Das Familienunternehmen NCCR aus Delsbo in Schweden, das seit mehr als zwei Jahrzehnten auf Buell-Motorräder und Zubehörteile spezialisiert ist, hat eine Reihe robuster Docol-Stahlrahmen für Buell-Motoren entwickelt, sowohl für luft- als auch für flüssigkeitsgekühlte.
Während der Arbeiten an ihrem »Swedish Rotax powered V-Twin Superbike«, wie sie es nennen, entschieden sich Julia, die bei NCCR für die Konstruktion verantwortlich zeichnet und Birgit, die am Design arbeitet, etwas Spaß zu haben.
Ein Projekt, das nicht Out-of-the-box ist
»Das Projekt mit dem Rotax-Motor ist wirklich großartig, aber wir steckten noch inmitten der CAD-Konstruktion. Ich brauchte unbedingt mal eine Pause und wollte mir endlich mal wieder die Hände schmutzig machen«, erinnert sich Julia. Und Birgit fügt hinzu: »Wir wollten aber auf alle Fälle etwas Ungewöhnliches bauen, etwas das nicht Out-of-the-box ist und vor allem ohne die Einschränkungen der üblichen Custombike-Stereotypen.«
Mutter und Tochter setzten sich zusammen und sinnierten darüber, wie es wohl in zwei Jahrzehnten aussehen würde, um im Winter nach Haparanda, einer schwedischen Küstenstadt nahe der finnischen Grenze zu fahren, um die letzten 11-Millimeter-Antriebsriemen für eine 2002er Buell XB9R zu beschaffen. Die Welt würde bis dahin wahrscheinlich elektrisch oder postapokalyptisch sein und herkömmlicher Kraftstoff nicht mehr zur Verfügung stehen. Die Winter wären wahrscheinlich nicht so kalt, trotzdem sollte Wetterschutz für so eine Fahrt eine gute Sache sein.
Zwei Kraftstoffbehälter an den Stahlrahmen schweißen
Und auch wenn billige EU-Importe in den letzten Jahren die schwedische Schwarzbrenner-Tradition ruiniert haben, ist selbstgebrannter Schnaps noch immer eine verlässliche Quelle und wird es auch in zwanzig Jahren noch sein. Also bestand die Idee darin, zwei Kraftstoffbehälter an beide Seiten ihres Backbone-Docol-Stahlrahmens zu schweißen. »Wir müssten ja auf jeden Fall von Dorf zu Dorf gehen und uns auf der Reise mit Einheimischen treffen, um an Alkohol für den Motor zu kommen. Gleichzeitig sollte das Design noch Platz für einen großen Rucksack bieten«, lacht Julia.
Den Firebolt-Motor ließen sie unangetastet. Lediglich das Einspritzsystem wurde auf seitliche Ansaugung umgeändert und erhielt gleichzeitig eine alkoholtaugliche E85-Umrüstung. In der Scheune fand Birgit noch einen Satz 17-Zoll-Spike-Reifen – Überreste des NCCR-Bikes, mit dem Stuntfahrer Craig Jones 2009 auf dem Lake Dellen mit 238 km/h einen neuen Ice-Speed-Rekord aufgestellt hatte. Endlich hatten die Damen die Hauptteile für ihr Projekt »Revenge of the Wastelands« zusammen.
Das Projekt nimmt Gestalt an
»Wir haben in Borlänge mit ME Racing einen sehr gut sortierten und kompetenten Zulieferer für unsere SSAB-Docol-R8-Stahlrohre. Als wir jedoch nach Rohren mit 1,5-Millimeter-Wandung und einem Durchmesser von 100 Millimeter anfragten, mussten sie passen. Schließlich kam aber Lars Lagestam von SSAB, dem Hersteller von Docol-Stahl, auf die Idee, einige nahtlose 5-mm-Rohre zu verwenden und diese aufzuarbeiten«, blickt Julia zurück. Natürlich sprang eine der Röhren aus der Drehbank, doch nach diesem kleinen Drama verlief der Rest der Arbeiten problemlos. Die Kraftstoffbehälter wurden an den Backbone-Rahmen geschweißt und die Kraftstoffpumpe auf der linken Seite integriert.
Die Frontverkleidung ist eine Replica einer Puch-Rennmaschine aus den 1960ern und stammt von Kent Riches aus Airtech in Kalifornien. Die beiden LED-Lampen in den 4,5-Zoll-Gehäusen im Bates-Stil sind aus dem Nachrüstprogramm von Brands4bikes, haben sogar Straßenzulassung und eignen sich bestens für lange Winternächte. Auch die Apollo-Rück- und Bremslicht-Blinker-Kombinationen von Highsider finden sich in diesem Programm. Gleichzeitig passen sie perfekt in die Enden der Docol-Rohre unterm Sitz.
Viele Parts, noch mehr Arbeit
Ein Lithium-Ionen-Akku sitzt jetzt zusammen mit den anderen elektrischen Komponenten im modifizierten Buell-XB-Verkleidungsträger. Dennoch blieben viele Teile aus dem Lagerbestand unberührt, da es ein Teil des NCCR-Rahmenkonzeptes ist, Gabel, Schwinge und sogar die Stoßdämpfer aus den Buells weiterzuverwenden. Das Revenge-of-the-Wasteland-Projekt bekam jedoch ein paar Wilbers-Dämpfer verpasst. Zum Schluss wurde noch ein Stahlrohrschutz rund um den Auspuff gefertigt und die hauseigene Lederabteilung lieferte einen passenden Sitz.
Vor der Reise nach Haparanda bekam NCCR noch eine Einladung von Hersteller SSAB zu Fotoshooting im Stahlwerk von Borlänge. »Es war wirklich cool, endlich mal zu sehen, woher der Stahl kommt, mit dem wir arbeiten«, sagen Birgit und Julia. »Es gibt hier so viele großartige Orte. Wir sollten definitiv wiederkommen, wenn wir endlich unser schwedisches Superbike mit dem Docol-Trellis-Rahmen fertig haben.
Info | www.nccr.se