Mit der komplett neu entwickelten WHC Benchmark schlägt Marcus Walz 2011 ein neues Kapitel auf: fahraktiver, leichter und mit High End-Komponenten versehen. Wir erinnern uns …

2011, Bad Salzuflen, Marcus Walz feiert eine Weltpremiere, stellt seine »Benchmark« vor. So sieht es also aus, wenn Walz das alte Dragstyle-Thema einmal komplett durchschüttelt, kräftig verrührt, neu durchdenkt und mit aktuellem Know How sowie besten technischen Komponenten wieder zusammenpuzzelt. Unverkennbar handelt es sich bei der Konstruktion um ein waschechtes Walz-Bike. Aber irgendwas scheint anders. Kantiger, luftiger, drahtiger. »Irgendwas? Alles!«, klärt Marcus damals auf. »Rund 90 Prozent der Teile, die wir an der Benchmark verbaut haben, sind neue Konstruktionen und Entwicklungen. Man kann das sehr gut mit der Evolution des Porsche 911 vergleichen. Behutsame Überarbeitung des Designs trotz komplett neuer Technik.«

WHC Benchmark – Carbon, Carbon, Carbon

Als Beispiel zeigt der Bikebuilder auf Komponenten, die eindeutig aus dem High-End-Rennsport wie dem MotoGP stammen. Etwa die Gabel, eine FG900-Rennsportgabel von Edel-Zulieferer Öhlins mit externer Zug- und Druckstufenregelung. »Die haben wir zusammen mit Öhlins ausgearbeitet.« Der Blick wandert weiter auf die Carbonfelgen, die von der Südafrikanischen Firma BST exklusiv für WHC angefertigt wurden. Sowohl Vorder- und Hinterrad sind im 17 Zoll-Format gehalten. »Die Entwicklung dieser Räder – mit erhöhter Traglast und einer verstärkten Carbonstruktur – hat inklusive einem Muster-Radsatz fast 20.000 Euro verschlungen.« Schon 2011 eine Menge Geld, die Gabel schlug übrigens mit 15.000 Euro zu Buche.

Kette statt Belt: Ein Belt schluckt im Vergleich zu einer Kette rund 3 PS. Außerdem baut der Riemen breiter und macht viel Aufwand beim Wechsel

»Nur in 17 Zoll gibt es auch Reifen, mit denen man richtig Motorradfahren kann«, so Marcus, auch damals war noch nicht jedes Reifenmaß immer verfügbar. Womit wir bei der eigentlichen Motivation für den Aufbau der Benchmark wären. WHC hat das Hauptaugenmerk auf verbesserte Fahrbarkeit und Performance gelegt. Die optischen Reise über die Benchmark bestätigt diese Einschätzung: Bremsscheiben aus einem Kohlefaser-Keramikverbund, wie sie bei der MotoGP eingesetzt werden. Der von LSL gefertigte konifizierte Lenker besteht ebenfalls aus dem kostbaren Carbon. »Wir verwenden übrigens keine zölligen Griff-Armaturen mehr«, erklärt Marcus, »denn mit metrischen Maßen können wir jetzt auch High-Tech Radial-Armaturen von Brembo verbauen.«

Kürzer, leichter, unverkennbar Walz

Den Rahmen haben die Hockenheimer ebenfalls komplett überarbeitet – beginnend beim Rohrmaterial mit unterschiedlichen Wändstärken und Legierungen über den CNC-gefrästen Lenkkopf bis zu einer neuen Geometrie. Der Lenkkopfwinkel wurde um 2 Grad reduziert, um einen exakt errechneten Nachlauf zu erreichen. Ich schweife weiter Richtung Heck. Blickfang ist die Einarmschwinge als Gitterrohrkonstruktion, fein verarbeitet, mit Zentralmutter für das Hinterrad. »Die Schwinge haben wir von der Gesamtgeometrie verändert und um rund 30 Millimeter in der Länge gekürzt. Insgesamt haben wir einen rund 60 Millimeter kürzeren Radstand als bisher, was dem Handling des Bikes enorm entgegen kommt.«WHC sagt außerdem dem Antriebsriemen ade. Die Benchmark wird von einer 525er Racing-Kette angetrieben.

Design-Update: Bestimmten bisher eher runde und weiche Formen die Walz-Bikes, so besticht die Benchmark mit kantigerem Design – ohne den typischen Charakter zu verlieren. Das neue Bike wird übrigens nicht einzeln oder als Bausatz angeboten, sondern ausschließlich als Komplettfahrzeug. Wartezeit: Ein Jahr

Beim Antrieb hat sich die Crew für einen 124er Twin Cam Motor von S&S mit Einspritzanlage entschieden. In Zusammenarbeit mit Akrapovic entstand der Prototyp einer 2-in-1-Auspuffanlage – momentan noch in Edelstahl mit Titan-Endtopf, später dann komplett in Titan. Noch ist das neue Hardcore-Bike übrigens nicht vollständig fertig. Beleuchtung, Kleinkram und die Lackschicht werden noch nachgereicht.

WHC Benchmark – Lightweight

Mehr als ein erfreulicher Nebeneffekt ist übrigens die enorme Gewichtseinsparung, klärt mich Marcus auf: »Hier haben wir wirklich ganze Arbeit geleistet. Nur bei den Rädern allein konnten wir 19 Kilo sparen, beim Rahmen lag die Einsparung bei 10 Kilogramm und bei den Bremsscheiben bei 5 Kilo.« Alles in allem wiegt das neue Nobel-Gerät unter 250 Kilogramm – gegenüber den 300 Kilo eines  üblichen Walz Dragstylers. Was zu diesem Zeitpunkt kaum einer weiß: Während Marcus die Benchmark präsentiert, arbeitet er schon an den PLänen für künftige Umbauten: Auf BMW-Basis. Nicht lang nach Präsentation der Benchmark ist Walz Hardcore Cycles zumindest für ihn endgültig Geschichte. Erfolglos wird er dadurch nicht, seine neue Firma Walzwerk Motorcycles ist bis heute die Nummer Eins in Europa, wenn es um Boxer-Umbauten geht. Wieder mal eine Benchmark gesetzt, der Herr Walz. Neidlose Anerkennung!

 

Dirk Mangartz