Hermann Köpf ist Fotograf, Designer, Veranstalter des Krowdrace und eines Oldtimer-Bergrennens sowie Herausgeber von Brummm, einem Magazin für Motorradfotografie

CUSTOMBIKE: Wie bist du zu den motorisierten Zweirädern gekommen? Wann hat es bei dir angefangen?
Hermann Köpf: Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen. Wir waren etwa fünf Jahre alt, als der Vater von meinem Kumpel eine alte Sachs Presto aus dem Schrott rausgeholt hat. Damit die kleinen Jungs mit den Füßen auf den Boden kommen, wurde der Sitz abgebaut und ein Kissen draufgelegt. Wir sind dann mit dem Teil immer im Garten rumgedonnert. Später kam dann noch eine Zündapp mit Seitenwagen dazu. Das war der Anfang.

Der Beginn der Motorradzeit

Und dann mit achtzehn gleich der Motorradführerschein?
Erst mal der Mofaführerschein – mit dem Ziel, das schnellste Mofa im Ort zu haben. Dann kam der 1B, mit dem man damals die sogenannten »Achtziger« fahren durfte. Damit bin ich allerdings nur ein Jahr gefahren, weil mir die Versicherung für das Leichtkraftrad einfach zu teuer war. Deshalb habe ich mir damals für fünfundreißig Mark von einem Nachbarn ein Mockick gekauft. Und dann mit achtzehn den Motorradführerschein, wobei es ja noch die Zwischenphase mit dem 1A gab, der auf Motorräder mit maximal 27 PS beschränkt war. Mopeds haben bei mir also schon immer eine Rolle gespielt.

Gab es nie eine Unterbrechung, eine Zeit, in der du mal vom Motorrad »abgestiegen« bist?
Nein, nie wirklich. Außer so um 1992 herum, als ich nach München gezogen bin. Da gab es schon mal eine Zeit, in der ich nicht so viel gefahren bin und im Jahr nur etwa zwei bis drei Tankfüllungen verfahren habe. Aber ich hatte eigentlich immer ein Motorrad angemeldet.

Was fährst du privat?
Ich habe ein Faible für italienische Sportmotorräder aus den Siebziger- und Achtziger-Jahren, das jüngste ist Baujahr 1986. Davon habe ich ein paar zu Hause stehen.

Wie viele?
(lacht) Zurzeit sind es sieben Stück.

Hermann Köpf ist vielseitig in jeder Hinsicht: Fotograf, Designer, Veranstalter und Herausgeber

»Eine 500er Pantah habe ich auch noch«

Sind die umgebaut und schraubst du auch?
Ja, ich schraube auch. Die kleinste Maschine ist eine Einzylinder mit 250 Kubikzentimeter Hubraum, als Sechziger-Jahre-Flat-Tracker aufgebaut, mit einem Starrrahmen, den ich irgendwo in den USA gefunden habe. Dann besitze ich noch zwei Ducatis mit Königswellen, eine 900er, mit der ich Bergrennen fahre, und eine 860 GTS, die mein »Tagesmoped« ist, wenn ich mal in die Stadt fahre und so. Richtig gut finde ich aber meine Ducati 750 F1, eine zulassungsfähige Replica des Weltmeisterschaft-Superbikes. Eine der letzten Ducatis, die noch offene Dell‘Orto-Vergaser und Conti-Tüten hatte. Das sind also meine Lieblingsgeräte, die ich allerdings nicht ganz im originalen Zustand gelassen, sondern mit 17-Zoll-Rädern, Aluminiumschwinge und anderen Schmankerln upgegradet habe. Eine 500er Pantah habe ich auch noch. Die ist aus Resten zusammengebaut und hat eine Upside-down-Gabel aus einer Ducati Monster drin, den Tank von einer »Mike Hailwood Replica«, ein Skateboard als Sitzbank, Stollenreifen – was halt so in der Garage rumlag.

»Es war eigentlich egal, was für eine Kiste du zusammengebaut hast«

Wie siehst du die Entwicklung der Motorradszene?
Schwierig zu beantworten. Es gibt diejenigen, die industriegetrieben sind, und andere, die etwas abseits davon machen. Jedes Jahr kommen neue, tolle Modelle mit noch mehr Features auf den Markt. Ich finde, es ist alles wahnsinnig spitz geworden und die Hersteller müssen natürlich versuchen, den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Aber dann gibt es noch die Parallelwelt mit den Leuten, die alte Motorräder fahren, sich selbst etwas zusammenbauen und die nicht unbedingt die neuesten Karren kaufen. Doch so war es schon immer und so wird es auch immer sein, auch was das Customizing angeht. Es gibt immer wieder Trends, dann werden die Reifen bei den Choppern wieder dicker, anschließend wieder dünner. Es kommt in Wellen. Vor allem, wenn man sich die letzten zehn Jahre anschaut, haben meiner Meinung nach auch Blogs und Webseiten aus aller Welt mit dazu beigetragen, die schräge Bikes ohne Straßenverkehrsordnungszwang gezeigt haben. Da ist viel außerhalb von irgendwelchen Normen und Szenen gebaut worden. Das fand ich gut, dass nicht immer alles genau so oder so sein musste, sonst war das nicht mehr original. Es war eigentlich egal, was für eine Kiste du zusammengebaut hast.

Ist ein Trend absehbar, welcher Stil wieder zurückkommt?
Keine Ahnung, das weiß ich nicht. Ich glaube, es wird wieder etwas sportlicher, das ist zumindest mein Eindruck. Vor allem, was die Modelle der Motorradhersteller angeht. Aber sonst? Da bin ich zu wenig Prophet.

Ist ein Leben ohne Motorräder für dich vorstellbar?
Schwer, sehr schwer. Auch wenn man nicht wirklich viel zum Fahren kommt, so beeinflusst es doch das ganze Leben und Denken, weil man doch immer wieder schaut, wie man Ersatzteile bekommt, oder Teile für den nächsten Umbau, um das Fahrzeug erneut anders zu machen. Und auch wenn ich wenig fahre, so gibt es doch immer etwas zu schrauben oder optimieren.

Gerne eine Vorkriegsrennmaschine für’s eigene Bergrennen

Dein Traummotorrad wäre …?
Ich hätte ehrlich gesagt ganz gerne eine Vorkriegsrennmaschine. Das hätte ich wirklich sehr gerne. Prinzipiell finde ich aber alte italienische Sportler sehr gut. Sicher würde eine Laverda SFC ganz gut in die Garage passen, aber um richtig würdelos zu altern wäre eine Vorkriegsrennmaschine eine sinngebende Beschäftigung. Ich bin öfter bei Oldtimerevents am Start und organisiere selbst auch ein Oldtimer-Bergrennen im Allgäu, dort wo ich aufgewachsen bin. Dafür würde ich so einen Renner gern haben, es muss nichts Originales sein. Ob es eine Rudge sein wird oder eine Norton oder was auch immer, ich weiß es nicht. Es kommt halt darauf an, was noch bezahlbar zu finden ist.

 

Info |
krowdrace.de
brummm.com
auerberg-klassik.de

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.