Wer den Mythos will, braucht eine Harley – oder eine Triumph, denn hinter der Insel-Marke steht ebenfalls eine glorreiche Motorrad-Historie
Triumph-Bikes aus Meriden erfreuen sich in der Szene sehr großer Beliebtheit. Man hat das Gefühl, schon lange nicht mehr so viele Chopper- und Bobber-Umbauten auf dieser Basis gesehen zu haben wie in den letzten drei Jahren. Der Trend begann natürlich wie immer in den USA, aber auch in Deutschland und natürlich vor allem auf der Mutterinsel war schon immer eine eingeschworene Gemeinschaft mit den Twins zugange.
Ein Triumph-Chopper als Ziel
Zwar wurden dort wie hier die Triumphs über Jahre verstärkt als Scrambler oder Cafe Racer oder gar originalbelassen auf die Straße gebracht, aber irgendwann kamen sie dann doch: Die Chopper und Bobber auf Basis der alten Zweizylinder eroberten die Treffen und Hinterhöfe. Auch Basti aus Kehl wollte unbedingt einen Triumph-Chopper sein Eigen nennen.
Seit ein paar Jahren ist er ein treuer Leser unseres Heftes, holt sich bei uns jeden Monat neue Inspiration. Als dann bei »Southern Division« in München, eine der ersten Adressen für alte Engländer, ein Bike von einem Kunden zum Verkauf angeboten wurde, überlegte er nur kurz und griff zu.
650er Triumph Unit Motor im Starrrahmen
Als Basis des Umbaus diente ein originaler Starrrahmen von 1958 – daher Fiftyeight – in dem ein 650er Unit-Motor von 1966 verbaut wurde. Die Besonderheit: Kurbelwelle, Primärantrieb, Vierganggetriebe, Lichtmaschine und Zündung befinden sich in einem vertikal teilbaren Motorgehäuse.
Seit 1963 wurden Motoren bei Triumph auf diese Weise gebaut. Im Gegensatz dazu stehen die »PreUnit«-Motoren, bei denen diese Bauteile getrennt eingebaut wurden, was gerne als das »englische System« bezeichnet wurde und bei allen Motorradtypen in der Vor- und Nachkriegsära gängig war. Geschaltet wurde dabei traditionell rechts, was heute gelegentlich zu Irritationen führen kann.
Eine klare Vorstellung
Basti lässt dieser historische Exkurs relativ kalt. Dem geisterte nämlich im Kopf so oder so eine relativ klare Vorstellung herum, wie sein Umbau aussehen sollte. Ein Bike wie in der Dokumentation »Harbortown Bobber« wollte er haben.
Ein Wassell-Tank wie im Film musste es zwar nicht unbedingt sein, aber ein Peanut-Tank war Pflicht. Der auf seinem Bike stammt von einer NSU Quickly, also aus einer Zeit als Peanut-Tanks bei uns noch eher Erdnusstöpfchen waren. Neben dem Tank waren Dragbar und flache Riser Pflicht.
Triumph mit Harley-Gabel
Dazu wollte Basti unbedingt eine Harley-Gabel einbauen. Die adäquate FL-Gabel wurde vor Montage komplett überarbeitet. Als Gabelbrücke entschied er sich für eine aus Alu mit 7 Grad. Sie gibt dem Bike die gewollte gestreckte, flache Linie!
Die Trommelbremsen vorne und hinten verzögern zwar, Wunder darf man allerdings nicht erwarten, speziell nicht von der vorderen Harley-Trommel. Als Vorderrad wählte Basti ein 21-Zoll-Rad, als Hinterrad einen 15-Zöller, also die absolute Chopperbereifung, die früher oft anstelle der 16-Zöller eingebaut wurden – auch, um dann zum Beispiel schmale Autoreifen montieren zu können.
Neue Kupplung nach der ersten Probefahrt
Die Lackierung hielt Basti dezent in Creme und Rotbraun, entschied sich, nur das Baujahr auf dem Tank unterzubringen. Minitacho und Drehzahlmesser hat der Hobbyschrauber direkt neben den Sitz gesetzt, ungewöhnlich, aber funktionell. Nach der ersten Probefahrt musste die Kupplung erneuert werden und die Elektrik brauchte noch Pflege.
Alle Ölleitungen wurden neu verlegt und mit Earls-Anschlüssen verschraubt. Der Motor läuft seitdem spritzig und zuverlässig, die Auspufftöpfe, optisch angelehnt an originale Bonneville-Töpfe, sorgen dabei für den richtigen Twinsound. Seit ein paar Monaten ist Basti nun mit seiner Triumph unterwegs, manchmal auch nur zum Brötchenholen.
Ein Bobber, der Freunde macht
Und da er noch nicht lange in seiner Gegend wohnt, würde er sich eigentlich auch mal freuen, auf Gleichgesinnte zu treffen. Sollte mit diesem Bobber kein Problem sein