Stark verwitterter Kunstoff am Motorrad sieht erbärmlich aus. Wir versuchen uns an der Aufbereitung des alten Thermoplasts, was zunächst nicht von Erfolg gekrönt wird …

Wir versuchten das Unmögliche. Trotz aller Warnungen wollten wir nichts hören von den klugen Ratschlägen derer, die uns erzählten, unser Vorhaben wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt. Dabei rieten selbst die Experten von Dr. Wack dringend zu einer Telefonkonferenz, in der sie uns mit jeder Menge technischem Hintergrundwissen erläuterten, dass weißer, stark verwitterter Kunststoff der schwierigste aller Fälle sei. Wir könnten es gerne versuchen, aber sollten uns keinerlei Hoffnungen machen.

Mitleiderregend sieht das alte Thermoplast aus

Gesagt, gemacht! Mitleiderregend sieht das alte Thermoplast ohnehin aus und schlimmer wird es wohl kaum werden. Ausgerüstet mit den Premiumprodukten der Kunststoffpflege geht es also ans Werk. Ralf und ich gegen die stark verwesten Kunststoffüberreste seiner Yamaha.

Unter dem Rücklicht und der Sitzbank war das Plastik weitestgehend geschützt. Drumherum sieht es umso schlimmer aus

Zunächst versuchen wir die Teile zu reinigen, testen sowohl spezielle Kunststoffreiniger als auch Kaltreiniger und Universalreiniger. Das Ergebnis ist bei allen Produkten mehr oder weniger  vergleichbar. Zwar wird das Plastik deutlich sauberer, aber weder an den Farbunterschieden zwischen stark vergilbten zu relativ weißen Stellen ändert sich etwas, noch am Gesamtfarbton. Vergilbte Stellen bleiben vergilbt, auch wenn sie jetzt porentief rein und vergilbt sind. 

Kunststoff am Motorrad – Aufbereitung Teil 1

Trotzdem bleiben wir hartnäckig, greifen zu verheißungsvollen Produkten wie Tiefenpfleger und Farbauffrischer. Allerdings muss ich schon bei den Vorbereitungen an die Stimmen der Telefonkonferenz denken, die uns warnten, dass der Auffrischungseffekt umso größer wäre, je dunkler der Farbton sei. Und so stellt sich sehr schnell Ernüchterung ein. Das alte Weiß bekommt allenfalls einen seidigen Glanz, mehr nicht. Die Gesichter werden länger, der Elan wird so brüchig wie der ausgehärtete ABS-Kunststoff. Irgendetwas muss da doch zu machen sein?

Als der Geduldsfaden reißt greift Ralf zur Heißluftpistole. Doch auch dieser Trick führt nicht zum gewünschten Erfolg

Ein Trick, den man in unzähligen Do-it-yourself-Videos im Netz findet, ist der Einsatz von Hitze, um altem Kunststoff zu neuem Leben zu verhelfen. Die Temperatur soll die Weichmacher wieder aktivieren, an die Oberfläche holen und stumpf gewordenes Material wie neu aussehen lassen.

Kunststoff am Motorrad – Versuch mit der Heißluftpistole

Ralf hat genug vom Putzen und Wienern und greift zur Heißluftpistole. Zunächst vorsichtig, dann mit viel Hitze rückt er den Oberflächen auf die Pelle und wieder passiert – nichts. Es hat den gegenteiligen Effekt, dass das ABS an Stellen, die bisher noch ganz gut waren, unter der Hitze beschleunigt altert. Wo keine Weichmacher mehr vorhanden sind, können auch keine mehr mobilisiert werden.

Mental gebrochen und vom Fotografen verhöhnt. Ralf und Thomas

Am Ende bleibt ein Fotograf, der sich während unserer dilettantischen Versuche köstlich amüsiert hat und ein Haufen teils vergilbter, teils ergrauter Plastikteile, die zwar deutlich sauberer sind als vorher, aber weiterhin erbärmlich aussehen. Doch wir sind noch nicht am Ende. Morgen versuchen wir es mit den besten Lesertipps in Sachen Kunststoffaufbereitung. Wollen doch mal sehen …

Hier geht’s zum Artikel »Kunststoffaufbereitung Teil II – Die besten Lesertipps«

 

Thomas Kryschan
Redakteur bei CUSTOMBIKE

Thomas Kryschan, fährt ab seinem vierten Lebensjahr zunächst Zweitakter jeden Hubraums, bevor er für anderthalb Jahrzehnte in die vierzylindrige Streetfighterszene abtaucht. Beseelt vom Umbauvirus, identifiziert er Spender und Baujahr jedes Anbauteils. Erst beim Huber Verlag tauscht er seine Schraubenschlüssel zeitweilig gegen Schreibgerät.