Robins Eigenbau-Chopper mit 150-Kubik-China-Viertakter hat zwar keine Straßenzulassung, aber einen Führerschein hat der Youngster sowieso noch nicht …

Die ersten Vorbilder, denen wir nacheifern, sind meist unsere Eltern. Auch Robin hat von seinem Vater ein bisschen was mitbekommen. Sein Low Budget Eigenbau wäre ohne den alten Herrn wohl kaum entstanden. Bis zum Alter von 21 Jahren hat Robin mit Motorrädern nämlich wenig am Hut. Doch der immer an seiner Virago schraubende Papa und die eigene Neugier siegen am Ende doch.

Ein Drift-Trike als Erstversuch

Auf einem Video im Netz entdeckt Robin ein kleines Drift-Trike, sieht, wie viel Spaß die Jungs mit dem Ding haben, und baut sich kurzentschlossen selbst eins, da ein Kauf zu teuer ist. Auch im Freundeskreis bauen und schrauben Kumpel mittlerweile an Projekten. So fällt Robin die Entscheidung, sich ein eigenes Bike aufzubauen, leicht. Die Neugier hat gesiegt: »Ich wollte einfach sehen, ob ich das auch kann.«

Mit dem Drift-Trike fing alles an. Robin sah im Internet ein paar junge Leute mit so einem Ding rumflitzen, die damit tierisch Spaß hatten. Doch ein Erwerb war zu teuer, also baute er sich eines selbst

Auch der Motorradtyp steht für ihn schnell fest. »Für mich kam nur ein Chopper in Frage, weil ich mir ein Motorrad nur auf diese Art vorstellen kann. Starres Heck, die Geometrie und Linienführung, das gefällt mir sehr.« Dazu steckt er sich selbst das Ziel, den Umbau für so wenig Geld wie möglich zu realisieren. Doch Vorstellung und Wirklichkeit klaffen wie so oft im Leben erheblich auseinander. Den Wunschmotor einer Honda CB 500 muss er ziemlich schnell von seiner Liste streichen, die Dinger kosten selbst gebraucht noch richtig Geld.

Low Budget – Eigenbau-Rahmen für den Viertakter

Auch die Teilebeschaffung lehrt ihn, dass Motorradteile in der Summe ganz schöne Löcher ins Budget fressen. Trotzdem sucht er beharrlich nach Teilen im Internet, schießt das ein oder andere Schnäppchen bei eBay und kommt auch über die Kumpel immer wieder günstig an benötigte Parts. Die größte Hürde allerdings wird die Konstruktion des Rahmens. Fehlende Erfahrung und Wissen gleicht er mit Willen und Fleiß aus, bittet sogar seinen Meister auf der Arbeit um Hilfe. So kann er dort wenigsten Werkzeuge wie Sägen, Schweißgerät oder Flex benutzen.

Wird nie eine Straßenzulassung bekommen. Aber das macht den kleinen Chopper umso liebenswerter

Beim Rahmenmaterial setzt er auf Vierkantstahl. »Das war die naheliegendste Lösung für mich, da ich Rundstahl nicht biegen kann und auch keine Ahnung hatte, wie ich die Radien hätte hinbekommen sollen. So konnte ich aber zum Beispiel die Winkel der Unterzüge und des Lenkkopfes ausmessen.« Rückschläge in Form von Konstruktionsfehlern steckt er weg, fängt einfach noch mal von vorn an, lässt sich nicht entmutigen.

Eigenbau-Chopper – mit 150er Viertakter aus China

Das Rolling-Chassis wird fertig und auch beim Motor wird er fündig. Es ist ein Einzylinder-Nachbau aus China, mit 150 Kubikzentimetern Hubraum und knapp 13 PS Leistung, den er für ein kleines Geld ersteht. Selbst an die Elektrik wagt er sich ohne fremde Hilfe, schaut sich im Netz an, wie das funktioniert und arbeitet strikt nach dem Trial-and-Error-Prinzip.

Der Rahmen ist eine Eigenkonstruktion aus Vierkantstahl. Das ist einfacher als Rundmaterial zu biegen

Nachdem alle Arbeiten am Motorrad soweit abgeschlossen sind, kommt die Stunde der Wahrheit: Wird der Motor anspringen? Natürlich nicht, das wäre ja auch zu einfach gewesen. Trotz vorhandenem Zündfunken will die Kiste nicht zum Leben erwachen. Die Fehlersuche wird zum kleinen Krimi. Dann fällt ihm auf, dass er vielleicht mal den Choke am Vergaser ziehen sollte. Ein Kick und der Einzylinder ballert munter drauf los.

Eigenbau-Chopper – Aller Ärger ist vergessen

Ein unbeschreibliches Gefühl, erzählt Robin: »Einfach, weil ich nicht gedacht hätte, dass ich es hinbekomme.« Dafür fällt die monatelange Anspannung jetzt plötzlich von ihm ab. Vergessen die Brandwunden, die er sich beim Schweißen zugezogen hat, die unzähligen Stunden, die er nach der Arbeit am Bike hockte, versuchte für alle Probleme eine Lösung zu finden, und auch die nagenden Zweifel, am Ende doch noch zu versagen.

Komfort muss nicht sein. Robins Chopper ist auf das Wesentliche reduziert

Letztlich war es aber der Wille, das einmal Angefangene zu einem guten Ende zu bringen, der seine Idee hat Wirklichkeit werden lassen. Sicher, das Bike ist nicht perfekt und es wird auch niemals eine Straßenzulassung bekommen. Doch wer erwartet das auch schon, von einem jungen Mann, der nur aus einer Laune heraus sein erstes Bike gebaut hat.

Der Chopper als Trophäe

»Jetzt brauche ich nur noch einen Motorradführerschein«, grinst Robin. Den hat er nämlich noch nicht, aber er will sich anmelden. Das Bike indessen wird er behalten. »Weil es mich immer daran erinnern wird, dass ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen hatte. Es ist eine Art Trophäe, aber vor allem ein unersetzliches Erinnerungsstück.«

 

Christian Heim