Bei Omega Kraftrad ist man vertraut mit der Restaurierung und dem Customizing von Motorrädern. Mit der R 60/5 hat die Braunschweiger Firma ihre eigene Vorstellung von einem leichten Scrambler auf BMW-Basis umgesetzt.

Die Crew von Omega Kraftrad darf sich zurecht als erfahren bezeichnen. Seit über dreißig Jahren befassen sich Klaus Jokl, Sven Buchheister, Kurt Wetzel und Bernd Henschel mit der Restaurierung von Oldtimern. Irgendwann setzten sie dann ihr Können auch erstmals in Customizing-Projekten um.

An der BMW R 60/5 sollte so viel wie möglich wegkommen

Mit der Kraftrad 1.2 haben sie ihren dritten BMW-Boxer-Umbau abgeschlossen. »Die 1 vor dem Punkt steht für die Marke BMW, die 2 für Umbau Nummer drei, denn wir hatten mit der Null angefangen.« Als Basis für die 1.2 wählt die Crew eine BMW R 60/5 von 1971. »Wir hatten uns lange vorher Gedanken gemacht, was wir umbauen wollten und uns dann für dieses Modell entschieden. Unter anderem auch wegen der Trommelbremsen, die BMW damals verbaut hat.« Und sie wollten etwas Leichtes, versuchen, so viel wie möglich am Motorrad wegzulassen.

Speichenräder sind Pflicht, in diesem Fall sogar aus Edelstahl in den Dimensionen 19 Zoll vorn und 18 Zoll hinten

Die Inspriration liefert ausgerechnet Evel Knievel mit seiner umgebauten Sportster. Das erklärt auch den Storz-Nachbau aus Glasfaserkunststoff, der am Heck für den erwünschten, schlanken Auftritt sorgt. Dafür wird ein neuer Heckrahmen konstruiert und der Rahmen gecleant. Um die schlanke Silhouette fortzuführen, muss auch der großzügig dimensionierte Originaltank weichen.

BMW R 60/5 mit Ducati-Scrambler-Tank

»Er sollte klein sein, schlank und sich perfekt in die Linie einfügen. Wir haben ziemlich rumgeeiert, bis wir den passenden gefunden haben. Zum Glück haben wir so eine Art kleines Tanklager auf das wir zugreifen können, und so haben wir so lange ausprobiert, bis wir mit der Linie zufrieden waren.« Die Wahl fällt auf den Tank einer Ducati Scrambler, dem Original aus den 70ern. Die Aufnahmen vorn und hinten werden angepasst, der Tank leicht modifiziert. »Einen neuen Tunnel mussten wir nicht konstruieren, zum Glück.« Kleines Highlight: der Tankdeckel ist ebenfalls ein Ducati-Original.

Eine Ducati Scrambler aus den 1970er Jahren musste als Spender für den Tank samt Tankdeckel herhalten

Besonders auffällig am Kraftrad 1.2 ist die eigenwillige Auspuffführung zwischen Motor und Rahmenoberzug, unter der Sitzbank entlang. Eine Spezialität des Hauses, da man bei der Führung eine eigene Linie verfolgen und nicht dem Mainstream nacheifern wollte. Der Aufwand dafür ist nicht unerheblich, denn der obere Motordeckel steht im Weg.

Die Elektrik wanderte unter die Sitzbank

Er wird entfernt, ebenso wie der vordere, unter dem allerdings Teile der Elektrik stecken, die dafür unter die Sitzbank wanderte. »Da muss man sich vorher genaue Gedanken machen, sonst wird das hinterher nichts. Wir haben deshalb gleich einen neuen, verschlankten Kabelbaum konstruiert und eine eigene Lithium-Ionen-Batterie ins Heck gebaut.« Der neue Stromspeicher ist zudem nur rund vierhundert Gramm schwer.

Eigenwillige Auspuffführung mit Sammler zwischen Motorblock und Rahmenoberzug

Der Motor bekommt eine Frischzellenkur in Form von mehr Hubraum. Mit den Zylindern und Kolben der R 100/RS wächst das Volumen von 600 auf fast 1000 Kubikzentimeter. Allerdings muss dafür das Motorgehäuse aufgespindelt werden, denn sonst passen die neuen Zylinder nicht. Im Ergebnis liefert der überarbeitete Motor nun knapp 60 PS. Genug, um im Alltag Spaß zu haben, ohne auf die Zuverlässigkeit verzichten zu müssen, wie Klaus versichert.

Ohne Metalflake-Lackierung weniger als 160 Kilogramm fahrfertig

Auch das Fahrwerk muss Modifikationen über sich ergehen lassen. Die Gabel wird gekürzt und die Seriendämpfer durch Zubehörteile ersetzt. Damit sinkt auch die Sitzhöhe um mehrere Zentimeter, was auch kleineren Fahrern entgegenkommt. Das Finish bildet eine mehrschichtige Metalflake-Lackierung in peppigem Rot, das einen guten Kontrast zum Chrom am Tank bildet. »Hätten wir auf diese aufwendige Lackierung verzichtet, wäre die BMW wahrscheinlich unter 160 Kilogramm fahrfertigem Gewicht geblieben.

Die Lackierung besteht aus mehreren Schichten Metalflake und Klarlack

Vollgetankt natürlich.« Doch das spielt sowieso keine Rolle, denn die Fahrzeugmasse liegt tatsächlich auf dem Niveau einer 125er, bei einem erheblich besseren Leistungsgewicht. Damit ist jede Menge Fahrspaß garantiert. Obwohl Omega Kraftrad die BMW in erster Linie für sich selbst gebaut hat, kann sie bei Interesse erworben werden. Und das Beste: Sie ist natürlich zulassungsfähig.

Info |  omega-kraftrad.de

Christian Heim