Ein nicht fertiggestelltes Umbauprojekt und ein leidenschaftlicher Motorradsammler ergeben die besten Zutaten für einen wunderbaren Umbau. Und so wurde aus einer betagten, aber extrem kultigen Yamaha XS 650 ein spaßbringender Scrambler.
Dass Karl-Heinz nicht nur leidenschaftlich Motorräder aller Kategorien sammelt, sondern auch umbaut oder, je nach Gusto, auch restauriert, ist in seinem Umfeld längst kein Geheimnis mehr. Der Nordbadener ist bestens vernetzt und muss Motorräder nicht mehr suchen, inzwischen bekommt er sie auch angeboten.
Yamaha XS 650 – Ein Tracker soll es sein
Die Yamaha XS 650 ersteht er gebraucht, nach einem Hinweis von einem Bekannten. »Ich war tatsächlich auf der Suche nach so einem Bike, denn ich wollte etwas Trackermäßiges. Mir gefällt die Sitzposition einfach saugut, das ist für mich wie ein Relax-Modus.« Da passt es, dass die Yamaha als unvollendetes Projekt schon in Richtung Scrambler umgebaut wurde.

Karl-Heinz bringt sie in seine Werkstatt und beginnt mit der üblichen Bestandsaufnahme. Das Projekt ist mit wenig Aufwand fertiggestellt, die XS fahrbereit, doch er ist alles andere als zufrieden. »Die Art des Umbaus hat mir gefallen, die Qualität dagegen nicht. Ich habe da ganz andere Ansprüche.«
Yamaha XS 650 – Alles zurück auf null
Neben den »verranzten« Felgen sind es viele Kleinigkeiten, die ihn stören. Oft sitzt er vor der kleinen Yamaha und lässt sie auf sich wirken. Dann folgt die Entscheidung: alles zurück auf null – Neustart. Jetzt gibt es das volle Programm und das beginnt mit dem kompletten Strip. Die XS wird in ihre Einzelteile zerlegt, der Rahmen gecleant und anschließend rot pulverbeschichtet. Danach folgt der Motor.

Karl-Heinz lässt ihn von einem XS-Spezialisten überholen und mit Übermaßkolben versehen. Anschließend wird der Japan-Twin lackiert. Sämtliche Aluteile werden aufbereitet und poliert – eine Arbeit, die er selbst erledigt. »Das ist eine ganz schöne Sauerei, egal wie sehr man aufpasst, der Polierstaub schlägt sich überall nieder.« Die Auspuffanlage ist ein Eigenbau.
Die halbhohe Krümmeranlage erfordert Aufmerksamkeit
Die Endtöpfe, die auf die linke Seite wandern, spendiert eine Kawasaki Z 1000. »Dafür musste ich eine neue Krümmeranlage bauen lassen.« Sie verläuft halb hoch und erfordert eine gewisse Aufmerksamkeit, wie Karl-Heinz zugibt: »Auf Wade und Knöchel muss man schon etwas aufpassen. Da wird es schnell etwas heiß.« Damit der Motor mehr Luft bekommt, ziehen die Vergaser die Luft durch offene K&N-Filter.

Gleichzeitig müssen sie neu bedüst und abgestimmt werden. »Eine Sisyphus-Arbeit, die hauptsächlich aus Trial-and-Error besteht. Ich musste mich langsam an die Abstimmung herantasten, da dir keiner genaue Einstellungswerte geben kann.« Da der luftgekühlte Motor wegen Überhitzungsgefahr nicht im Stand auf Dauerbetrieb für die richtigen Einstellungen laufen kann, muss Karl-Heinz die Yamaha immer wieder fahren und anschließend abkühlen lassen.
Yamaha XS 650 – Gechoppter Serientank
Um die typische Scrambler-Linie zu erhalten, choppt er den Serientank und macht ihn flacher. Am Frontend ändert er wenig, überarbeitet aber die Originalgabel und verpasst ihr ein neues Innenleben. Am anderen Ende halten neue Stoßdämpfer das Hinterrad auf der Straße. Und weil sowieso alles ausgetauscht oder ersetzt wurde, erneuert Karl-Heinz auch alle Lager und lässt sämtliche Schrauben verzinken – wenn schon, denn schon.

Schlussendlich wird die XS 650 genau so, wie er sich das von Anfang an vorgestellt hat: Ein Spaßbike vor dem Herrn, das dank Straßenzulassung jederzeit bewegt werden kann. Das war ihm wichtig, denn Bikes für die Galerie taugen ihm nicht.
