Thunderbike – Two Wheels & Rock ‘n‘ Roll



Thunderbike hat sich vom kleinen Motorradschuppen zum Global Player in Sachen Customizing entwickelt. 2025 feiert die Firma ihren 40. Geburtstag

Es war einmal… so oder ähnlich fangen wohl die meisten Märchen an. Auch die Geschichte von Thunderbike könnte mit diesen drei Worten beginnen, nur dass diese Erfolgsstory noch lange kein Ende finden wird. Zudem wird diese Geschichte seit nunmehr 25 Jahren vom wahren Leben geschrieben und nicht von irgendwelchen Märchenschreibern. Grund genug für uns, die Historie von Thunderbike einmal etwas genauer zu durchleuchten.

Thunderbike ist eine Erfolgsgeschichte

Thunderbike, das ist heute ein mittelständischer Betrieb, bestehend aus Handel, Handwerk, Produktion und Gastronomie. Bis zu dem, was dieses Unternehmen heute darstellt, war es jedoch ein langer und nicht immer einfacher Weg, den Andreas Bergerforth, der Firmengründer, gegangen ist. Der Grundstein für diese Erfolgsgeschichte wurde von ihm vor 40 Jahren gelegt, wobei der weitere Verlauf anfangs keinesfalls absehbar war. Womit wir wieder bei den drei magischen Worten „Es war einmal…“ wären, mit denen auch diese Geschichte beginnt.

Anfangszeiten: 1995 herrschte Platznot im Motorradschuppen

Denn es war einmal ein Jungspund, dessen beruflicher Werdegang eigentlich vorprogrammiert war. Von Geburt an war klar, dass der Filius einmal die elterliche Spedition übernehmen sollte. Nach erfolgreich absolvierter Handelsschule folgte die Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Das klingt nicht nur trocken, sondern war es wohl auch. Trotzdem war damit die Grundlage für den weiteren Werdegang gelegt, der allerdings recht wenig mit den elterlichen Zukunftsvisionen für den Spross zu tun haben sollte.

Die Anfänge auf NSU

Bereits mit 12 Jahren nannte der nämlich eine NSU-Quickly sein Eigen und spätestens mit diesem Besitztum war etwas ausgelöst worden, das für den weiteren Lebensweg entscheidend sein sollte. Denn LKWs hatten eindeutig viel zu viele Räder, sind nicht wirklich schnell und so gar nicht wendig. Beschleunigungs- und Fliehkräfte hingegen lassen sich am besten auf einem motorisierten Zweirad erfahren.

Die neuen Geschäftsräume im Gewerbegebiet von Hamminkeln waren deutlich repräsentativer

zog es den technikbegeisterten Jüngling mehr und mehr in die Werkstatt des Unternehmens. Hier fand er alles, was das Tüftlerherz begehrte. Bereits damals überkam ihn die Erkenntnis, dass es kein Serienfahrzeug gibt, dem sich nicht mittels gezielter Maßnahmen zu einer optimaleren Performance verhelfen ließe. Der heimische Schuppen, den ihm Vater Paul für die Leidenschaft seines Sohnes zur Verfügung gestellt hatte, glich schnell einem Ersatzteillager für Motorradteile.

Rennstrecken-Vibes

Ebenso schnell sprach sich aber auch herum, dass in Hamminkeln jemand sitzt, der nicht nur schrauben kann und über alle erdenklichen Teile für die unterschiedlichsten Racer verfügt. Auch auf der Straße konnte Andreas die Rangordnung auf der linken Spur neu regeln. Dass solche Bikes auf die Rennstrecke gehören, war schnell klar und so verwundert es kaum, dass Andreas genau dort immer häufiger anzutreffen war.

Mit einer Suzuki GSX-R ging Andreas 1999 auf die Rennstrecke

Bereits 1983 beantragte er seine erste Rennfahrerlizenz und investiert seine Ersparnisse in ein erstes Rennmotorrad. Längst wurden er und sein Schuppen als Geheimtipp gehandelt, wenn es um Umbauten und Tuningmaßnahmen, oder eben um heiß begehrte Ersatzteile ging. Inzwischen ist es auch dem Vater klar, dass der Sohn nur ein geringes Interesse daran hat, den elterlichen Betrieb zu übernehmen.

Gründung 1985 als One-Man-Show

Wir schreiben das Jahr 1985, als Andreas Bergerforth das erste Mal aktenkundig wird. Nicht etwa im Flensburger Register, sondern beim zuständigen Gewerbeaufsichtsamt, bei dem er sein frisch gegründetes Unternehmen eintragen lässt. Damit wurde der Grundstein für das, was später einmal unter dem Namen Thunderbike einen enormen Bekanntheitsgrad erreichen soll, gelegt. Davon war die anfängliche One-Man Show jedoch noch weit entfernt.

