Eigentlich war die Monkey ein Versehen. Für Hondas firmeneigenen Vergnügungspark »Tama Tech« hatte der junge Ingenieur Mitsuja Sato 1961 kleine Karussell-Möppchen gebaut, die aus Honda-Einzelteilen bestanden und die Kinder im Park unterhalten sollten.

Die Bonsaibikes kamen dermaßen gut an, dass sich Honda entschied, eine Kleinserie von fünfzehn Exemplaren der Z100, der Ur-Monkey, zu bauen. Von dieser ersten Serie existieren heute weltweit noch drei Bikes. 1963 enstanden die ersten zulassungsfähigen Monkeys, der Export nach Europa und in die USA begann.

Die ersten Monkeys waren Karussell-Möppchen in Hondas Vergnügungspark

Das erste 67er Modell war mit Starrrahmen, kleinen 5-Zoll-Reifen und Handbremshebeln ausgestattet, später kam mit Einführung der Hinterradschwinge auch ein Fußhebel für die Hinterradbremse zum Einsatz. Bis 1977 waren die Räder auf acht Zoll Durchmesser gewachsen, 62 Kilogramm wog die Monkey. Zwischen 1,2 und 2 Litern Benzin verbrannte der 49-ccm-Viertaktmotor, maximal waren 37 km/h drin. 1.291,50 D-Mark kostete das Gefährt, dessen Lenkerhälften sich einklappen ließen, um es im Autokofferraum zu befördern.

Dank einklappbarem Lenker passte die Honda Monkey in den Kofferraum

Mitte der 1980er Jahre war es vorbei mit dem breiten Interesse an dem kleinen Japaner. In den 90er Jahren verschwand die Monkey aus dem Modellprogramm der meisten europäischen Honda-Importeure. In Vergessenheit geriet die Monkey trotzdem nie: Seit 1974 wurde beim sogenannten Monkeycross ernsthaft Geländesport betrieben. Auch Honda selbst behielt den Klassiker im Gedächtnis und legte immer mal wieder einzelne Sondermodelle auf.

Ahnengalerie der Honda Monkey

2017 schließlich kündigte der Konzern die endgültige Wiederauferstehung des kultigen Bikes an, das seit 2018 wieder nagelneu bei den Honda-Händlern steht. Dort kniet man erst mal ungläubig vor diesem kleinen Bike nieder. »Was soll das alles?«, der erste Gedanke. Gut, da ist die Jungspund-Zeit auf dem Mofa, später auf der 80er, aber eine Monkey? Ist mir zumindest noch nie untergekommen.

Honda Monkey – Putziges Ding, ehrlich

Ein Bike, das den Namen »Affe« trägt, nö, hatte ich nix mit zu tun. Aber weil ich das kürzeste Streichholz im Team gezogen haben, muss ich sie nun fahren, die Neuzeit-Monkey. Klar habe ich mich im Vorfeld schlaugemacht, die Bilder auf Google angeguckt, bin neugierig geworden. Und dann stand sie endlich live auf unserem Hof, putziges Ding, ehrlich. Mein Harley-im-Starrrahmen-gequälter-Arsch freute sich auf die Abwechslung. Los geht’s.

Begehrenswert: Selbst Redaktionshund Sammy mag die Monkey. Der Zweibeiner ist nur Deko

Aufsteigen, anlassen, erste Runde. Ich geb’s zu, sobald ich auf dem Ding saß, war ich auch schon hin und weg und voll im Dorfrocker-Mofa-Modus. Ich nehme jede Kurve wie ein Rennfahrer und ehe ich zweimal Affe sagen kann, bin ich auf achtzig Sachen – und das im Dorf: King-Gefühl.

Honda Monkey – Anarchie auf zwei Rädern

Das Bike ist Anarchie auf zwei Rädern, ich schwörs euch. Weil man nämlich bei der Größe schön viel Blödsinn anstellen kann, ohne das permanente Gefühl zu haben, dass bei einem Sturz allzu viel kaputtgehen könnte. Dieses Gefühl nutze ich dann auch voll und ganz aus.

Wie‘s »Flotte Lottchen« geht sie nicht ums Eck. Aber die Monkey ist handlich und lässt sich spielerisch auch über Landstraßen treiben

Die Monkey ist ausgestattet wie ein großes Motorrad und hat sogar ABS, was bei meinem Fahrstil auch extrem wichtig ist. Auf der Straße verhält sie sich richtig gut und gehorcht mir aufs Wort. Hier und da springt mal der Gang raus oder ich verschalte mich, was aber wahrscheinlich nur daran liegt, dass ich Stiefel anhabe. Turnschuhe oder – Achtung, Sicherheitsheimer weghören – Flip-Flops wären wohl die bessere Wahl.

»Je mehr Monkey, desto mehr Blödsinn fällt mir ein«

Das Schlimme an der Sache ist nur, ich kann mich so schwer bremsen. Je mehr Monkey, desto mehr Blödsinn fällt mir ein. Ich turne einige akrobatische Übungen durch, die Dorfpolizei sieht’s zum Glück nicht. Und ebenfalls zum Glück habe ich nicht nicht das nötige Kleingeld, denn sonst könnte das am Ende tatsächlich böse ausgehen.

»Je mehr Monkey, desto mehr Blödsinn fällt mir ein. Ich turne einige Akrobatische Übungen durch«

Ich bin auf jeden Fall Fan geworden und hab mich auf dem Affen pudelwohl gefühlt. Das ideale Bike, um mal an die Tanke oder ins Café zu fahren. Selbst kleinere Landstraßentouren kann ich mir damit vorstellen. Und jetzt bitte alle so: Awwwww …

Honda Monkey als Mini-Custombike

Dass selbst die kleine, putzige Honda Monkey zum Custombike taugt, kommt den meisten womöglich nicht in den Sinn. Außer einer kleinen Schar von Enthusiasten vielleicht, die schon eh und jeh Unglaubliches aus dem kleinen Wusler gezaubert hat.

Gegenüber der Serien-Money (hinten) hat die Customversion etwas Hüftgold abgelegt

Honda Deutschland ließ ein Jahr nach dem Comeback einen Mini-Tracker von Kingston Custom aufbauen. Dafür musste das Äffchen erstmal zerlegt werden, denn für die Racing-Tricolor-Lackierung muss der Rahmen freigelegt werden. Die Elektrik wurde bei der Gelegenheit gleich auf ein Minimum reduziert, ABS samt Alarmanlage rausgeschmissen, so dass hernach der Batteriekasten leer war.

Eine Art Mini-Tracker mit besserem Fahrwerk

Auch die Reifenwahl fiel nicht schwer. Ab sofort müssen es Allwetterreifen von Heidenau richten, die auch im Scootersegment zu finden sind. Die 12-Zoll-Zwerge machen sich verdammt gut an der Monkey. Dazu wurde ein flacher Lenker verbaut, ebenso wie Moto-Cross-Fußrasten, die noch nicht einmal angepasst werden mussten.

Das viel zu weiche Serienfahrwerk wurde mit YSS-Federbeinen aufgewertet

Da das Serienfahrwerk zu schwach und zu weich ist, wurde die Federbeine durch Sonderanfertigungen von YSS ersetzt und auch die Gabel überarbeitet. Und damit die Monkey ihrem Auftritt entsprechend klingt, wurde eine Anlage von Kepspeed angepasst. Projekt abgeschlossen.

Info | honda.de