Elektro-Motorräder wecken bislang noch nicht so richtig Begierde unter den Bikern. Weil: zu teuer, zu leise, zu wenig Reichweite. Dabei kann man mit einer E-Harley mehr als 1700 Kilometer am Tag zurücklegen …
Wie weit kommt man in 24 Stunden auf einem elektrisch angetriebenen Motorrad? Die Antwort wurde Mitte März neu definiert – von Michel von Tell, einem Schweizer Kabarettisten, Journalisten, Unternehmer und Harley-Fan. Dass er nicht nur den klassischen Klang der V-Twins liebt, sondern auch auf den spacigen Jetsound der LiveWire steht, bewies der 39-jährige ehemalige Profibaseballer am 11. und 12. März 2020. Im Sattel des ersten elektrisch angetriebenen Motorrads eines Großserienherstellers fuhr der passionierte Biker einen neuen Rekord ein: 1723 Kilometer in 24 Stunden.
Ausgangspunkt des Motorradmarathons war Zürich, von wo aus sich Mensch und Maschine mit vollem Akku in Richtung Stuttgart aufmachten. Nahe der Landeshauptstadt Baden-Württembergs wurde der Akku der LiveWire erstmals wieder geladen, bevor es nach Singen ging, dem zweiten Fixpunkt des Rekordversuchs. Hier lud der Akku erneut und fortan pendelte der Mann mit dem eisernen Gesäß sechsmal auf der A81 zwischen Stuttgart und Singen hin und her, bis er die letzte Etappe gen Süden erweiterte, um nach 23 Stunden und 48 Minuten sowie acht Akkuschnellladungen via Österreich in Liechtenstein einzutreffen – mit besagten 1.723 Kilometern auf der Uhr.
406 Kilometer weiter als der bisherige Weltrekord
Von Tell legt Wert auf die Feststellung, dass der Rekord von ihm allein und mit einem herkömmlichen Serienfahrzeug auf öffentlichen Straßen eingefahren wurde. Sechs Zeugen, darunter ein Schweizer Journalist, bestätigten nach Angaben von Harley-Davidson die Facts. Damit übertrumpfte der Marathonmann aus der Schweiz den bisherigen Weltrekord um stolze 406 Kilometer. Dieser wurde im Jahr 2018 auf einem E-Motorrad des kalifornischen Herstellers Zero aufgestellt – mit sieben Fahrern und auf einer abgesperrten Teststrecke.
191 Kilometer pro Akkuladung bei Weltrekordtempo
Im Guinness-Buch wird die Fahrt allerdings keine Erwähnung finden, weil der Ritt nicht den Anforderungen des Weltrekordverzeichnisses entsprechend dokumentiert wurde. Und auch wenn heute der 1. April ist und wir über einen Michel von Tell wenig Erhellendes im Netz gefunden haben, glauben wir jetzt einfach mal den Infos der Company. Wir hatten bisher noch keine Möglichkeit, der LiveWire im Dauertest auf den Zahn zu fühlen und die tatsächliche Reichweite im Alltagsbetrieb zu messen. Wenn man davon ausgeht, dass die hier gemachten Angaben stimmen, kann man wohl von etwa 200 Kilometer ausgehen (voller Akku am Start + 8 Schnellladungen. Also 1723 Kilometer : 9 Akkuladungen = 191 Kilometer pro Akkuladung bei Weltrekordtempo). Das ist immerhin weiter, als eine Sportster Forty-Eight mit vollem Tank kommt.
Info | harley-davidson.com
Carsten Heil, hat die typische Zweiradkarriere der 80er-Jahre-Jugend durchgemacht: Kreidler Flory (5,3 PS), 80er-Yamaha DT und mit achtzehn dann die erste 250er Honda. Nach unzähligen Japanern über Moto Guzzi ist er dann schließlich bei Rohrrahmen-Buell gelandet. Seit 1992 mit Fotoapparat und Schreibgerät in Sachen Kradkultur unterwegs.