»Zusammen ist man weniger allein«, weiß Daniel. Ohne Hilfe hätte es seine Triumph T100 wohl nicht so schnell wieder auf die Straße geschafft
Da steht ’ne alte Triumph, hat wohl mal gebrannt«, Kumpel Basti hatte den richtigen Riecher, als er Daniel auf den Pre-Unit-Haufen aufmerksam machte. In Coburg schraubt Basti schon länger, sein Harman-Sportster-Aufbau ist unter Insidern legendär. Daniel ist da noch weniger erfahren, aber der Lernwille ist da. Und der Wunsch nach einem neuen Projekt groß.
Triumph ganz schön angekokelt
Also die Triumph checken, die tatsächlich hier und da ganz schon angekokelt ist, »da waren verschmorte Kabel und alles«, erinnert sich Daniel. Trotzdem punktet die T100, denn sie absolviert die Probefahrt souverän und ein funktionierender Motor ist gerade bei der alten englischen Lady – sie hat immerhin gut siebzig Jahre auf dem Buckel – ein echter Vorteil.

Ölen wird sie in ihrem Leben trotzdem noch genug, das wird auch Daniel im Nachgang noch feststellen. Erstmal egal, gekauft das Ding. Und einen Motorenguru haben Daniel und Basti sowieso in der Hinterhand.
AB zum Motorenguru
Wie in solchen Fällen üblich, wird erstmal auseinandergezupft. Der ehrwürdige Zweizylinder tritt die kurze Reise zu Matthias »Bär« Bering an, der Name dessen Firma täuscht nämlich. Bei Traditional American Engines weiß Bär nämlich hervorragend, auch mit anderen als US-Fabrikaten fremdzugehen. »Der ist wie ein Soldat«, sagt Daniel, »dem wirfste ’nen Motor hin und dann macht der den, wie eine Maschine.«

Der Experte nimmt den Twin unter die Lupe, alles was neu gemacht werden kann, wird neu gemacht, halbe Sachen sind nicht sein Ding. Und während Bär am Motor werkelt, geht’s in Bastis Garage ans Eingemachte. Immer mal wieder wird an der Triumph geschraubt, noch ist sie ein Zwischendurch-Projekt.
Triumph Coaching deluxe
Wo Daniel ungestüm machen will, mahnt Freund Basti zur Geduld, fast gebetsmühlenartig predigt er, dass die Funktion eines Bauteils die Pflicht ist, die Optik danach die Kür. »Ich habe durch das Coaching immer mehr gelernt«, sagt Daniel rückblickend.

Dass Basti über das notwendige Werkzeug verfügt, macht die Sache rund. Und auch, dass seine Privatwerkstatt direkt an den Profi-Custombetrieb »Mean Machines«, betrieben von Benni Adler, angrenzt. »Der Benni hat uns alles besorgt, was wir nicht hatten. Da kannste auch mal was aus dem Regal nehmen, ans Bike halten, gucken, ob’s passen würde. Das war eine große Hilfe.«
Los jetzt, endlich fertig machen
So richtig ernsthaft wurde das Triumph-Projekt trotzdem noch nicht behandelt. Erst nach einer kurzen motorradtechnischen Sportster-Phase, holt Daniel nochmal tief Luft; jetzt soll das Ding endlich fertig werden. Zumal der Motor längst final restauriert ist und der englische Starrrahmen original bleibt.

Politur-Dose, in der die Motorentlüftung endet
In Sachen Frontend entscheiden sich die Jungs für das einer alten Sportster, die Standrohre der Ironhead werden gekürzt. Eine passende 21-Zoll-Hochschulterfelge wird gefunden, hinten gibt es eine solche in 18 Zoll, die originalen Trommelbremsen dürfen bleiben.
Eine Triumph oder ein Betonmischer?
Sitzbank und Lenker sind selbstgebaut, an anderen Stellen wird verstärkt, wie zum Beispiel beim Öltank oder an den Motorhalterungen. »Das Ding rüttelt wie ein Betonmischer«, erklärt Daniel die Sinnhaftigkeit von derlei Tun.

Auch Probleme treten auf, »der Regler war zwischendurch kaputt und überhaupt, diese scheiß Elektrik.« Es wird auf 12 Volt umgebaut, der Choke kommt weg. Ansonsten braucht es für ein Bike wie dieses nicht viel: Tank, Lampe, Rücklicht, Fender, Tacho – im Prinzip ein Chopper im besten Sinne, weglassen statt dranbauen. Und dank frühem Baujahr auch in einem weiter gesteckten gesetzlichen Rahmen.
Lack aus der Sprühdose
Das große Finale naht, wenn da nicht die Sache mit der Lackierung wäre. Wer auf den Tank schaut, entdeckt ein psychedelisches Muster in Schwarz und Weiß und mag kaum glauben, dass das mit ein paar Sprühdosen entstanden ist. »Erinnert mich nicht daran«, erklärt Daniel, der sich das Muster in den Kopf gesetzt und den Ehrgeiz hatte, es auch genau so umzusetzen.

Eineinhalb Stunden wird der Egg-Tank abgeklebt, bevor gesprüht werden kann, »eine Schweinearbeit«. Mit schönem Ergebnis, wie wir feststellen, die Triumph ist fertig. »Fährt sich wie ein Fahrrad und geht wie Schwein«, freut sich Daniel, wenn er auch ein Lied von Benzin- und Öllachen unterm Bike singen kann und bei jeder Fahrt ordentlich durchgeschüttelt wird, »sie hat eben Charakter«.
Leben in der Schraubergemeinschaft
Das Kapitel Motorrad ist damit übrigens nicht zu Ende geschrieben. Zusammen mit Basti hat sich Daniel einen alten Bauernhof gekauft, dort soll eine Heimat für Schrauberglück und Fahrzeugliebe entstehen. Ihre lose Schraubergemeinschaft »Hämoriders« besteht mittlerweile aus vierzehn Leuten.

»Man trifft sich mal hier, mal da, zusammen feiern, an den Karren arbeiten, eine gute Zeit haben.« Der perfekte Ausgleich zum Job, Daniel arbeitet in einer Psychatrie für Drogen- und Suchtkranke, kennt also die miesen Seiten des Lebens. »Da sind Freunde und Fahrzeuge ein gutes Gegengewicht. Und nochmal: Ohne diese Kumpels hätte ich den Umbau niemals geschafft.«

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