Na da hat München aber kräftig nach Milwaukee geschielt: Die BMW R 18 Roctane schaut aus wie ein Klon der Road King. Nur halt mit Big Boxer statt Big Twin …

Mit der neuen BMW R 18 Roctane folgt nun also das fünfte Mitglied der R 18-Familie. Möglicherweise hofft man in München, dass sich der Erfolg der Big Boxer-Baureihe schon einstellen wird, wenn es nur genügend Auswahl gibt. Bislang jedenfalls gehören die R 18-Modelle nicht gerade zu den großen Verkaufsschlagern der Flat-Twin-Spezialisten. Vielleicht kann die Roctane ja das Ruder rumreißen.

Während alle anderen R 18 mit 19/16 oder 16/16-Zoll Radkombinationen unterwegs sind, haben wir es hier mit 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten zu tun

Dazu muss die werte Kundschaft aber tief in die Tasche greifen und zumindest 3.900 Euro mehr hinblättern, als für eine Standard-R 18. 25.500 Euro zuzüglich Nebenkosten, will heißen mehr als 26.000 Euro sind für die Roctane zu berappen. Dafür gibt’s aber auch knapp 30 Kilo mehr Motorrad – die Neue bringt fahrbereit 374 Kilo auf die Waage, die normale Version »nur« derer 345.

BMW R 18 Roctane – Zeitgeistige Wortschöpfung aus Rock und Oktan?

Und was macht diese R 18 mit dem komischen Namen (vermutlich eine zeitgeistige Wortschöpfung aus Rock und Oktan) nun aus, außer dass sie die dickbusige bayrische Halbschwester der Harley-Davidson Road King sein könnte? Es sind die Räder! Während alle anderen R 18 mit 19/16 oder 16/16-Zoll Radkombinationen unterwegs sind, haben wir es hier mit 21 Zoll vorne und 18 Zoll hinten zu tun.

Das schönste Detail an der Roctane ist für uns der im Scheinwerfergehäuse versenkte Tacho. Das ist schlicht und schön

Wie sich die größeren Räder auf’s Fahrverhalten auswirken, können wir nur erahnen, die offizielle Pressepräsentation steht noch aus. Handlicher dürfte es wohl kaum werden, wenngleich der Weg zum Stoiker ein weiter ist. Das nervöse Fahrwerk der Classic-Version, mit der wir einmal quer über die Alpen geritten sind, behalten wir in mäßig schöner Erinnerung. Das kann eigentlich nur besser werden …

Das Big-Boxer-Vieh mit der offen laufende Kardanwelle im Mittelpunkt

Auch bei der Roctane steht natürlich das 91 PS starke und vor allem mit knapp 160 Newtonmeter voranpreschende Big-Boxer-Vieh mit der offen laufende Kardanwelle im Mittelpunkt. Unverändert übernimmt sie auch das Fahrwerk mit Stahlrohrrahmen, verkleideter Telegabel und unter dem Sitz verstecktem Federbein. Automatische Stabilitätskontrolle, Motor-Schleppmoment-Regelung und drei Fahrmodi sind immer an Bord, optional gibt’s noch Hill Start Control und Rückfahrhilfe.

BMW bietet schon ab Werk umfangreiche Custom-Optionen an. In der Modellbeschreibung hört sich das so an: »Sie ist bereit fürs Customizing. Die Aufforderung an Dich: Own it!«

Und sonst? BMW sagt, die Roctane sei so etwas wie ein Custom-Bagger. Sie besitzt Trittbretter mit Schaltwippe, einen »Midi-Apehanger« und einen »Dragster-Sitz«. Die langgestreckte Silhouette führt geradewegs zum stilprägenden Heck mit den Hartschalenkoffern. Und dieses Heck ist wirklich gut gelungen, hat einen hübschen Streamline-Schwung wie wir ihn auch schon von der Tanscontinental kennen.

Die BMW R 18 Roctane ist ziemlich düster angerichtet

Serienmäßig ist die Roctane in Schwarz metallic lackiert. Als Sonderausstattung stehen die Farben Aschgrau und Mausgrau, Entschuldigung, Mineralgrau metallic matt sowie Manhattan metallic matt zur Verfügung. Überhaupt ist das ganze Bike ziemlich düster angerichtet, bis hin zur Auspuffanlage in Dark Chrome. Passt. Auch die Koffer mit jeweils 27 Liter Gepäckvolumen und praktischen Innentaschen sind in Fahrzeugfarbe lackiert.

BMW sagt, die Roctane sei so etwas wie ein Custom-Bagger. Sie besitzt Trittbretter mit Schaltwippe, einen »Midi-Apehanger« und einen »Dragster-Sitz«. Die langgestreckte Silhouette führt geradewegs zum stilprägenden Heck mit den Hartschalenkoffern

Das schönste Detail an der Roctane ist für uns der im Scheinwerfergehäuse versenkte Tacho. Das ist schlicht und schön. Bereits die legendäre BMW R 5 von 1936 und fortan nahezu alle BMW Motorräder bis Anfang der 1970er Jahre verfügten über diese charakteristische Kombination. Und was vor bald 90 Jahren schon gut und sinnvoll war, ist es manchmal eben noch heute.

Der Preis lässt sich auch flott über die 30.000-Euro-Schwelle treiben

Zu haben ist dieses Motorrad ab Juli. Natürlich auch mit Heizgriffen und Kurvenlicht und einer Flut an Optionen und Extras, mit denen sich der Preis auch flott über die 30.000-Euro-Schwelle treiben lässt. Für den 19/16 Zoll Radsatz »Aluminium Schmiedefelge 2-Tone-Black« sind beispielsweise 3.852 Euro hinzublättern. Aber dann hat die Roctane kein 21 Zoll-Vorderrad mehr.

Info | bmw-motorrad.de

 

 

 

Carsten Heil, hat die typische Zweiradkarriere der 80er-Jahre-Jugend durchgemacht: Kreidler Flory (5,3 PS), 80er-Yamaha DT und mit achtzehn dann die erste 250er Honda. Nach unzähligen Japanern über Moto Guzzi ist er dann schließlich bei Rohrrahmen-Buell gelandet. Seit 1992 mit Fotoapparat und Schreibgerät in Sachen Kradkultur unterwegs.