Frau Reuter packt die Nackensteaks aus und testet einen Holzkohlegrill, einen Orgeltisch der als mobile Werkbank dient und spottbillige Ohrstöpsel.

Eigentlich war das ’ne blöde Idee. Hippie und der Herr Doktor, der mein Nachbar ist, hatten sich beim Doppelkopf ausgedacht, dass es eine prima Sache sei, mal ’ne gewaltige Gartenparty zu machen, mit allen Freunden und Bekannten und Nachbarn, und man könne das ja in unseren beiden Gärten gleichzeitig feiern, es gäbe ja sowieso einen Durchgang von einem zum anderen und man könnte schön Musik machen und grillen und saufen und all sowas. »Okay«, hab ich dann am nächsten Tag gesagt, »aber ich will nichts kochen und keinen Salat machen, ich kauf nur Bierkisten und wir grillen Würste.« Damit waren alle einverstanden. In der Realität haben wir Bier, Wein, Wasser, Brause und Saft gekauft und statt der anvisierten 150 Würste wurden auch noch 100 Nackensteaks besorgt. Klingt gut, oder? ABER: Wie will man während einer Party die angepeilten 80 Leute mit Grillgut versorgen, wenn man gar keinen Grill hat? Mit einem Wursttoaster kommt man da nicht weit. 

Manchmal gibt es eben doch einen Gott, der die Dinge lenkt

Also hab ich mir gedacht, ich borge mir den Grill meines Bruders und kaufe noch einen dazu, die feuern wir dann ordentlich an und dann sollte man die Meute auch durchgehend satt kriegen. Mein Bruder hatte sich im Internet einen günstigen Barbeque-Grill gekauft, so nennt man wohl heute die Dinger, die einen festen Deckel haben. Und ich habe – rein zufällig – in meinem Baumarkt um die Ecke exakt den gleichen Grill erworben. Manchmal gibt es eben doch einen Gott, der die Dinge lenkt. Langer Rede kurzer Sinn: Die Party war ’ne Wucht, alle waren glücklich und angetrunken und um vier Uhr morgens sind wir erschöpft in die Federn gefallen. Nun wissen alle Nachbarn, was hier für Idioten wohnen und alle wollen, dass wir die Aktion unbedingt wiederholen.

Die Aufbauanleitung des Grills ist nicht sehr profund, da müsst ihr aufpassen wie ein Wiesel, sonst ist nix mit Flaschenöffner

Der Grill war an dem Erfolg nicht unbeteiligt. Ich, eigentlich ein Grillmuffel, freue mich nun regelmäßig über die Möglichkeit, mal eben das Teil anzuschmeißen, wenn Besuch kommt. Durch die große Rostfläche sind auch ausgiebige Orgien begrillbar, und irgendwann hat auch der größte Vollpfosten (ich) raus, dass sich Fleisch fast von selber grillt. Nun sitze ich öfter mal mit Hippie, Köppke, dem Doktor und dem Totengräber von schräg gegenüber bei einer Kiste Bier und wir grillen uns fröhliche Holzfällersteaks, bis das Fett am Kinn runterläuft.

Dieser Grill ist regelmäßig in Baumärkten und im Internet im Angebot

Manchmal muss man über 50 sein, um gewisse Bereicherungen der Lebensqualität zu erfahren. Das Schöne daran ist, dass der Grill im Grunde spottbillig ist. Dieser Freund hier hat mich, als ich ihn für die Party kaufen musste, 129 Euro gekostet. Hätte ich etwas mehr Zeit gehabt, hätte ich ihn für 79 Euro bekommen, denn dieses Modell ist regelmäßig in Baumärkten und im Internet im Angebot. Das Ding wiegt gute 25 Kilo und muss selbst zusammengebaut werden. Karl-Heinz, mein Sohn also, hat das in zwei Etappen von 40 Minuten geschafft. Für einen Baumschüler nicht schlecht, finde ich.

Frau Reuter ist in love mit der höhenverstellbaren Kohlenschale

Der Grill hat ein sehr praktisches Warmhalterost, das sich mit dem Deckel ausklappt, und eine höhenverstellbare Kohlenschale. Das finde ich total toll! Man muss also nicht mehr das bekackte Rost hoch oder runter stellen, sondern dreht einfach rechts an der Kurbel und reguliert so die Hitze. Ganz rechts befindet sich eine ausklappbare Ablage, unten ist über die volle Breite eine Ablage untergebracht und wenn Karl-Heinz das linke vordere Bein nicht links hinten angebaut hätte, könnte ich auch den beigelegten Flaschenöffner daran montieren. Nun muss ich, wie immer, mein Bier mit dem Feuerzeug öffnen. Wichtig beim Kauf eines solchen gastronomischen Freudenspenders ist die Ausführung des Scherenmechanismus, der die Kohleschale hebt und senkt: Bei mir ist sie aus Flachstahl (etwa 12 x 3 mm), bei meinem Bruder aus Rundstahl (etwa 5 mm).

