Wer eine ate Harley-Davidson FLH im Originalzustand kennt, weiß, wie viel Ballast sie mit sich rumschleppt. Zum Glück lässt sie sich aber mit etwas Aufwand abspecken.
Wenn man sich die Bikes betrachtet, die bei Udo Kohse aus der Werkstatt rollen, dann kann das mehr als Inspiration sein und das nächste eigene Projekt gewaltig anschieben. Wie bei dieser Harley mit der Werksbezeichnung FLH und dem feinen Late-Shovel-Motor.
Harley-Davidson FLH – Besser doch zum Profi
Eigentlich wollte der Kunde den Umbau selbst wagen und sich seinen »Build-what-you-ride«-Traum erfüllen. Doch was bei einem Profi wie Udo so spielerisch und einfach wirkt, kann für den Laien zum Albtraum werden. Und wie so oft im Leben erfolgt irgendwann die Einsicht, dass es besser ist, so einen Customaufbau dem Fachmann zu überlassen.
Folglich findet die Shovel ihren Weg in die Hallen von Udos Firma »Bike Project«, um für die Transformation vorbereitet zu werden. Dass der Nauheimer Bikebuilder dabei weitestgehend freie Hand hat, ist allerdings auch keine Selbstverständlichkeit. Trotzdem werden Ideen ausdiskutiert und die einzelnen Umbauabschnitte abgesprochen.
Der Shovel kommt in die magischen Hände von Bernd Kramer
Das Herz der ehrwürdigen Harley wird samt Getriebe entnommen und in die magischen Hände von Bernd Kramer gegeben. In seinem »Milwaukee Iron Shop« wird der Antrieb für sein künftiges Leben vorbereitet. Währenddessen macht sich Udo ans Chassis, bearbeitet die Schwinge, ändert das Heck und passt die Gabel an.
Viel Zeit steckt er in den Tank. Die beiden Hälften sollen ab sofort unterschiedliche Funktionen übernehmen. Während in der linken Hälfte der Treibstoff untergebracht wird, wird die rechte noch einmal geteilt und dient als Ölreservoir, aber auch zur Aufnahme der Elektrik. Denn für die ist unterm Sitz überhaupt kein Platz mehr vorgesehen.
Harley-Davidson FLH – Möglichst minimalistischer Look
Udo hat alles gecleant, um dem Bike diesen minimalistischen Look zu geben. Für die Rostoptik der beiden Tankhälften zerbrechen sich Udo und sein Kunde ein wenig den Kopf und spinnen so lange hin und her, bis die perfekte Lösung gefunden ist. Der Patina-Effekt ist extrem gut gelungen.
Das Gestänge für die Fußrastenanlage wird durch den Primärtrieb gelegt. Wegen der unorthodoxen Krümmerführung muss Udo aber das Schaltschema umdrehen, da das Gestänge im Weg ist. Doch das Bauteil mit dem meisten Aufwand folgt erst noch.
Die Ölleitungen aus Kupfer zu biegen ist jede Menge Arbeit
Um nicht auf Schläuche zurückgreifen zu müssen, sollen die Ölleitungen aus Kupfer gebogen werden – und zwar jeweils aus einem Stück, denn auf Verbindungsstücke will Udo auf jeden Fall verzichten. Es kann sich jeder selbst ausmalen, was das Biegen von Kupferleitungen für eine Arbeit ist.
Durch die zahlreichen Radien bedarf es einer sehr guten Planung. Dazu die genaue Berechnung der entsprechenden Längen. »Wenn du einmal daneben langst, fängst du gleich wieder von vorn an«, bemerkt Udo. »Und das kann Nerven kosten.« Doch wer den Nauheimer kennt, weiß, wie sehr er sich in eine Arbeit reinbeißen kann. »Geht nicht!« ist keine Option. Und so bekommt die Shovel ein echtes Highlight, das sofort die Blicke auf sich zieht. Sicher, so ein Umbau kostet nicht wenig Geld, doch das Resultat ist es allemal wert.
Info | bike-project.com