Ein VW Diesel auf zwei Rädern, das Ganze im Eigenbau-Rahmen. Da schauen wir doch genauer hin

Stephan zählt sich zur eingeschworenen Gemeinde der Dieselfahrer. Hier baut man selbst, fummelt sich Industrie- oder Automotoren zwischen zwei Räder, es gibt ja schließlich keine Selbstzünder von der Stange. Bereits vor vielen Jahren konstruierte er eine Art Mini-Lanz-Bulldog mit Lister-Diesel-Motor und dem Getriebe eines Citroen 2CV.

Der Motor stammt aus einem VW Golf

Bald darauf sollte es aber ein Motorrad sein. Also schweißte sich der Niederländer, der in Grashoek wohnt und schraubt, sein erstes Dieselross zusammen. Schon kurz später hatte er neue Ideen für ein das Projekt MkII. Motor und Getriebe sollten von einem VW Golf 2 kommen, ein unverwüstlicher 1,6-Liter-Wirbelkammer-Diesel mit 54 PS.

Eisenbahn-Rücklicht …

Um einen 1:1 übersetzten Industrie-Kardan zum Hinterrad verwenden zu können, baute der 37-Jährige sich den Doppelschleifenrahmen selbst aus Stahlrohr zusammen. »In Holland ist es erlaubt, sich sein eigenes Fahrwerk zu schweißen«, ist Stephan erleichtert, denn er kennt die strengen deutschen Gesetze. Auch die Springergabel fertigte der städtische Angestellte eigenhändig an.

Ja, Zulassung möglich

»Beide Teile wurden zunächst roh von den Zulassungsingenieuren getestet, und am Schluss das gesamte Motorrad noch einmal geprüft«, erklärt Stephan, »dann aber steht einer Zulassung nichts mehr im Wege und es gibt reguläre Papiere.« 2010 dann hatte er die Zulassungshürden überwunden und konnte sich dem weiteren Aufbau seines Dieselbikes widmen.

… Kriegerhelm …

Die Räder kamen von einem Ford-Auto aus den 30er-Jahren, ein 180er-Metzeler Marathon im Heck sorgt für Bodenhaftung. Auch der Scheinwerfer wurde einem britischen Automobil entliehen. Das Rücklicht dagegen zierte einst einen Waggon der Niederländischen Eisenbahn und der Tacho ist eigentlich für Fahrräder bestimmt.

Teile von vielen Bikes

Auch andere Motorräder spendeten ihre Ersatzteile für den nagelnden Eigenbau des Holländers. So gehört der Sattel zu einer alten Harley, die Fußrastenanlage zu einer Yamaha Royal Star und die Scheibenbremsen stammen ebenfalls aus dem Yamaha-Regal. Schutzbleche, Lenker und viele andere Blechteile hingegen bastelte sich Stephan selbst: »Für keines der Teile habe ich einen Konstruktionsplan angefertigt. Ich baue einfach drauflos.«

… oder Industriekardan: Das Dieselross ist ein wüstes Sammelsurium unterschiedlichster Anbauteile

Von vorneherein hat Stephan sein Bike für den Betrieb mit einem Nachläufer konzipiert. Er besorgte sich einen tschechischen Velorex-Beiwagen und bastelte daraus seinen Anhänger. »Ich verreise viel mit dem Dieselross und bin fast täglich damit unterwegs. Platz für Zelt, Matratze und Proviant habe ich jetzt ausreichend im Anhänger«, erklärt Stephan.

Kraft von unten

»Das Fahren mit dem Bike macht riesigen Spaß. Der VW-Motor hat viel Kraft von unten und ist extrem zuverlässig. Das größte Vergnügen ist es jedoch, wenn mich die Leute mit großen Augen anstarren, wenn ich an der Tankstelle Diesel einfülle.«

 

Dirk Mangartz