Frau Reuter sollte vielleicht mal ’ne Zucchini grillen

Die Rundstahl-Version ist scheiße, sie ist instabil und bewirkt, dass sich die Schale während des Gebrauchs verzieht. Achtet also speziell auf diesen Mechanismus links und rechts der Kohleschale innerhalb des Grills. Wenn man den Grill im Internet kauft, kann man das nicht, darum empfehle ich den Kauf im Baumarkt, da kann man sich das Teil auch schön in echt betrachten. Wir sind alle sehr, sehr glücklich mit dieser Investition und essen mehr Fleisch, als uns guttut. Aber man lebt bekanntlich nur einmal. Mein Grill ist vom TOOM Baumarkt und heisst »Toro«, bei Amazon heißt das gleiche Ding »Tepro Toronto« und liegt aktuell knapp unter 100 Euro. Ich würde warten, bis er irgendwo um die Ecke 79 Euro kostet, dafür kann man ihn nicht selbst machen.

Der Keybordständer – Verzeihung, die mobile Werkbank – ist bis 80 Kilo belastbar, in der Höhe verstellbar und hat einen sicheren Stand

Ganz ähnlich unüblich für meine Kolumne ist das zweite Teil: ein Orgelständer! Mir ist klar, dass die wenigsten von uns nebenbei Bach-Kantaten klimpern, aber dieser Keyboard-Ständer hat es in sich. Er liegt eigentlich schon ewig hier rum, weil ich mal Aushilfsorganist in meiner Band war, aber nun hab ich aufgeräumt und festgestellt, dass man, wenn man ein 40 x 65 cm Birken-Multiplexbrett da rauf schraubt, einen astreinen, stabilen kleinen Arbeitstisch erhält. Die Füße sind höhenverstellbar, das Ding steht also immer wie ’ne Eins. Das gute Stück ist mit zwei Handgriffen zusammengeklappt und in der Ecke verstaut. Gerade für Dreckarbeiten wie Sägen, Flexen, Schrubben oder Polieren ist das ideal, weil ich den Tisch einfach vor die Werkstatt stellen kann.

Besser keinen Shovelmotor in die Mitte stellen!

Gestern hab ich noch drei zusätzliche Bohrungen in die Platte gemacht, damit ich meinen Schraubstock daran befestigen kann. Im Grunde weiß ich gar nicht mehr, wie ich die letzten dreißig Jahren ohne den Tisch ausgekommen bin. Selbst Karl-Heinz nutzt ihn für seine Spackenbasteleien – gut so! Der Tisch ist von König und Meyer, auch als K&M bekannt, und heißt einfach »Klapptisch 18950«. Er lässt sich bei Bedarf auf etwa einen Meter Breite ausziehen, dann würde ich aber keinen Shovelmotor in die Mitte stellen. Grundsätzlich ist das Teil bis 80 Kilo belastbar. Die Höhe ist von 65 bis 89 cm einstellbar. Ich habe ihn flach eingestellt, so kann ich am besten an ihm arbeiten. Das Ding ist nicht nur schicker, sondern auch universeller einsetzbar als die alte »Black & Decker«-Workmate. Bei Thomann, das ist ein Musikalienversand, kostet der Tisch, pardon Orgelständer, 149 Euro inklusive Porto.

Bei kreischenden Kreissägen oder Kindern bringen die Moldex-Ohrstöpsel neuen Lebensmut

Nach so viel Mobiliar kann ich euch nur noch meine neuen Ohrstöpsel von Moldex vorstellen, die ich gestern bei meinem Stahlhändler am Verkaufstresen gefunden hab. Für zwei Euro bekommt man da zwei Universalstöpsel namens Rockets, die mit einem Band verbunden sind und bei Nichtgebrauch in einem tuckigen Plastikdöschen untergebracht werden. Die Dämpfung soll 30 dB betragen, das ist gewaltig! Ideal beim Flexen oder wenn Hippie Mundharmonika spielt!

Frau Reuters Weg zum Vegetarier ist ein langer

Ich kauf jetzt Bauchfleisch, die Herrin kommt gleich von der Arbeit und will gefüttert werden.

Es grüßt, mit Grillfett am Kinn, euer Martin

 

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.