Heute testet Frau Reuter den Shoei Carburettor TC-8, winzige Taschenlampen und das Schmerzempfinden von Hippies gebrochenem Arm.

Nun ist es mal ganz anders. Das, was ich hier vorstelle, besitze ich gar nicht. Weil ich es mir momentan beim besten Willen nicht leisten kann. Aber mein Bruder kann. Der Junge hatte sich seinen letzten Helm in der Jungsteinzeit gekauft. Er entsprach keinerlei Norm und hatte mittlerweile nicht mal mehr eine wärmende Funktion. Nun interessiert mich die Norm in der Regel überhaupt nicht und mein eigener Sohn fährt mit einer Krawallmütze rum, die nicht den geringsten Segen irgendeiner Institution hat. 

Frau Reuter testet: Shoei Carburettor TC-8

Als mein Bruder mich also jüngst fragte, welchen Helm er sich kaufen solle, hab ich ohne zu überlegen den Davida Speedster empfohlen. Aber das Ding kostet mittlerweile auch über 400 Euro. Und – oh Wunder – in der Version V3 hat das Mützchen sogar eine ECE-Zulassung. Weil mein Bruder nun aber Brillenträger ist, wollte er gerne ein integriertes Visier haben. Und natürlich ECE-Tauglichkeit – das volle Safety-Programm also. Nachdem er sich mit meinem angegammelten Speedster nicht recht anfreunden konnte, was auch am Geruch gelegen haben könnte, hat er sich selbst auf die Suche gemacht. 

Familie Reuters neue Helmliebe trägt den Namen »Carburettor TC-8« und kommt von Shoei. Sitzt astrein, ist ECE-tauglich und eine echte Alternative zum Davida Speedster

Und letzten Samstag sitze ich mit Köppke und Hippie in der Sonne und wir trinken ein elegantes Vormittagsbier auf Hippies gebrochenen Arm. Den hat er sich natürlich nicht beim Motorradfahren gebrochen – ha! – nein! Er war angesoffen mit dem Rennrad nach Hause gefahren, hatte aus Angst vor den Bullen die Abkürzung durch den Wald genommen und war in Ermangelung einer Beleuchtungsanlage in eine matschige Spurrille geraten und ausgerutscht.

Frau Kleinfeld hat ihm sogar Rühreier mit Schinken rübergebracht

Insgesamt wenig heldenhaft, aber immerhin ein kleines Abenteuer für einen fast fünfzigjährigen Althippie. Wegen des Alkoholpegels hat er auch erst am nächsten Morgen festgestellt, dass er eine nicht unerhebliche Verletzung hat und ist dann einhändig mit dem bekackten Rennrad zum Arzt gefahren. Das Einrenken des Bruches soll mit Geschrei und Flüchen verbunden gewesen sein, aber nun hat er einen leuchtend grünen Gips und führt sich auf wie ein heimgekehrter Kriegsheld. Frau Kleinfeld hat ihm sogar Rühreier mit Schinken rübergebracht und Köppke meinte gerade, dass die beiden trotz des pikanten Altersunterschiedes von dreißig Jahren durchaus ein hübsches Paar abgeben würden. Und bevor Hippie seinen Schmerzschrei zu Ende schreien kann, weil er Köppke mit dem kaputten Arm gehauen hat, kommt mein Bruder mit einem prächtig verzierten Kopf die Einfahrt langgetuckert. Aha, er hat also einen Helm gefunden.

Der empfehlenswerte Shoei-Helm kostet 389 Euro, der Straßenpreis (bzw. heutzutage Internetpreis) liegt um die 350 Euro

Und da sind wir nun alle einträchtig von den Socken. Es handelt sich hier um den Shoei-J.O.-Jethelm mit dem einfallsreichen Namen »Carburettor TC-8«. Der Helm gefällt sofort! Er sitzt astrein ohne zu drücken, ist – zumindest bei meiner Oma-Geschwindigkeit – unglaublich windgeräuscharm und hat ein superlativ tolles integriertes Visier. Dieses Visier ist zwar nicht beschlagfrei (das sind übrigens die wenigsten, wie ich feststellen musste), aber man muss es ja nicht direkt anhauchen. Außerdem lässt es sich hervorragend bedienen. Da ruckelt und hakt nichts. Zack, runter, zack, wieder hoch. Die Helmschale ist aus Fiberglas, man kann zwischen drei Helmschalengrößen wählen. Der gesamte Helm wiegt nur 1000 Gramm. Der Doppel-D-Verschluss wird von einigen Leuten als nervig empfunden, ich habe mich aber schon vor langer Zeit daran gewöhnt und kann mir kein besseres Verschlusssystem vorstellen. Da kann wenigstens nichts kaputt gehen. Hergestellt wird der Helm übrigens in Japan, was heutzutage oftmals mehr wert ist als unser eingestaubtes »Made in Germany«. Markus Söder und Mario Barth sind auch made in Germany. Hilft uns auch nicht weiter.

