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CBS 2025

Yamaha XVS 650 – Familienprojekt fürs kleine Budget

Im Jahr 2000 kauft sich Laki eine brandneue Yamaha XVS 650 Dragstar. Für einen schmalen Taler wird sie umgebaut und an den Sohn weitergegeben

Im Milleniums-Jahr macht sich Laki zusammen mit seinem Vater auf die Suche nach einem Motorrad. Mit genügend Cash in der Tasche klappern sie die Händler ab und erleben eine Enttäuschung nach der anderen. »Mein Vater kam irgendwann mit einer Zeitschrift, da war eine umgebaute Virago 535 drin, doch leider war sie schon weg. Also haben wir weitergesucht«, erinnert sich Laki.

Yamaha XVS vom Händler

Doch der Gebrauchtmotorradmarkt ist nahezu leergefegt, die Modelle, die interessant sind, entweder reserviert oder nicht mehr verfügbar. »Mein Vater hatte irgendwann die Schnauze voll und entschied, dass wir jetzt ein neues Motorrad kaufen.« Bei einem Yamaha-Händler werden sie fündig, doch alle 1100er und 1600er sind ausverkauft. »Nur die 650er konnten wir noch haben. Sogar die Farbe konnten wir uns aussuchen. Weiß, Blau, Schwarz oder Orange, alles da. Doch mit Schwarz war der Verkäufer nicht ganz einverstanden, das hätte doch jeder. Er meinte, Orange sei die weitaus coolere Farbe.«

Tief sitzen, weit greifen. Der Serienlenker war das erste Opfer der Umbaumaßnahmen und wurde durch einen Widebar ersetzt

Bedenken haben Vater und Sohn nur wegen der Frauen zuhause. »Die werden uns umbringen«, lacht Laki. Ganz so schlimm kam es dann nicht und selbst heute strahlt die Yamaha immer noch im originalen Lack. 

ERSTER UMBAU

Damals blieben die Umbaumaßnahmen in Richtung ­Custombike überschaubar. Ledig­lich ein anderer Lenker wurde montiert. »Der Serienlenker hat mir überhaupt nicht gefallen, ich wollte lieber eine Widebar.« Und so bleibt die Yamaha XVS rund fünfzehn Jahre lang nahezu im Serienzustand, bis Lakis Sohn Pascal, der beim Kauf gerade mal drei Jahre alt war, volljährig wird und den Motorradführerschein macht. Zusammen starten sie ein Vater-Sohn-Projekt, der alte Softchopper soll endlich einen anderen Look bekommen.

Dragstyle-Optik, aber ordentlich fahrbar, lautete die selbstgesteckte Umbauvorgabe. Der Serienlack des Tanks blieb bis heute erhalten, Front- und Heckfender wurden im gleichen Farbton lackiert

»Es war klar, dass Pascal das Bike ­bekommen sollte, denn ich bin inzwischen auf eine 1900er umgestiegen.« Bei der Stilrichtung ist man sich zu Beginn nicht hundertprozentig einig. Während der Vater einen tiefen, extremen Umbau ins Auge fasst, ist Pascal vor allem eines wichtig: »Sie sollte ordentlich fahrbar sein.« »Und alles eingetragen«, wirft der Vater ein. Am Ende einigen sie sich auf Dragstyle mit flacher, gestreckter Optik, inklusive des bereits verbauten Lenkers. 

Motortechnisch gibt es keine Veränderungen. Der zuverlässige V2 schnurrt auch nach über zwanzig Jahren munter vor sich hin

Geschraubt wird in großen Abständen, denn neben den Motorrädern bastelt der gelernte Kfz-Meister Laki zusammen mit seinem Sohn viel an Autos. »So alle zwei Monate haben wir ­mal einen Samstag am Motorrad gearbeitet. Deshalb hat sich der Umbau auch auf drei Jahre erstreckt.«

Yamaha XVS – Passende Teile gibt’s im Netz

Passende Teile finden die beiden hauptsächlich im Internet. Egal ob Heckfender, Beleuchtung oder Fußrasten. Selbst die Auspuffanlage ist ein Gebrauchtteil, das sie im Tausch gegen die Serienanlage für kleines Geld erstehen. Im Zuge des Umbaus verschwindet auch der lange Heckfender. Zum Glück lässt sich an der Dragstar das Heck abschrauben, so dass nichts geschnitten werden muss.

Der Kühler bekam einen selbstgefertigten Grill mit dem Konterfei des Sparta-Königs Leonidas – inklusive LED-Augen, die separat eingeschaltet werden können und rot leuchten

Ein neuer Fender von Thunderbike sorgt für eine viel bessere Optik. »Und alles kann zur Not wieder rückgebaut werden«, klärt Pascal auf. Zudem lässt sich das Heck nun manuell in der Höhe verstellen. Ein klarer Vorteil, wenn man, wie Pascal, über einsachtzig groß ist und gut sitzen will. 

Der Zündspulenhalter stammt von Thunderbike. Mit einer durchdachten Eigenkon-struktion wird er zwischen die Kühlrippen eingepasst, ohne diese kappen zu müssen

Den Sitz entwerfen und bauen sie selbst, beziehen ihn mit Leder im Vintage-Style. Auch eine neue Zündung kommt zum Einsatz, mit einem neuen Halter für die Zündspulen. Um für die Montage nicht die Kühlrippen abschneiden zu müssen, lässt sich Laki eine eigene Konstruktion einfallen, die bestens funktioniert und den Halter nun einklemmt. 

Elektrik, Beleuchtung und Lack

Die Elektrik wird modifiziert, nachdem ein Kurzschluss bei der Kabelverlegung durch den Lenker für Ärger sorgt. »Der Kabelquerschnitt war mir zu gering und die Stecker zu billig. Da gibt es gerade aus dem Automobilbereich bessere Lösungen«, so Laki.

»Der Serienlenker hat mir überhaupt nicht gefallen, ich wollte lieber eine Widebar.« 

Außerdem wird eine neue Beleuchtung in Form eines modernen LED-Scheinwerfers und neuer Blinker installiert. Die Lackierung des Tanks bleibt hingegen unverändert, das Orange ist inzwischen ein Klassiker. Ein befreundeter Lackierer kümmert sich um Front- und Heckfender, trifft den Farbton nahezu perfekt. 

Pascal hat in kurzer Zeit mehr Kilometer mit der Yamaha zurückgelegt als sein Vater in den fünfzehn Jahren vor dem Umbau. Fahrbarkeit spielt halt doch eine Rolle, alles -andere nimmt einem nur den Spaß

Das Motto für den Umbau liefert Lakis Vater, der den Sparta-König Leonidas ins Spiel bringt. In Lochblech schneidet er den bekannten Helm als Konterfei, das nun den Kühler ziert. Ein paar beleuchtete Augen gibt es noch dazu. Selbst am seitlichen Kennzeichenhalter ­findet sich das Leonidas-Motiv wieder.

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GENERATIONENWECHSEL

Die TÜV-Abnahme samt Gebühren übernimmt ebenfalls ein Freund. »Im Gegenzug habe ich seinen BMW repariert«, so Laki. Man kennt und hilft sich. Am Ende ist der Generationenwechsel erfolgreich vollzogen. Pascal hat schon etliche Kilometer mit der Yamaha abgespult. In der Zeit seit dem Umbau mehr, als sein Vater in den fünfzehn Jahren, die er die Yamaha XVS bewegt hat. Irgendwann wird er die Dragstar vielleicht weitergegeben, an eine neue künftige ­Generation – Familienmitglieder verkauft man einfach nicht.

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Fotos: Christian Heim
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