Die Kobras waren mit ursächlich für das Wiedererstarken der Mofaszene in Deutschland. Zeit, auf die Entstehung des Clubs zurückzublicken

»Jetzt stellt euch mal vor, ihr fahrt auf dem Mofa und mit euren Jungs im Rücken durch mallorquinische Dörfer oder ihr bezwingt unter großen Strapazen für Mann und Maschine drei Schweizer Alpenpässe. Ich sage euch, das ist der Wahnsinn«, Dirk bemüht sich, nicht vor lauter Begeisterung den Faden zu verlieren. Schließlich versucht uns der Pressesprecher des Mofa-Clubs »Die Kobras« halbwegs sachlich zu erklären, wie und warum sich hier ein Haufen Mofasport-Begeisterte zusammengetan haben.

Die Kobras – Alles begann 2004

Er erzählt von den Anfängen, wie er 2004 gemeinsam mit Kumpel Björn eine Mofatour mit Freunden plante. Als sein Bruder Marc davon erfuhr, spann der den Faden weiter. Ein Club, das wäre doch was.

Ein Leben ohne Kobras ist wie Das Traumschiff ohne Chefhostess Beatrice

Als echter Macher kaufte sich Marc noch am gleichen Abend ein Mars City Bike. »Zudem hatte sich Marc Jahre zuvor bei einer Geschäftsauflösung für kleines Geld einen Satz Kobra-Aufnäher gekauft. Rein aus nostalgischen Gründen, da er eben genau diesen Aufnäher bereits als 16-Jähriger auf seiner Jeansjacke trug«, rattern Dirks Gedanken. »Somit gab es bei der Namensfindung des Clubs keine Diskussionen: Wir waren fortan die Kobras.«

Kindlicher Enthusiasmus

Anfänglich war es gar nicht so einfach, die Kumpels als »die Könige des Radwegs« zu rekrutieren. Alle waren begeistert und ließen sich vom kindlichen Enthusiasmus der Gründungsmitglieder anstecken, aber irgendwie waren die Hemmungen dann doch zu groß, sich so ein Fahrrad mit Hilfsmotor zu kaufen. So starteten die Kobras bei ihrer ersten Wochenendtour mit lediglich fünf Mofa-Rockern.

Eigentlich müssen wir ständig einhändig fahren, weil immer jemand grüßt

Auf Zündapp X 25, Demm Ping Pong (das filigrane Ding heißt wirklich so) oder Garelli Bonanza. Nach und nach kamen weitere Mitglieder und mit ihnen weitere Mofas dazu. »Heute sind wir 19 Mann, tollkühne Helden auf ihren rasenden Kisten aus Duisburg, Dinslaken, Krefeld, Moers, Voerde und Hamburg«, freut sich der Gründungsvater. Übrigens sind Hercules Prima 5 und Vespa Ciao unter den Kobra-Neuzugängen besonders beliebt, gerne auch mit Hochlenker oder in flauschiges Leopardenfell gehüllt.

Eine Jahrestour als fest Instanz

»Meistens cruisen wir nur ziellos ein bisschen durch die Gegend«, beschreibt Dirk die tiefsinnigen Ziele der Kobras. Doch neben den unregelmäßigen, spontanen Ausfahrten findet als feste Instanz eine Jahrestour statt. Dabei hat es die Gang bereits zum Nürburgring oder eben bis nach Mallorca oder in die Schweizer Alpen verschlagen. »Anreise allerdings nicht auf eigener Achse«, erinnert Dirk an die erbärmlichen Reisegeschwindigkeiten ihrer satt 1,5 PS starken Pedal-50er.

Aus Trotz: Im Fahrradständer wollten die Jungs ihre Bikes dann doch nicht parken

Die Anfahrt zum letzten Jahrestreffen am Niederrhein verlief dennoch ohne größere Hindernisse. Lediglich ein paar kleinere Pannen standen einer bastelfreien Reise im Wege. Ein Platten an Dirks Hercules Hobbyrider ließ sich etwa nicht mit Pannenspray beheben. »Das mit dem Schaum ging gründlich daneben, wir mussten einen neuen Reifen besorgen«, kichert Martin, der Clubfotograf (www.martin-valk.de).

Der Beginn des Mofakults

Egal wo die Jungs auftauchten, schlug ihnen eine Welle der Sympathie entgegen. Scheinbar zaubert schon allein die Tatsache, dass da gerade ein Tross von nur scheinbar erwachsenen Männern auf winzigen Mofas angeknattert kommt, den Passanten ein Lächeln ins Gesicht.

Wenn ein Tross Verrückter auf Mofas angeknattert kommt, zaubert das den Passanten ein Lächeln ins Gesicht

»Eigentlich hätten wir die ganze Zeit einhändig fahren müssen, weil uns ständig jemand gegrüßt hat«, staunt Dirk. »Irgendjemand wollte wissen, was denn eine Kobra ausmachen würde«, Dirk nestelt in den Lederfransen an seinem Lenker. »Ist doch klar: Die Füße im Feuer, die Nase im Wind … weil wir Mofa-Rocker sind.«

Info | Die Kobras

 

Dirk Mangartz