Ein früher Thunderbike-Umbau war die Big Thunder von 1995 auf VS 1400-Basis

Noch immer nur in einem Schuppen untergebracht, trug das noch junge Unternehmen den trefflichen Namen »Motorradschuppen«. Auf nicht einmal 150 Quadratmetern stapeln sich mittlerweile alle erdenklichen Motorradparts, Werkzeuge und Maschinen. Dank stetig steigender Auftragslage platzt dieser erste Firmensitz schon bald aus allen Nähten und 1986 steht der erste Umzug in ein etwas geräumigeres Quartier an.

Suzuki-Vertragshändler ab 1987

Rund zwei Jahre nach der Firmengründung, 1987, folgt bereits ein weiterer Meilenstein in der Firmengeschichte. Andreas bekommt die Gelegenheit, offizieller Suzuki-Vertragshändler zu werden und greift zu. Größere Räume stetig steigende Auftragslage und damit auch die massiv gestiegene Kundenfrequenz sind fortan nicht mehr als One-Man-Show zu stemmen und die ersten Mitarbeiter wurden eingestellt.

1997 entstanden die Bandit „Yellow

Noch immer firmiert das Unternehmen unter dem Begriff »Motorradschuppen«, auch wenn man vom einstigen Provisorium, nur wenige Jahre nach der Firmengründung bereits Lichtjahre entfernt ist. Jede nur mögliche Stunde verbrachte Andreas damit, sein Unternehmen aufzubauen, oder eben auf der Rennstrecke seine Runden zu drehen. Nach den anfänglichen Rundstreckenrennen folgte die deutsche Langstreckenmeisterschaft mit vielen Gesamt- und Klassensiegen.

Zuerst waren es Racer

Waren Chopper und Custombikes anfangs im Motorradschuppen eher verpönt, weckt diese Art des Motorradbaus immer mehr das Interesse der Schrauber. Während man sich diesem Thema in Hamminkeln widmete, stellte man bald schon fest, dass kaum Teile für japanische Customs zu bekommen waren. Wer jedoch Teile für alle erdenklichen Racer gebaut hat, wird wohl kaum Probleme mit Chopper- und Custombike-Parts haben.

Intruder Tiefflieger

Vieles vom Know-How aus dem Rennsport kam den Jungs seinerzeit zugute. GfK-Verkleidungen, – Höcker, Fußrasten, Tanks, Bremsen, Räder und Gabelbrücken hatte man bereits für die Sportler produziert, so dass man nur noch das Design und die Proportionen umzustellen brauchte. Es kam, wie es kommen musste. Die Teile aus Hamminkeln fanden reißenden Absatz und bald darauf wurden die ersten Kleinserien produziert.

Thunderbike wird zum Markennamen

Es dauerte nicht lange und aus ein paar Spezialteilen wurde ein umfangreiches Teileprogramm. 1997 sind es bereits so viele eigene Teile, dass man damit einen eigenen Katalog füllen konnte. Der Erfolg dieses Erstlingswerkes war dabei keinesfalls absehbar und schon gar nicht die Tatsache, dass dieses Werk fortan regelmässig in einer aktualisierten und ergänzten Fassung neu aufgelegt werden sollte.

Auf die Intruder-Customs folgten diverse Yamaha XV 1600, etwa die „Speedstar“ von 2000 als erstes Bike weltweit mit 240er Metzeler-Reifen

Bereits seit 1995 entstehen in Hamminkeln immer wieder komplette Custombikes, die überwiegend auf Teilen aus der eigenen Produktion aufgebaut werden. Diesen Designer-Fahrzeugen wollte man ein eigenes Label verpassen, dass auf den ersten Blick klar macht, dass es sich um ganz besondere Bikes handelte. Ab Mitte der Neunziger sorgten die „Thunderbikes by Motorradschuppen“ bis weit über die lokalen Grenzen hinaus für Aufsehen. Erst ab 2000 verzichtete man dann vollständig auf den Zusatz, der noch an die ersten Jahre erinnerte. Aus dem einstigen Motorradschuppen war nun endgültig Thunderbike und damit längst ein europaweit agierendes Unternehmen geworden.

