Daniel und Christian wissen genau, was sie wollen. Und noch mehr, was sie nicht wollen. Ihre Gedanken zum Schrauben manifestieren sich in ihrem Deadend-Domizil. Please, show me your Garage!
»DeadEnd« nennen sie ihren Platz, aber keine Angst, so ganz tot ist der nicht. Ganz im Gegenteil, hier sprühen Daniel und Christian vor Ideen, hier haben sie ihren Spaß wiedergefunden. »Der Name, der hat keine tiefere Bedeutung«, erklärt Daniel, »den fanden wir einfach nur cool.« Was er darüber hinaus berichtet, macht aber schon einen Sinn. Denn wer zehn Jahre in der Custombranche selbstständig war, der weiß, wie der Hase läuft. Und auch, dass es oft kein Zuckerschlecken ist, wenn man davon leben muss, Motorräder für andere umzubauen.
Show me your Garage – Am Ende war da Widerwillen
»Ich hatte über die Jahre den Spaß am Schrauben verloren«, sagt Daniel, »den hundertsten Gepäckträger an eine Road King montieren, ewig deiner Kohle hinterherlaufen, unter Druck arbeiten, die verpfuschten Dinge anderer mühsam wieder richten, am Ende war da viel Widerwillen«, erzählt er – und wir wissen aus vielen Gesprächen, dass er mit seinen Gedanken nicht allein steht.
In einer Zeit, wo ehrliches Handwerk leider an goldenem Boden verloren hat, ist es doppelt schwer, damit sein Geld zu verdienen. Daniel will raus aus dem Dilemma und geht einen konsequenten Weg. Er gibt seine Selbstständigkeit auf und sucht sich einen normalen Job, »einen der meine Rechnungen bezahlt«, wie er sagt. Das Schrauben freilich, das bleibt im Blut, das kriegste nicht raus.
Show me your Garage – Männer der alten Schule
In Christian findet er einen kongenialen Partner für sein Projekt. Beide Maschinenbauer und Schlosser, beide geil auf Harley-Davidson, beide Männer der alten Schule. »Wir wollten nichts mehr mit Widerwillen tun«, sagt auch der Freund. Als Daniel sein Haus kauft, ist die großzügige Doppelgarage allzu verlockend und gibt den Ausschlag für den Erwerb.
In Vorarlberg, zwanzig Kilometer von Bregenz weg, beginnen die Männer, ihr Refugium aufzubauen, eben jenen kleinen Nebenerwerb namens »Deadend Garage«. Alle nötigen Maschinen und Werkzeuge schaffen sie an, um hier zu tun, was sie wollen, nicht müssen, nämlich »alte Motorräder wieder schön machen. Und neue noch besser«, wie sie sagen.
»Es gibt genug andere, die alles machen«
Arbeiten an Motoren sind genauso im Fokus wie die an der Optik eines Motorrades, auf Harleys sind sie dabei festgelegt. Es gibt genug andere, die alles machen, das wollten sie nie. Und ja, sie bauen hier auch für andere, aber eben nur das, auf was sie selbst Bock haben. »Wir arbeiten kostendeckend, aber wirklich Geld verdienen, das steht erst an dritter oder vierter Stelle. Und wenn den ein oder anderen Abend hier mit Freunden nur ein Bier getrunken, gequatscht und eben nicht gearbeitet wird, dann ist das genauso völlig in Ordnung.
Dass das, was von Herzen kommt am Ende auch zu überzeugen vermag, ist zwar eine alte Erkenntnis, aber Daniel und Christian haben sie in ihrer Garage neu gefunden.
Info | facebook.com/deadend.garage
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.