Mit Eigenleistung und kleinstem Budget machen wir einen Satz alter Felgen wieder schön und ziehen neue Reifen auf. Die richtige Mittel auf dem Weg zum perfekten Chromfinish ist dabei keine Frage des Preises. Wir polieren Räder bis der Arzt kommt und stellen euch die besten Metall-Polituren fürs Motorrad vor …

Unser Layouter Ralf ist schon seit einiger Zeit damit beschäftigt, eine Yamaha DT 400 zu restaurieren. Beim Smalltalk in der Mittagspause erzählt er, dass sie als Nächstes neu besohlt werden soll, denn ihre ausgehärteten Stollenreifen waren fast so alt wie die Kiste selbst. Sie werden durch den sehr gut funktionierenden Heidenau K60 an der Front, in Verbindung mit einem K60 Scout als Hinterreifen ersetzt. 

Wir testen mal, was der alte Chrom noch taugt

Zuvor sollen jedoch die mitleiderregenden Felgen aufgearbeitet werden, was natürlich deutlich einfacher geht, solange sie ausgebaut sind und keine Gummis tragen. Ralf fragt mich also, ob wir das nicht an einem der nächsten Abende zusammen angehen wollen und ohne weiter darüber nachzudenken, sage ich: »Na klar, besorg einfach ein bisschen Politur und wir testen mal, was der alte Chrom noch taugt.

Um die Polituren und ihre Reinigungsleistung miteinander vergleichen zu können, wird die alte Felge mit Klebeband in fünf Segmente unterteilt

Vielleicht sind sie ja gar nicht so schlecht, wie sie auf den ersten Blick aussehen.« Als er mir am folgenden Tag einen Karton voller Tuben vor die Füße wirft und ich ihn überrascht anschaue, mault er nur: »Ja, was weiß denn ich, welche Politur du meinst! Die haben ein ganzes Regal von dem Zeug! Am Ende habe ich ja doch die falsche!« 

Warum kostet die eine fünf, die andere dreizehn Euro?

Welche Metall-Polituren fürs Motorrad die besten Ergebnisse liefert, kann ich ihm noch nicht einmal beantworten. Gibt es überhaupt nennenswerte Unterschiede? Warum kostet die eine fünf, die andere dreizehn Euro? Damit ihr nicht beim nächsten Mal vor der gleichen Frage steht, teilten wir die Felge in Segmente ein, holten Christian mit der Kamera dazu und probierten es für euch aus. 

Autosol Metal Polish: Der Klassiker schlechthin erweist sich immer noch als unangefochtener König. Mit keiner glänzt der Chrom satter als mit der guten alten Autosol

Die Felgen stellen sich als die perfekten Versuchskaninchen heraus. Sie sind schmutzig und vollflächig matt angelaufen. Die hintere ist mit Kettenfettresten eingesaut, die vordere hat massenhaft Rostpickel in der Chromoberfläche. Als Referenz beginnen wir mit der guten alten Metallpolitur von Autosol. Die müssten eigentlich wissen, wie es geht, immerhin existiert die Firma bereits seit 1929.

Metall-Polituren fürs Motorrad – Nicht alle riechen angenehm

Ralf betont den angenehmen Geruch der Politur, der im Vergleich zur Konkurrenz sehr dezent ausfällt. Nicht unwichtig, wenn man sich mit seinen Felgen den ganzen Abend über in der Garage einschließen will, ohne sich zwischen schlechter Belüftung und klammer Kälte entscheiden zu müssen. Die Politur aus der Tube hat eine gute Konsistenz und lässt sich leicht verteilen.

S100 Hochglanzpolitur: Als einzig ernstzunehmender Gegner der Autosol liefert sie schnelle Ergebnisse mit minimal schwächerem Tiefenglanz

Nach anfänglicher Skepsis, da sie sich vor allem an den Stellen mit Flugrost doch etwas schwer tut, entwickelt die Autosol im Laufe mehrerer Übergänge einen tiefen, satten Glanz, den keine der anderen Polituren an diesem Abend erreichen wird. Die Hochglanzpolitur von S100 kommt noch am ehesten an sie heran, kann aber in der Reinigungswirkung nicht ganz mithalten.

Metall-Polituren fürs Motorrad – Auch ohne Schleifpartikel

Uns fällt außerdem auf, dass ihre Schleifpartikel trotzdem mehr Kratzer im Chrom hinterlassen, was am Ende vielleicht auch der Grund dafür ist, dass ihr Glanz nicht ganz so satt und spiegelnd wirkt. Deshalb greifen wir als drittes zur Polierwatte von Nevr Dull, die als einziges Mittel komplett ohne Schleifpartikel auskommt. Für neuwertigen Chrom sollte sie daher die erste Wahl sein.

Nevr Dull: Die Reinigungswatte kommt als einziges Mittel ohne Schleifpartikel daher. Entsprechend macht sie die Felgen zwar schön sauber, sie bleiben aber matt

Mit unserem Härtefall ist sie hingegen überfordert. Sie holt zwar jede Menge Schmutz von den Felgen, aber selbst nach vielen Übergängen bleibt die Oberfläche matt. Außerdem fällt das lose Watteknäuel mit der Zeit auseinander, während wir die restlichen Mittel mit dem Poliervlies auftragen können, das Ralf zusammen mit den Polituren besorgt hat.

Chrome-Magic – Das Auftragen gerät zur Sauerei

Eher zur Versiegelung scheint die Chrome-Magic Chrompolitur gedacht. Schon beim Öffnen der Flasche schallen erste Flüche durch unsere Werkstatt. Der Ring des Verschlusses ist zu klein für die Finger eines normalen Mannes. Beim Versuch, die Flasche zu öffnen, reißt dieser dann auch noch ab. Das sehr flüssige Mittel muss vor der Verarbeitung gründlich geschüttelt werden und das Auftragen gerät zur Sauerei.

Chrome Magic vor allem im Geruch kräftig blieb sie in der WIrkung leider hinter den anderen Polituren zurück

Da haben uns die Pasten aus der Tube bei der Handhabung besser gefallen. Vor allem, weil das Chrome-Magic an unseren Felgen kaum eine Chance hat. Auch hier bleibt die Oberfläche matt. „Die taugt nix! Gib mal die Procycle her!“ Nach dem teuersten Produkt kommt zum Schluss also die Hausmarke von Louis auf den Tisch und macht ihre Arbeit gar nicht schlecht.

Metall-Polituren fürs Motorrad – Der Klassiker gewinnt

Die Reinigungswirkung kann sich durchaus sehen lassen, die Politur ist relativ nah dran am Ergebnis von S100 und Autosol. An den satten Glanz des Klassikers kommt aber heute kein anderes Mittel heran.

 

 

 

Thomas Kryschan
Redakteur bei CUSTOMBIKE

Thomas Kryschan, fährt ab seinem vierten Lebensjahr zunächst Zweitakter jeden Hubraums, bevor er für anderthalb Jahrzehnte in die vierzylindrige Streetfighterszene abtaucht. Beseelt vom Umbauvirus, identifiziert er Spender und Baujahr jedes Anbauteils. Erst beim Huber Verlag tauscht er seine Schraubenschlüssel zeitweilig gegen Schreibgerät.