Aus Thunderbike wird ein Harley-Vertragshändler

In den ersten Jahren nach der Firmengründung ging die Erfolgskurve steil nach oben. Doch bereits zum Ende des ausklingenden Jahrtausend deutete sich eine Trendwende an. Zu Anfang des neuen Jahrtausends spielt der Zufall den Thunderbikern einmal mehr in die Hände. Die Harley-Davidson-Vertragshändler-Lizenz für den Niederrhein ist zu haben und der Gedanke das Lager zu wechseln, hat seinen Reiz.

Die tiefschwarze „HardAttack“ von 2002

Ab dem 18. März 2006 prangte dann endgültig das Bar & Shield an der Fassade von Thunderbike. Hinter den Kulissen bedeutete diese Massnahme weit mehr als nur Briefköpfe und Firmenstempel auszutauschen. Das Interieur der Verkaufsräume musste komplett auf das CI der US-Kultmarke abgestimmt werden, sämtliche Werkzeuge mussten neben metrisch auch in zöllig angeschafft werden. Und nicht zuletzt galt es auch jeden einzelne Mitarbeiter auf die Technik der amerikanischen Hubraum-Boliden umzuschulen.

Spectacula – das erste Meisterstück

Das man in Hamminkeln die hohe Kunst des Custombike-Baus versteht, hatte man bereits mit verschiedenen Fahrzeugen auf japanischer Basis bewiesen. Trotzdem wollte man diese Kompetenz nun auch mit einem Bike unter Beweis stellen, dass im Bereich der US-Customs die bisherigen Leistungen noch einmal toppen sollte. Pünktlich zum Neustart als Harley-Davidson Dealership liefern die Jungs aus Hamminkeln mit der Spectacula ein Meisterstück ab, das nicht nur die eigene Messlatte ein gewaltiges Stück höher gehängt haben dürfte.

Für die „Freestyle“ mit Yamaha Wild Star-Technik entwickelte Thunderbike 2003 ein eigenes Drag-Fahrwerk

Das ultra flach gehaltene Custombike ist dabei nicht nur ein Sahnestück für die Freunde perfekten Designs, sondern weist zudem ungezählte, technische Finessen auf, die bis dato noch kein europäischer Customizer in dieser Perfektion in einem Bike verbaut hatte. Neben der fließenden Linienführung überzeugt das Bike vor allem durch die hohe Kunst des Versteckspiels. Kein einziges Kabel, kein Bowdenzug und nicht einmal der Antrieb sollten die cleane Optik stören.

Ein kompetenter Bikebuilder

Statt Belt oder Kette wählte man für die Kraftübertragung eine versteckte Reibrolle, die auf das Hinterrad wirkt und sämtliche Kabel und Züge wurden sauber in den Rahmenrohren verlegt. Mit diesem Meisterstück gelang es, die alljährlich stattfindende Europameisterschaft für sich zu entscheiden. Spätestens jetzt war in der alten Welt der gesamten Szene klar, dass am Niederrhein kompetente Bikebuilder zu finden sind.

Die „Over“ von 2003 verfügte erstmals über einen selbst entworfenen und gefertigten Highneck-Rahmen

Der Titel des Europameisters berechtigt zudem an der Teilnahme zur Weltmeisterschaft in Sturgis, auf der man jedoch gegen die besten Bike-Builder der Welt antritt. Hier trifft sich die Elite dieses Genres, die Besten der besten, die nicht selten über jahrzehntelange Erfahrungen verfügen. Trotzdem gelang es den Newbies vom Niederrhein hier einen respektablen, zweiten Platz einzuheimsen.

Thunderbike holt zweiten EM-Titel

2008, traten die Thunderbiker den Beweis an, dass die Spectacula kein „One-Hit-Wonder“ war. Für den zweiten Geniestreich wählte man den Titel „Open Mind“, der trefflicher nicht hätte ausfallen können. Um ein Meisterwerk wie dieses auf die Räder stellen zu können, sollte man den Kopf in der Tat frei haben. Dieses Mal liefern die Customizer ein Bike ab, dass von der Grundkonstruktion her eher eine Neuinterpretation der alten Bobber darstellt. Und wieder  können sich die Thunderbiker gegen alle Mitbewerber durchsetzen und den Titel des Europameisters nach Hamminkeln holen. Auf der anschließenden Weltmeisterschaft in Sturgis war die Konkurrenz dann aber doch besser aufgestellt, als beim letzten Mal. Trotzdem gelang es mit der Open Mind einen respektablen fünften Platz zu ergattern.

