Nach einem soften Triumph-Umbau für einen Kunden, reift in Roman Vuagnoux der Wunsch nach einem eigenen Triumph Bonneville Projekt
Roman Vuagnoux hat es manchmal nicht ganz leicht. Er hat jede Menge Ideen in seinem Kopf, die er anderen nur schwer verständlich machen kann. Wenn er Freunden von seinen Kopfprojekten erzählt, reagieren die in der Regel verständnislos und irritiert. »Nur ich habe halt das spätere Ergebnis immer schon vor meinem geistigen Auge«, erklärt der Eigner des MHC Workshop aus Marseille. So ist es auch mit dem Triumph-Projekt. Nachdem er leichte Modifikationen an einer Kunden-Bonneville vorgenommen hatte, reift der Wunsch nach der eigenen Bonnie. Die will er zum Alltagsgefährt pimpen und ihr trotzdem ein Outfit verpassen, das so noch keiner gesehen hat.
Triumph Bonneville mit neuem Rahmen
Schon das geplante Basisbike sorgt für Kopfschütteln bei den Kumpels: „Was willste damit, viel zu wenig Leistung«, auch in Frankreich sagt man der Bonneville gerne nach, einfach einen Tacken zu untermotorisiert zu sein. Als Roman auch noch die Idee eines eigenen Rahmens und eines recht speziellen Tanks äußert und, entgegen allgemeiner Szenevorlieben, einem Starrrahmen direkt die geistige Absage erteilt, lassen ihn die Kumpels in seinem Universum allein weiter rumwurschteln. Roman findet eine Triumph Bonneville, Baujahr 2004 und beginnt sein Projekt. Nach der eigentlichen Arbeit in seinem Shop wohlgemerkt.

»Ich wollte tagsüber keine Zeit daruf verwenden, es sollte ja immerhin ein Motorrad für mich selbst werden. Wenn du wirklich Bock drauf hast, dann arbeitest du halt in der Nacht. Ging eben nicht anders.« Außerdem hatte der Bikebuilder sowieso nur zwei Monate Zeit für alles, wollte er die Bonnie doch zum angesagten Event Wheels and Waves in Biarritz zum ersten Mal ausfahren. Romans Idee vom abgedrehten Alltagsbike ließ viele Parts der Triumph im Originalzustand. Motor, Gabel und Bremsen sind komplett Serie, lediglich Luftfilter und Auspuff formt Roman neu. Das sein Bike trotzdem polarisiert, liegt vor allem an dem gewählten Tank. »Du brauchst etwas, das Reaktionen hervorruft, dann hast du schon gewonnen. Egal, ob die Leute positiv oder negativ darüber reden, aber sie reden«, erklärt Roman, der ständig auf sein Spritgefäß angesprochen wird.
Kantiger Tank aus Metallplatten
Das kantige, ungewöhnliche Design des Tanks entsteht, weil Roman Stücke aus Metallplatten auslasert, die von innen zusammengeschweißt werden. Außerdem nimmt er zwei Platten, auf die er je ein Triumph-Logo zeichnet und die er inklusive der Embleme ausfräsen lässt. Diese Seitenteile werden rundeherum auf dem Spritgefäß verschraubt und geben ihm die finale ungewohnte Optik. Der wichtigste Bauabschnitt ist damit erledigt. Die Formung des Rahmens sieht Roman dagegen als Kinderspiel an. Das Rahmenheck, das die dürre Eigenbau-Sitzbank trägt ist mit dem Rahmen, der von dem wuchtigen, gebogenen Oberrohr bestimmt wird, verschweißt und liegt knackig kurz überm 18-Zoll-Speichenrad, das mit einem Firestone deluxe bestückt ist.

»Ich hätte hinten sehr gerne 17 Zoll gehabt, aber in der Größe gibt es diesen Reifen nicht. Und der war mir dann doch noch wichtiger als die Radgröße«, erklärt der Franzose. Den wuchtigen Luftfilter der Bonnie ersetzt Roman durch einen filgraneren aus eigener Fertigung. Dadurch schafft er auch Platz für einen Zusatztank, der gut versteckt auf Notfälle vorbereitet ist. Die erste Ausfahrt an die Atlantikküste klappt übrigens wie geplant und die Bonnie wird über den grünen Klee gelobt. Polarisierend, aber eben auch elektrisierend, einfach alles, was gutes Customizing ausmacht.
Info | MHC Instagram
Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.
Die schönste Bonnie ( außer der Tyler ((-; ) die ich je gesehen habe ❣️❣️❣️
So würde ich sie direkt fahren wollen, wenn da nicht das nötige Kleingeld wäre.
Ein riesiges Kompliment an Roman für solche „Objektphantasien“ und wenn man sie dann noch mit eigenen Händen Wirklichkeit werden lässt, ist das die hohe Kunst des Motorradbauens in Vollendung❣️🙏🏻
Danke für die tollen Bilder, die ich jetzt nicht mehr aus dem Kopf bekommen werde🤟🏻