Die Yamaha SR 500 wird seit Jahren nicht mehr gebaut. Umso wichtiger, dass Scheunenfunde wieder auf die Straße gebracht werden.
Youngtimer stehen bei Motorradliebhabern inzwischen hoch im Kurs. Auch bei Günter. Er steht auf die Bikes der 70er und 80er Jahre. Seit seinem zwölften Lebensjahr ist der Österreicher mit dem Motorradvirus infiziert. Seine erste Maschine, eine Puch Maxi, baut er sofort zum Chopper um. Mit achtzehn erfolgt der Umstieg zu den »Großen«. Die erste Richtige wird eine Yamaha XT 250.
Ein Herz für alte Japaneisen
Dann folgt: »Alles, was zwei Räder hat. Aber mein Herz schlägt noch immer für alte Japaneisen. Das sind eben Bikes, für die man keinen Laptop braucht, um irgendwelche Einstellungen vorzunehmen oder Teile zu reparieren.« Nur ein Motorrad fehlt in seiner Sammlung noch. Eines, das seiner Meinung nach genau richtig für die kurvenreichen und bergigen Straßen Österreichs ist: Eine Yamaha SR 500.

Der Fund der knuffigen SR beendet die Suche nach einer vernünftigen und vor allem bezahlbaren Umbaubasis. Auch in Österreich klettern die Preise für den Eintopf aus Iwata, da kommt der Tipp eines Freundes genau zum richtigen Zeitpunkt. Bei der Besichtigung entpuppt sich die Yamaha als waschechter Scheunenfund.
Yamaha SR 500 – Liebe auf den erten Blick
Mehr als zehn Jahre fristet die »Alte Lady«, wie Günter sie liebevoll nennt, ihr Dasein in einer alten Scheune, bis sie aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt wird. »Für mich war es Liebe auf den ersten Blick und ich hab die Schönheit erstmal zu mir nach Hause geholt. Dort habe ich die Yamaha zerlegt und mir Gedanken gemacht, in welche Richtung der Umbau überhaupt gehen soll.«

Nach ein paar Bierchen war schnell klar, was aus »Dornröschen« werden sollte, und der »Stonehill Jumper«, wie die Yamaha SR 500 fortan nun gerufen wird, war geboren. Der Tank ist das erste Umbauopfer, doch der Aftermarket gibt nicht allzu viele Teile von der Stange her. Also schafft Günter einen Rohling an, modifiziert ihn, bis er auf das Rahmenoberrohr passt. Auch den Sitz baut er selbst, obwohl dieser, wie er unumwunden zugibt, alles andere als tourentauglich ist. Dafür passt die schlanke Linie nun wesentlich besser zur neuen Optik des Bikes.
Verschleißteile im Einzylinder werden erneuert
Der Rahmen wird abgespeckt, von allen möglichen Haltern und unnützem Kram befreit und anschließend pulverbeschichtet. Die Elektrik packt Günter unter den Sitz, bevor er sich dem Herz der Yamaha widmet. Zusammen mit einem Freund baut er den Motor aus, zerlegt ihn und erneuert Verschleißteile wie Lager, Kolben und Dichtungen. Damit der Einzylinder auch in Zukunft zuverlässig seinen Dienst verrichten kann, bekommt er eine Doppelschmierung spendiert. Aufgrund von Ölmangel wird er wohl niemals in die ewigen Jagdgründe gehen, versichert Günter.

Auch bei den Rädern müssen die Serienteile weichen. Die werksseitig verbauten Gussräder werden durch bildschöne Speichenräder ersetzt und hinten mit einem Stollenreifen von Heidenau bestückt. Vorn übernimmt ein klassischer Avon Speedmaster MK II den Bodenkontakt, passend zum Look eines Flat- beziehungsweise Streettrackers, wie Günter anmerkt.
Yamaha SR 500 mit Kedo-Heckkit
Beim Heckumbau selbst bedient er sich bei Kedo, andere Teile wie den seitlichen Kennzeichenträger schießt er sich bei einer eBay-Auktion. Kostengünstig ist auch die minimalistische Lackierung, die er selbst ausführt. Überhaupt legt Günter sehr viel wert auf Eigenleistungen, kauft nur dann hinzu oder vergibt Fremdarbeiten, wenn es unbedingt erforderlich ist.

Probleme tauchen während des gesamten Umbaus so gut wie nicht auf. »Zuverlässige Japantechnik eben.« Unterm Strich stellt sich Günter auf diese Art mit knapp kalkulierten zweieinhalbtausend Euro sein Wunschbike auf die Räder. »Ich denke, es muss nicht immer ein sauteures Custombike sein, das 30.000 Euro oder mehr kostet, um die Blicke auf sich zu ziehen.«

