Dieser Trackster auf Basis einer Triumph Street Scrambler 900 gewann den »Custom Aces«-Wettbewerb, mit dem die Briten nach dem schönsten Umbau fahndeten.

Die Bike Brothers Markus und Daniel Laufka legten sich mächtig ins Zeug, um die 900er Street Scrambler in einen veritablen Tracker zu verwandeln. Besonders wegen einer Verzögerung bei der Herstellung der individuellen Auspuffanlage durch SC-Project musste mehrfach umgeplant werden. Und das kurz vor Beginn der neuen Motorradsaison.

Wenig Zeit für den Umbau

Das Geschäft ist quasi ohne Unterbrechung durchgelaufen, denn viele wollen pünktlich wieder auf ihren Bikes sitzen«, so Markus über die Arbeit in der Werkstatt, die natürlich auch erledigt sein wollte. Einfach alles auf das Umbauprojekt konzentrieren, das geht nicht. Einzig die gute Vorplanung verhindert ein Überschreiten der Deadline.

Die Basis ist kaum noch zu erkennen. Von der Street Scrambler 900 optisch kaum noch etwas übrig

»Uns kam auch zugute, dass einer unserer Kunden uns seine Triumph Street Scrambler für alle Anpassungsarbeiten freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat, während unsere in Italien weilte. Das war enorm hilfreich.« So kann Daniel besipielsweise den Tank anpassen und mit den Arbeiten an Sitzbank und Heckteil beginnen, für die er aus Lochmetall eine Grundform baut. Anschließend entsteht daraus das laminierte GFK-Teil.

Neue Federelemente für die Street Scrambler 900

Auch alle weiteren Änderungen können vorgenommen werden, insbesondere am Fahrwerk. Durch die längeren Fox-Racing-Stoßdämpfer kommt das Heck erfreulich weit nach oben, damit die Linie nicht zu weit nach vorn abfällt und das Bike eine vorderradorientierte Optik bekommt, bauen Markus und Daniel die Upside-down-Gabel einer Street  Triple um, drehen neue Hülsen für das Innenleben und bringen sie somit auf die gewünschte Länge.

Bei SC-Project in Italien wurde die Auspuffanlage hergestellt. Klingt gut und sieht besser aus, als die ab Werk montierten Töpfe – aber leider nicht streetlegal

Gleichzeitig ändern sie auch den Lenkanschlag, damit die Gabel nicht in den Tank drückt. Auch die Elektrik muss leicht geändert werden, da das Zentralinstrument durch ein Panel von Motogadget ersetzt wird, ebenso die Handarmaturen. Das Zündschloss wandert auf die linke Seite unterhalb des Tanks. Der restlichen Arbeiten sind für die erfahrenen Brüder eine Kleinigkeit.

Schlichte Lackierung in Weiß und Blau

»Nachdem wir unser Motorrad von SC-Project zurückbekommen hatten, ging eigentlich alles ziemlich schnell und reibungslos.« Die Lackierung gestaltet Künstler Lackmuss genau nach Vorlage. »Wir hatten noch überlegt, etwas mehr zu machen, da der Tank auf der Oberseite nur weiß ist. Doch letztlich passt die schlichte Lackierung sehr gut zum sportlichen Auftritt.«

Die Berliner Elektronikspezialisten von Motogadget lieferten das Instrument

Ehrlicherweise muss gesagt werden, dass das Bike nicht zulassungsfähig ist, denn für Räder und Auspuffanlage gibt es keine Gutachten. Eine Einzelabnahme wäre nur mit unverhältnismäßig hohem finanziellem Einsatz machbar – wenn überhaupt.

Zulassungsfähigkeit war keine Vorgabe

Eine Zulassungsfähigkeit stand aber auch nicht im Lastenheft. »Trotzdem könnten wir den Trackster auch auf die Straße bringen. Andere Räder, Auspuffanlage, Kennzeichenträger und Beleuchtung dran, dann stünde einer Zulassung nichts im Wege. Aufgrund der Nachfrage sind die Bike Brothers sogar am Überlegen, wie sie den Kundenwünschen gerecht werden könnten.

Die Bremsanlage bekam vorn und hinten neue Scheiben von Motomaster

Dass es dennoch kein Bike nur für die Galerie werden würde, war von Anfang an klar. Deshalb wollten wir wissen, wie sich der Trackster anfühlt, und vor allem, wie er fährt. Zum Fotoshooting fahren wir zu einem Kart- und Supermotokurs, auf den uns die Streckenbetreiber freundlicherweise drauflassen.

Gute Ergonomie, viel Fahrspaß

Die größte Überraschung erfolgt gleich zu Beginn, denn die Sitzposition ist dermaßen gut gelungen, dass das Ding schon im Stand jede Menge Spaß verspricht. Zu erwarten war das nicht, denn durch die Höherlegung hat sich auch die Fahrwerksgeometrie leicht geändert.

Markus Laufka von den Bike Brothers beim ersten Ausritt mit dem BB Trackster

Markus ist sie fast schon zu hoch, wie er zugibt, doch für einen langen Kerl ideal. Angenehmer Kniewinkel, guter Abstand zum Lenker, lockere Armhaltung – warum geht so was nicht gleich ab Werk? Der Twin springt ohne zu murren an, drückt sanft durch die ersten drei Gänge, lässt aber für meinen Geschmack ein bisschen den Punch vermissen, den die 1200er Triumph-Motoren haben.

Spaßgranate vor dem Herrn

Ist aber auch letztlich egal, das Ding ist eine Spaßgranate vor dem Herrn. Superhandlich, geht flott ums Eck und gibt sich auch auf Schotter und Dreck kaum Blößen. Und wer die Traktionskontrolle abschaltet, kann gepflegte Drifts üben. Bloß wegschmeißen sollte man den Trackster nicht. Es steckt doch einiges an Kohle drin, die man nicht unbedingt im Staub sehen möchte. Aber sonst? Her mit dem Ding!

Info | bikebrothers.de

 

Christian Heim