Wie 150 PS einen Yamaha Aerox-Scooter zum Speedzombie machen. ARRRGG!

Na ja, ein Scooter halt. So ein Wegwerf-Plastik-Roller interessiert uns ja irgendwie überhaupt nicht. Er verdient bestenfalls deshalb Anerkennung, weil über dieses Gfk-Gedöns auf Rädern schon mal ein paar Youngster in unsere Szene gespült werden.

Alter, das ist mal fett!

Aber was da gerade vor mir steht, verdient einfach etwas mehr Aufmerksamkeit. Zunächst sieht es aus, wie ein normaler Yamaha Aerox – eben so ein auf sportlich gestylter Fünfziger-Scooter. Könnte auch ein Aprilia SR 50, Piaggio NRG oder gar Kymco Super 9 sein. Aber was drückt sich denn da in den rollertypischen Durchstieg?

150 PS leistet der R1-Vierzylinder. Und dabei hätten selbst 15 PS die Performance des ehemaligen Fünfziger-Scooters dramatisch verbessert

Ich muss mir die Augen reiben. Inmitten des winzigen Rollers klemmt der Vierzylinder eines ausgewachsenen Sportbikes. Jetzt wird‘s interessant. »Tuning-Parts reichten uns irgendwann nicht mehr aus. Daher musste der Motor aus einer Yamaha R1 her«, ringt Patrick, der die Scooter-Abteilung bei Hester-Motorsport in Leimen betreut, um Erklärung.

Zuviel des Guten?

Ob das denn nicht vielleicht ein bisschen zu viel des Guten sei, will ich wissen. Partick grinst wissend. »Klar, das Ding kann vor lauter Kraft kaum laufen. Wir haben es für die Viertelmeile gebaut. Aber Vollgas hat sich bislang noch keiner getraut!« Kein Wunder, statt der stufenlosen Automatik wollen jetzt sechs Gänge bedient werden, statt 50 ccm schöpft der 2002er Vergaser-Motor seine Kraft aus 1000 ccm.

Länger und steifer: Stabil fällt die Motorradschwinge aus, was den Aerox jedoch nicht daran hindert, immer und überall aufs Hinterrad zu steigen

Die nach nahe null tendierende Leistung von 2,7 PS stieg durch den Triebwerkswechsel um das 56 fache auf bedrohliche 150 PS an. Selbstverständlich haben die Techniker bei Hester dem Rahmen eine Versteifungskur mit verstärktem Oberzug und Blech-Unterboden gegönnt, eine Motorradschwinge verbaut und 280er Wave-Bremsscheiben mit Spiegler-Achtkolben-Zangen angepasst. Und dennoch ist ein kundiges Händchen gefragt, um die Power-Aerox im Zaum halten zu können.

EIn großer Spaß

Die hinteren Federbeine pumpen erbarmungslos, die Front steigt bei jedem unbedachten Dreh am Gasgriff, egal in welchem Gang. Aber wenn das Kraftpaket dann losbeschleunigt, der Fahrer voll konzentriert und weit über den verstärkten Lenker gebeugt, dann ist der Spaß einfach unbeschreiblich – übrigens auch und gerade für Motorradfahrer.

 

 

Dirk Mangartz