Was aussieht wie eine teure Vincent, ist in Wahrheit eine Yamaha XV 1100 Virago – ein verblüffendes Stück Customizing
Greg Hageman ist ein großer Motorradenthusiast: »Ich bin eher der ruhige, unauffällige Typ, aber wenn es ans Schrauben geht, dann zeige ich, aus welchem Holz ich wirklich geschnitzt bin.« In seiner Gegend als einer der Besten seines Faches bekannt, sieht er in jeder noch so hoffnungslosen Motorradbasis das Potential für einen feinen Umbau. Dabei ist das Aufbauen von außergewöhnlichen Bikes nur sein Hobby. Seine Brötchen verdient sich Greg als Werkstattmeister in der örtlichen Harley-Niederlassung.
Ein Herz für kuriose Projekte
Auf dem Hof von Gregs Elternhaus in Iowa findet man unzählige alte japanische Rostlauben auf zwei Rädern. Greg hat einfach ein Herz für ungeliebte Maschinen und kuriose Projekte. Und selbst aus einer CX-Güllepumpe hatte Greg schon mal einen ansehnlichen Cafe Racer gebaut. Doch die Story der Yamaha Virago auf diesen Seiten ist eine andere, sie begann im Herbst 2011.
Greg befand sich auf dem Barber Vintage Festival in Alabama, für die Cafe-Racer-Fernsehshow war dort ein Stand aufgebaut und ihn erwartete ein fröhliches Wochenende voll von klassischen Motorrädern. Während einer seiner Ausfahrten an diesem Wochenende stieß Greg auf einen echten Fan seiner Arbeit. Ein Jungspund von siebzig Jahren, der Greg ein Angebot machte, das genau seinem Geschmack entsprechen sollte.
Der passende Kanditat für die Replica
Denn vor langer Zeit war der alte Herr Besitzer einer Vincent Black Lightning, die er allerdings aus Geldnot schon lange verkauft hatte. Begeistert von Gregs an Zauberei grenzenden Kunstwerken und in Nostalgie schwelgend, beschloss er, bei ihm eine Replica eben jener Vincent in Auftrag zu geben und hatte auch schon den passenden Kandidaten für die Basis dieses Projektes: Eine Yamaha XV 920. Greg schlug ein. Nur wenige Wochen später wurde die XV in Barber angeliefert.
Doch schnell wurde Greg klar, dass eine Virago XV 1100 sich wohl weitaus besser eignete, um eine Vincent daraus zu zaubern – immerhin war diese das schnellste Motorrad ihrer Ära. Ohne langes Zögern wurde also der Motor ausgetauscht und das Bike in seine Einzelteile zerlegt, wobei »Einzelteile« hier wörtlich zu verstehen ist, es gab nämlich nicht eine Schraube, die Greg nicht entfernte. Danach setzte der Trancezustand ein, in dem Greg gerne arbeitet: Säubern, ersetzen, einstellen, anbringen und abstimmen sind dann die einzigen Worte, auf die er reagiert.
Yamaha Virago – kein ruhiger Moment beim Aufbau
Einen Moment der Ruhe gab es beim Aufbau der Virago nicht. Das Heck legte er mit Hilfe von Stoßdämpfern einer Harley-FLH höher. Zusammen mit der abgesenkten Front ergibt sich so ein Handling, das durchaus mit dem einer aktuellen Triumph Bonneville oder Sportster mithalten kann. Durch die mittige Platzierung der Fußrastenanlage konnte neben der Optik auch der Fahrkomfort erheblich gesteigert werden.
Ein neuer Harley-CV-Vergaser an der Virago sorgt für den nötigen Wumms, ohnehin machen sich die originalen Teile von Hitachi als Staubfänger im Regal einfach besser. Dazu noch ein Ansaugstutzen Marke Eigenbau und der große Zauber offenbart sich. Ohne Mucken verrichtet der Motor seinen Dienst und ein Zug am Gasgriff beweist, dass genügend Power ihn ihm steckt, um das Vorderrad mit Leichtigkeit auf Augenhöhe zu katapultieren. Der Charme der Vergangenheit gepaart mit zeitgemäßer Technik, ein Hoch auf die Nostalgie!