40 Jahre haben die »Customizers East« als Club auf dem Buckel. Ihr Anwesen ist noch ein Stückchen älter und ein verdientes Headquarter für Fahrzeugenthusiasten wie sie.

Besitz verpflichtet, klare Sache. Und er macht es den Membern eines Custom Clubs nicht unbedingt leichter, am Puls der Zeit zu bleiben und der Geschwindigkeit der Szene und ihren ganzen Veranstaltungen zu folgen. Schließlich sind die Member der »Customizers East« schon etwas in die Jahre gekommen, und die Arbeit im eigenen Refugium soll ja auch noch erledigt werden. So ist es etwas ruhiger um den Club aus dem bayrischen Hof geworden, zumindest nach außen.

Das gesamte Clubhaus ist in einzelne Bauplätze eingeteilt, so kommt keiner dem anderen in die Quere. Schweiß- und Blechkammer sowie der Maschinenraum können von allen genutzt werden

Aber das Hinterherrennen nach Trends und Events war sowieso nie das erklärte Ziel der C.E.s, die die Szene schon länger kennen als viele andere. Sie nennen sich bewusst Custom Club mit »C«, denn als sie sich im Jahr 1982 gründeten, da war die Schreibweise mit »K« eigentlich komplett vergessen. Das kam erst später wieder, mit dem Oldschool. Und weil die Jungs aus dem Osten der Stadt Hof kamen – hier befand sich die Ur-Werkstatt – war das »East« ein gelungener Zusatz im Clubnamen.

Der »Last Blast« war der vorläufige Schlusspunkt für große Events

Nach der Gründung folgte eine Zeit von eigenen, großartigen Veranstaltungen, im zweijährigen Turnus fanden Bike- und Customshows sowie Dragraces statt. Bis 2011 ging das, mit dem »Last Blast« wurde der vorläufige Schlusspunkt für größere Veranstaltungen gesetzt. Zu schwierig und kompliziert war deren Organisation geworden. Seitdem fällt es den Membern nicht mehr ganz so leicht, die wohlige Werkstatt zu verlassen, oft wird der samstägliche Schraubernachmittag der Ausfahrt vorgezogen, es ist ruhiger geworden. Aber nicht weniger gut.

Bei alten Herren regiert natürlich bevorzugt der Oldschool, ob an Hot Rod oder Harley ist da schon fast zweitrangig

Geschraubt wurde und wird an allem, was Räder hat – an Harleys und Japanern, an Autos und Motorrädern, amerikanisch und englisch, die Baujahre bis in die späten Siebziger. Und seit zehn Jahren auch am clubeigenen Slingshot-Dragster. Die Belohnung für die Mühen war 2014 ein erster Platz beim »Headbanging Finsterwalde«, darauf sind hier alle stolz. Auch darauf, wie harmonisch sie arbeiten. »Es gibt keine Vorgaben, wie ein hier geschraubtes Bike am Ende aussehen soll.

Seit 1997 haben die Customizers East ein großes Clubhaus

Wenn sich einer mal im Style vergreift, wird er aber schon dezent von seinen Kameraden darauf hingewiesen«, erzählt Kurt. Die Ergebnisse konnten sich immer sehen lassen, waren über all die Zeit in vielen einschlägigen Magazinen zu finden. Nach vielen Jahren in diversen gemieteten Gebäuden und Garagen bot das 1997 gekaufte Clubhaus endlich genügend Platz, um alle wilden Ideen endlich in Bahnen zu lenken. Wobei, die Sache mit dem Platz ist relativ. »Immer irgendwie zu klein«, sprechen die Customizers East dieselbe Sprache wie alle Garagenbesitzer.

Eine gewisse Ordnung muss sein: Beim monatlich stattfindenden Meeting werden eventuelle Unstimmigkeiten direkt ausgeräumt

Tapetenreste zeugen noch heute von der Bauzeit des Hauses. In den 60er-Jahren errichtet, war hier lange eine Näherei beherbergt. In den letzten Jahren wurde es Stück für Stück auf die Bedürfnisse des Clubs zugeschnitten. So gibt es heute eine Schweiß- und Blechkammer, eine Schleif- und Dreckecke oder einen Maschinenraum mit Drehbank, Fräse und Hebebühne. Das gesamte Clubhaus ist in Bauzimmer und -plätze aufgeteilt, so hat jeder seinen eigenen Bereich und niemand kommt dem anderen in die Quere.

Customizers East – Unstrukturiert würde es nicht funktionieren

Spezialwerkzeuge und Werkstattausstattungen werden gemeinsam angeschafft, was auf wundersame Weise bisher immer hervorragend geklappt hat. Sicherlich nicht zuletzt, weil eventuelle Unklarheiten oder Unstimmigkeiten beim monatlich angesetzten Gespräch direkt ausgeräumt werden können. Klingt sehr strukturiert und ist es auch, »ansonsten würde das nicht funktionieren«, sind sich die Member sicher. Gefeiert wird natürlich trotzdem. Schließlich verfügt das Clubhaus auch über einen Partyraum – mit angeschlossener Slot-Race-Bahn.

Geschraubt wird an allem, was kickt. Und gekickt werden will

Unerlässlich für den Nachmittagskaffee und den gemütlichen Teil des Clublebens. Dazu gehört auch, dass alle gemeinsam einmal im Jahr zusammen in Urlaub fahren. Vorzugsweise auf den Bikes, ohne Begleitfahrzeug versteht sich. Das schweißt zusammen, »nichts geht über die gemeinsam abgeschrubbten Kilometer auf den Choppern«, erklärt Kurt. Auch wenn zuhause neue Arbeit wartet. Im Osten Hofs steht die alte Näherei, da, wo alles begann. Und wo es auch enden soll. »Wir haben beschlossen, zusammen mit diesem Anwesen alt zu werden. Wir wollen kicken, bis die Knie nicht mehr mitspielen. Und zusammen schrauben, bis die Finger nicht mehr wollen.« Deckel drauf!

Customizers East – Jubiläumsparty im Rahmen der »Custom Stage«

Zunächst wird aber Jubiläum gefeiert: Die Jungs feiern ihren Vierzigsten im Rahmen der diesjährigen »Custom Stage« am 16. Juli in Hirschberg an der Saale im dortigen Art-Deco-Kulturhaus. Besitzer von Choppern, Racern, Customs, Hot Rods und Klassikern können sich per WhatsApp unter 0049 (0) 151 88 59 815 vormerken lassen, alle Aussteller sind schon zur Pre-Party am Freitagabend willkommen. Und wer einen coolen Vintage-Helm mit krassem Design besitzt, sollte sich ebenfalls melden, die Customizers East planen nämlich eine Helmet-Gallery.

Info | customizers-east.de

Don’t miss: Custom Stage am 22. Juli 2022

 

 

Customizerkurt
Kustomizerkurt bei

Kurt Goller, Jahrgang 1965, schreibt als »Kustomizerkurt« für die CUSTOMBIKE. Der Zweiradmechanikermeister arbeitet im Hauptberuf bei SSCycle und steht auf alte Motorräder mit Charakter. So befindet sich eine 1977er Harley-Davidson Shovelhead FXE ebenso in seinem Besitz, wie eine 1991er EVO-Softail und eine 1994er Kawasaki ZR 550.