Im Dezember 2018 zeigte BMW Motorrad erstmals auf der Yokohama Hot Rod Custom Show seinen neuen Boxermotor. Damals verbaut in einem Custombike und ohne weitere Angaben zu technischen Details. Dann folgten die aufregenden Conceptbikes R 18 /1 und R 18 /2, die Appetit auf mehr machten. Jetzt ist sie endlich da, die BMW R 18
Was hatte vor allem die BMW Concept R 18 /1 für Erwartungen geweckt, als sie im späten Frühjahr vergangenen Jahres in der Öffentlichkeit auftauchte. Ein bildschönes Motorrad, das man liebend gern direkt ab Werk genau so gekauft hätte. Dass es nicht ganz so kommen würde, ahnte man spätestens nach den jüngsten Erlkönig-Fotos, die durch die Presse gingen. Doch das ist der Gang der Dinge, denn so emotional manche Entwürfe uns berühren mögen, für einen Motorradhersteller spielen noch ganz andere Komponenten eine Rolle und die sind mitunter ganz pragmatischer Natur, ganz abgesehen von gesetzlichen Bestimmungen, die einzuhalten sind.
Der Einstieg ins Cruiser-Segment
Natürlich beruft sich BMW mit der neuen R 18 auf seine historischen Wurzeln, andere Hersteller machen das auch. Optisch finden sich viele Anleihen bei der Ikone BMW R 5. Die Münchner möchten damit das Wesentliche am Motorrad wieder in den Mittelpunkt rücken: puristische Technik in Verbindung mit dem wuchtigen Boxermotor. Das alles zusammen soll in reinen Fahrgenuss münden. Natürlich bleibt moderne Technik nicht ganz außen vor, doch sie hält sich bei der R 18 vornehm im Hintergrund.
Big Boxer mit ordentlich Druck
Das Herzstück bildet der komplett neuentwickelte Boxermotor, den BMW als »Big Boxer« bezeichnet. Voluminöse 1802 Kubikzentimeter Hubraum schöpft der Vierventiler aus seinen beiden Zylindern. Die weit ausladenden und waagrecht stehenden Zylinder haben zwar den Nachteil, dass Cruiserfahrer und Liebhaber der gemäßigten Gangart auf längeren Strecken nicht ihre Füße ausstrecken können, doch sollten 91 Pferde zusammen mit dem satten Drehmoment von 158 Newtonmetern, das im Drehzahlbereich von 2000 bis 4000 Umdrehungen anliegt, das wieder wettmachen.
Neuer Rahmen mit Zentralfederbein
Der Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen ist ebenfalls eine Neukonstruktion. Vorn setzen die Entwickler auf eine klassische Teleskopgabel mit 49-mm-Standrohren, die mit Gabelhülsen verkleidet sind und über 120 Millimeter Federweg verfügen. Die Dreiecksschwinge arbeitet mit einem direkt angelenkten Zentralfederbein mit verstellbarer Federvorspannung und bietet 90 Millimeter Federweg.
Elektronische Einstellmöglichkeiten des Fahrwerks sucht man an der R 18 vergeblich. BMW hat nach eigenen Aussagen bewusst darauf verzichtet. Eine moderne Doppelscheibenbremsanlage vorn und eine Scheibenbremse hinten sorgen in Verbindung mit Vierkolben-Festsätteln für eine ordentliche Verzögerung des mit 345 Kilogramm fahrfertigen Gewichts nicht gerade leichten Cruisers.
Ein wenig Elektronik muss aber sein
Doch so ganz auf Elektronik verzichten wollten die Entwickler dann aber doch nicht. Drei Fahrmodi stehen dem Fahrer zur Verfügung: Rain, Roll und Rock. Dazu gibt es noch eine Automatische Stabilitätskontrolle (ASC) sowie eine Motor-Schleppmoment-Regelung (MSR). Das alles lässt Spielraum für individuelle Einstellungen, für die, die es mögen. Immerhin spendierte man dem Eisenklotz in weiser Voraussicht eine Rückfahrhilfe für komfortables Rangieren und eine Berganfahrhilfe, für alle, die vergessen haben, das man so etwas in der Fahrschule gelernt hat. Moderne Zeiten eben.
Solide Basis fürs Customizing
Auch wenn die Diskussionen jetzt wieder losbrechen und sich mancher an Dingen wie dem Auspuff oder irgendwelchen Schutzblechen stört, die R 18 bietet eine mehr als solide Basis fürs Customizing. Denn die Starrrahmenoptik, der offene Kardan, der bärenstarke Boxermotor sowie die verwendeten Materialien sollten den Blick für die Möglichkeiten öffnen, die die R 18 ab Werk bereits mitbringt. Versierte Customizer werden sich freuen, zukünftige Besitzer einer R 18 ebenfalls.
Zudem bietet BMW Motorrad ein eigenes Ausstattungsprogramm mit dem sich weitere Individualisierungen vornehmen lassen. Bereits zur Markteinführung sollen zwei verschiedene, zusammen mit Roland Sands Design gestaltete Design-Kollektionen von Aluminium-Frästeilen zur Verfügung stehen: »Machined« und »2-Tone-Black«.
Dazu kommt ein sogenanntes Co-Branding mit Marken wie Mustang Seats oder Vance & Hines, die unterschiedliche Varianten an Sitzbänken oder Auspuffanlagen entwickelt haben.
Das kostet die BMW R 18 First Edition
Bleibt, wie immer bei solchen neuen Bikes, die Frage nach dem Preis: 22.800,– Euro müssen zukünftige Besitzer einer R 18 über den Tresen reichen. Ohne Extras oder irgendwelche Individualisierungen.
Die R 18 wird übrigens weltweit als exklusive First Edition angeboten. Dafür gibt es laut BMW Motorrad exklusive Ausstattungsumfänge in Kombination mit klassisch schwarzem Lack mit weißer Doppellinierung, zahlreiche Chromoberflächen, eine Sitzplakette sowie die First-Edition-Chromspangen auf den Seitendeckeln.
Ein sogenanntes Standardmodell soll bestimmten Märkten vorbehalten bleiben.
Ab sofort kann die R 18 unter www.bmw-motorrad.de konfiguriert werden. Ab Herbst 2020 soll sie dann voraussichtlich bei den Händlern stehen.