Ein Vorkriegs-Ford lieferte den Stahl für den Rahmen, das Teile-Material ist ein bunter Mix. Heraus gekommen ist eine Triumph T6 der Extraklasse

»Wenn mir vor zwanzig Jahren jemand gesagt hätte, dass ich mein ganzes Leben lang Bikes bauen würde, dann hätte ich ihn verspottet. Aber hey, hier bin ich!« Kendall Lutchman grinst über beide Backen und lässt seine Jugend Revue passieren. »Mit sechs bastelte ich an Modellautos, mit zehn half ich meinen Brüdern an deren Hot Rods und zeichnete eigene Motorrad-Entwürfe«, erinnert sich der US-Amerikaner.

Die Triumph ist das erste eigene Bike

»Richtig schlimm wurde es dann, als ich Pinstriping für mich entdeckte. Irgendwann war unser komplettes Haus gestriped. Meine Eltern waren ziemlich angepisst», Kendall, heute gerade einmal 30 Jahre alt, berichtet von seinem ersten Chevrolet Impala mit 16 und seinen Jobs in einer Muscle Car-Werkstatt und Classic Car-Restaurierungs-Betrieben. Selbstverständlich hatte er auch an vielen Motorrädern geschraubt, aber erst mit 28 kaufte er sein erstes eigenes Bike. Kendall wollte die 1952er Triumph Thunderbird komplett nach eigenen Vorstellungen aufbauen.

Aus den Eigenbau-Dragpipes scheinen Flammen zu züngeln

Inspiriert vom Boardtrack-Style entwarf er ein minimalistisches Gefährt, das er trefflich mit »a bare stripped down scoot« beschreibt. Den Rahmen schweißte er aus übrig gebliebenen Hot Rod-Parts zusammen. So gehörte das Oberrohr einst zu einer 1938 Ford-Achse, der Unterzug zu einem 1932er Ford. Fußrasten, Auspuffrohre und Kennzeichenhalter zimmerte er aus Altmetall in Form, den Brooks B72-Sattel entnahm er einem Raleigh-Fahrrad.

Wilder Teile-Mix

Federn einer 1936er Knucklehead verleihen dem Sattel erstaunlichen Sitzkomfort. Der Benzintank diente viele Jahre lang als Aschenbecher im Büro eines Kumpels: »Als ich bemerkte, dass es ein originaler Made in England-Wassel war, wollte ich ihn unbedingt für meine Triumph haben.« Der Heckfender kam von Led Sled Customs, die Räder kaufte Kendall bei Warren Jr. von Jr. Cycle Produkts, den VA-Lenker mit innenliegendem Gaszug von Cook Customs.

Der einzelne Amal-Vergaser verzichtet auf Luftfilter und Trichter

Dem Motor gönnte der aus Indien stammende Schrauber eine Generalüberholung samt Big Bore-Kolben und Zylinderkopfbearbeitung. Zum Schluss lackierte er das gesamte Bike eigenhändig in schwarz und einem Gemisch aus grüner Farbe, das er Acapulco-Gold nennt. »Ein paar Monate habe ich so also bis spät nachts in meiner Garage verbracht, schlaflose Nächte verbracht, üble Kopfschmerzen erlitten und dabei stets versucht, meine Freundin bei Laune zu halten«, weiß Kendall zu berichten.

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»Als dann aber auf einer Bikeshow mein Name ausgerufen wurde und ich den Pokal für »Best British» in den Händen halten durfte und später noch einen »Best of Show« gewann, wusste ich, dass ich alles richtig gemacht hatte. Ich wollte auch den Rest meines Lebens keinen gut bezahlten, aber jämmerlichen Angestelltenjob antreten, sondern lieber noch ein paar Motorräder bauen …«

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Dirk Mangartz