraus wurde allerdings am Ende nichts.

Besonderes Merkmal: Duo-Lever-Gabel

Die massive Duolever-Gabel ist beim Umbau gesetzt. Schon in seinem Fukker hatte Ulf auf das Prinzip aus dem Hause BMW gesetzt. Und auch die Slicks stehen schon bereit, sowie ein paar Carbonteile. Den Rahmen würde der Bayer wieder selbst bauen, »und weil es hier tatsächlich um ein Showbike ging, konnte ich da machen, was ich wollte und worauf ich Bock hatte.«

Extrem luftig dient der Motor beim »Maximator«-Umbau als tragendes Rahmenelement

Mehrere Lenker probiert Ulf an der Gabel aus, zünden will irgendwie keiner so recht. Und dann ist da dieser Apehanger, er gibt den Ausschlag »einfach mal anders zu denken«, wie Ulf sagt. Dass er ihn mit Stummeln kombiniert und eine hintere Fußrastenaufnahme am starren Rahmen vorgesehen ist, geschenkt. Da kann der Sprinter im Schrauber nicht aus seiner Haut.

Feine Parts für den 1200er Boxer

Auch beim Neuaufbau des Motors aus einer 2000er R 1200 S wird die heimliche Leidenschaft gepflegt. Ulf verpasst dem Boxer vorsichtshalber mal eine Race-Kupplung. Dazu kommen offene Alutrichter, Dell’Ortos, eine neue Zündung und mehr. Der Serienkrümmer wird mit Endrohren von Hattech gekrönt.

Schmale Silhouette mit ausladenden Zylindern

Nur eines mag Ulf nicht, die Abdeckung der Elektrik will bis heute nicht gefallen, »aber ich hatte halt diesen Zeitdruck und da kamen schon fertige Teile gerade recht«, entschuldigt er sich. Er wird das unschöne Detail noch durch eine Abdeckung aus Metall ersetzen, da ist er sicher. Zumal Ulf mit anderen Dingen zu kämpfen hat.

Probleme mit der Schaltmechanik der BMW R 1200 C

»Die Schaltmechanik hat mich echt gefickt«, flucht er noch heute. Eigentlich will er die Schaltung über die Hohlachse legen, damit im Heck auch wirklich alles frei ist, der Blick auf die starre Einarmschwinge ungetrübt. Doch Zugeständnisse an die Technik gehören dazu. Und dass die Position der Fußrasten bei einem Boxer sowieso ein Problem ist, will man noch vernünftig schalten, ist beim breiten Motor klar.

Single-Riser für die Aufnahme des Apehangers

»Vielleicht doch nach hinten«, denkt Ulf laut. Und dann die Sache mit dem Tank. Das Spritgefäß drückt Ulf vor der Lackierung in der heimischen Badewanne ab, der DKW-Tank offenbart Undichtigkeiten gleich an zwei Stellen, Ulf muss nacharbeiten. »Ich kann nur jedem immer wieder empfehlen, den Tank vorm Lacken genau zu prüfen«, resümiert er.

Die Lackierung übernimmt Chiko

Die spätere Lackierung mit dem Logo der Show, für die die BMW gebaut wird, übernimmt Chiko aus Pforzheim, der Kontakt zum Lacker kommt über unseren Fotografen Ben zustande, der seinerzeit schon Ulfs Fukkerumbau begleitet hatte. »Überhaupt waren Freunde und Helfer mal wieder extrem wichtig«, ist Ulf dankbar.

Durch den hohen Lenker ergibt sich tatsächlich eine angenehme Sitzposition. »Wobei die Kiste auch wirklich schnell auf Racer umgerüstet werden könnte …«, manche Gedanken verschwinden nicht einfach so aus dem Kopf des Schraubers

»Ohne die vielen Kumpel, die mir geholfen haben, Teile zu produzieren, wäre das nicht gegangen«, sagt der Schrauber, der am Ende auch noch Hilfe von BMW selbst bekommt. Denn normalerweise hätte sein Bike bereits Wochen vor der Show in die USA verschifft werden müssen, zeitlich und finanziell kaum zu schaffen für einen Privatmann wie Ulf.

Mit dem Flieger geht die BMW R 1200 C in die Staaten

BMW übernimmt schließlich die Kosten, den »Maximator« getauften Boxer per Flugzeug in die USA zu bringen. Zeitvorteil für Ulf und Prestige für die Motorenwerke aus München.

Die brachiale, hochglanzverdichtete Duolever-Gabel ist das elementare Teil bei Ulfs Umbau. Das Wilbers-Federbein ein zusätzlicher Eyecatcher im Frontend

Denn tatsächlich hat Ulf es geschafft, dem teilweise doch etwas ausgelutschten Thema Custom-BMWs ein paar neue Aspekte abzugewinnen. »Und wenn BMW wieder einen Cruiser bauen würde, dann würde ich mir den schon genauso vorstellen.« Tja, mittlerweile baut BMW wieder einen Cruiser. Aber der sieht sehr anders aus …

 

Technische Daten
Modell Eigenbau-BMW Maximator
Baujahr 2018
Erbauer Ulf Musekamp

Motor
Typ Zweizylinder-Viertakt-Boxermotor, dohc-Vierventiler
Hubraum 1170 ccm
Bohrung/Hub 101 x 73 mm
Zündung Ignitech
Ölsystem ohne Ölkühler
Vergaser Zwei 41er Dell’Ortos
Luftfilter offene Alutrichter
Auspuff Serienkrümmer, Hattech-Endrohre
Getriebe Fünfgang
Sekundärtrieb Kardan
Kupplung Sachs-Race-Sinterkupplung
Starterabdeckung Ilmberger Carbon
Leistung 61 PS bei 5000 /min
Drehmoment 98 Nm bei 3000 /min
Vmax 181 km/h
Fahrwerk
Rahmen Eigenbau-Einarm-Starrrahmen
Gabel BMW-Duolever
Gabelfederbein Wilbers
Räder BMW R nineT Scrambler, vorn 3,5 x 19 Zoll, hinten 5,5 x 17 Zoll
Reifen vorn und hinten Avon
Bremsen vorn Doppelscheibe, hinten Scheibe
Zubehör
Tank DKW 250 H
Sitzbank Alex Leather Craft
Lenker Eigenbau-Ape mit Magura-Stummel
Lenkerhalter Eigenbau
Scheinwerfer Highsider-LED
Rücklicht LED
Fußrasten Tarozzi
Elektrik Eigenbau
Lackierung Chiko’s Pinstriping
Metrie
Leergewicht 179 kg
Radstand 1570 mm

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Fotos: Benjamin Grna
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