Dieser Helm ist absolute Spitzenklasse

Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals so fein und angenehm »behütet« durch die Landschaft gefahren zu sein. Da macht die Helmpflicht schon fast Spaß … Dieser Helm ist in meinen Augen absolute Spitzenklasse und ich bin ernsthaft neidisch. Der Preis von 389 Euro ist mehr als gerechtfertig, denn japanische Arbeiter sollen sich ihre Sushiröllchen schließlich auch leisten können. Und hin und wieder mal ’ne Geisha mit Abitur.

Scheiß auf Uhrzeitkrebse, sowas hätten wir uns als YPS-Beilage gewünscht. Die kleine Lampe ist akkubetrieben, hat einen Magnet im Fuß und ist kleiner als ein Feuerzeug

Die Farbgebung ist nahezu geschmackvoll, es gibt auch andere Farbvarianten: Speziell der TC-6 kommt in fröhlichem Altweiß und dunklem Mittelstreifen daher, als hätte man ihn direkt aus einem Siebzigerjahre-Rockerporno entwendet. Im Netz habe ich auch einfarbige Varianten gefunden, die preislich günstiger liegen – so um die 320 Euro. Sensationeller Helm, ich bin begeistert. Köppke und Hippie auch. Frau Kleinfeld haben wir noch nicht gefragt, aber die würde uns beipflichten. Zumindest nach ein, zwei Likörchen. Mein Bruder hat ihn bei Louis gekauft – ich kann nix dafür! Der Laden liegt exakt auf seinem Heimweg.

Frau Reuter testet: Ein kleines Lämpchen!

Und was haben wir noch im Überraschungskörbchen für die kleinen Lümmel? Richtig, ein kleines Lämpchen! Ich habe das von einem renommierten Motorradladen zu Weihnachten bekommen und hielt es erst für ein witziges Spielzeug. Mittlerweile mag ich die kleine Leuchte aber gar nicht mehr missen. Ihr seht schon auf dem Foto, dass sie ziemlich angeranzt aussieht. Das liegt daran, dass ich sie immer in der Jackentasche habe. Sehr schön finde ich den Magneten im Fuß. Damit kann ich die Lampe an jedem eisenhaltigen Untergrund festpappen. Bei nächtlichen Basteleien auf matschigen Waldwegen kann das mordspraktisch sein. Die Lampe ist akkubetrieben und lässt sich mit jedem USB-Netzgerät via Mini-USB-Kabel aufladen. Der Akku ist zur Not austauschbar, es passen sogar die kleinen CR123A-Kamera-Batterien rein. 

Mit dem Magneten im Fuß kann man die Lampe an jedem eisenhaltigen Untergrund festpappen

Die Lampe ist (Regen-)wasserdicht, auf dem USB-Anschluss steckt ein Gummistöpsel, der unverlierbar an der Lampe angebracht ist. Dennoch befindet sich ein Ersatzstöpsel im Lieferumfang. Sie hat vier Helligkeitsstufen und sogar einen Rotlichtmodus. Für Nutten, vermute ich. Im Netz kostet diese winzige Alu-Lampe rund fünfzig Euro. Das ist viel Geld, aber der praktische Nutzen ist schon deshalb enorm, weil ich diese Lampe wirklich immer dabei habe.

Diese Lampe ist ein Wolf im Schafspelz

Meine anderen Laternchen stehen zu Hause auf dem Flurschrank oder in der Werkstatt. Schaut mal nach unter »Fenix LD15R«. Diese Lampe ist ein Wolf im Schafspelz. Okay, ein sehr kleiner Wolf. Kürzer als ein Einwegfeuerzeug. Aber dafür viel heller! Sollte man sich unbedingt zu Weihnachten schenken lassen. Oder zum nächsten Vatertag. So, wir müssen jetzt mit Hippie zur Apotheke. Er braucht Schmerzmittel. Vielleicht gibt er uns ja was ab …

Es grüßt mit einem alten, stinkenden englischen Helm auf dem Kopf
Euer Martin

 

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.