Ausgesprochen tief fiel die Sitzposition der 2004er „ NoExcess“ mit neuem Dragstyle-Rahmen aus

Seit Jahren rollen aus den heimischen Werkstätten regelmässig hochkarätige Custombikes, die von Liebhabern aus der ganzen Welt in Auftrag gegeben werden. Dass man aber auch unter extrem erschwerten Bedingungen ein Top-Bike auf die Räder stellen kann, beweisen sie erstmals im Rahmen des Biker Build Offs auf der Custombike in Bad Salzuflen. Nach der Auswertung der Publikumsstimmen am Sonntag Abend fest stand, das die Jungs aus Hamminkeln das Duell mit ihrem Bike »Build a Billy« für sich entscheiden konnten.

Niemals Stagnation

Inzwischen sind wir im Jahr 2009 angelangt. Die Weltwitschaftskrise beherrscht die Tageszeitungen und auch die ohnehin geschundene Motorradbranche leidet unter massiven Einbrüchen. Von Stagnation ist bei Thunderbike jedoch nichts zu spüren. Statt die Füße still zu halten und abzuwarten, bis der Spuk vorüber ist, drehen Andreas und sein Team den Gashahn erneut bis zum Anschlag auf. Das gesamte Unternehmen soll bis zum Ende des Jahres noch einmal deutlich vergrößert werden.

2005 begann die Ära der Custombikes auf Harley-Davidson-Basis, hier die „Kreuzfeuer“ mit eigenem Fahrwerk

Der Verkaufsraum wächst und für den Bereich der Custombikefertigung wird eine eigene Werkstatt angedockt. Die gesamte Teileproduktion wird nun unter dem Dach in der Güterstrasse in einer eigens dafür errichteten Halle untergebracht. Damit nicht genug, wird zusätzlich noch ein weiterer Unternehmensbereich aus der Taufe gehoben. Im Dezember 09 wurde das American Roadhouse eingeweiht, das unmittelbar an das Dealership angeschlossen ist. Das stilvolle Blockhaus bietet fortan auf 550 Quadratmetern mehr als nur die klassische amerikanische Küche.

Immer wieder Meilensteine

Das Jahr 2010 bildet in der Firmenhistorie einen ganz besonderen Meilenstein. Zum 25sten Mal jährt sich der Tag der Unternehmensgründung und das will schließlich ordentlich gefeiert werden. Klarer Fall, dass man das Jubiläum auch zum Anlass nahm, ein spezielles Jubiläums-Custombike zu bauen, das eindrucksvoll belegt, dass man vor lauter Expansion und Baumaßnahmen das Motorrad bauen nicht verlernt hat.

Das Roadhouse wurde schnell zum Anziehungspunkt für Freunde des American Way of Drive

Auffälligster Hingucker sind bei dem goldenen Flacheisen eindeutig die aus einem Stück gefrästen, überdimensionalen Bicolor-Räder. Während der letztjährigen European Bike Week am Faaker See gelang es damit, den Best of Show Pokal der Harley-Davidson Bike Show einzuheimsen. Neben Ruhm und Ehre hat Thunderbike sich gleichzeitig auch für die kommende Weltmeisterschaft qualifiziert. Und die wird mit der »PainTTless« auf Sportster- Ironhead-Basis zum Triumphzug. Der Weltmeistertitel geht mit Ansage an den Niederrhein.

Thunderbike lädt zum Jokerfest

Der Einsatz in den vergangenen Jahrzehnten hatte sich gelohnt, noch bevor das Jahrzehnt dem Ende zuging, erhielt man die Nachricht, das Thunderbike von der Fachzeitschrift »World of Bike« zum Motorradhändler des Jahrzehnts ernannt wurde.

Blick in den Showroom (re.). Seit 2009 gibt es eine separate Werkstatt für den Aufbau von Custombikes

Thunderbike ist heute weit mehr als nur ein Motorradhändler. Thunderbike ist Handel, Service, Customparts- und Bike-Fertigung so wie Gastronomie unter einem Dach. Einen nicht unbeträchtlichen Anteil bildet das hauseigene Katalogprogramm, das locker mit großen Aftermarket-Firmen mithalten kann. Der Standort in Hamminkeln wurde nochmals beträchtlich erweitert, die Treffen und Parties in der Hamminkelner Güterstraße sind legendär.

Thunderbike lädt zum Jokerfest

Und so wird es voll werden, am Samstag, den 14. Juni 2025, in Hamminkeln. Dann lockt das Jokerfest wieder tausende Besucher – zum Geburtstagsständchen werden »The Boss Hoss« aufspielen. Und wie immer freut sich unser Magazin, dort die Bikeshow zu begleiten, auch das eine liebgewonnene Tradition. Herzlichen Glückwunsch Thunderbike!

Info | thunderbike.de


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