Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Ich gehe am besten systematisch vor. Also der Folge der Geschehnisse entsprechend. Da hatten wir doch im Dezember letzten Jahres die CUSTOMBIKE-SHOW in Bad Salzuflen. Ihr erinnert euch. Da sind ja jede Menge Aussteller vertreten, viele bieten bunte Hemden aus Fernost an, andere preisen ihre Dienstleistungen an oder stellen spektakuläre Produkte rund ums Motorrad vor. Mich interessieren meistens nur die Werkzeughersteller wie zum Beispiel Matador und dessen neue Ratsche.

Nicht, weil es da etwas abzugreifen gäbe, sondern weil ich Werkzeug toll finde. Ich hatte aber gar keine Zeit, auf der Messe bummeln zu gehen, weil ich meine Wurststullen und den Kaffee an der Hauptbühne bewachen musste. Umso mehr freute es mich, als mir am letzten Messetag, kurz nach Feierabend, ein netter Herr eine Knarre vor die Nase hielt. Also keinen Ballermann, sondern eine Ratsche. Eine 3/8”-Hebelumschaltknarre genau genommen – von Matador. 

Reuters neue Ratsche

Reuters neue Ratsche von Matador

Matador, in Deutschland im lauschigen Remscheid ansässig, hatte ich bis dahin überhaupt nicht auf der Pfanne. Obwohl ich einen uralten Verstellschlüssel besitze, wie ich nun festgestellt habe. Nun ist eine 3/8”- Ratsche von Matador grundsätzlich immer was Feines, weil man damit schön am Moped basteln kann. Aber eine Ratsche macht bekanntlich noch keinen Sommer. Auf der Heimfahrt mit der Bahn hab ich mir das Teil dann mal genauer angeschaut. Und war schnell begeistert. Immerhin: Die Ratsche von Matador hat eine saubere 90er-Verzahnung, da kann man selbst auf engstem Raum mit arbeiten. Sowas hatte ich vorher noch nie! Meine geliebte Gedore-Knarre hat gerade mal sechzehn Zähne. Dieses Luder kommt also mit einem minimalen Schwenkwinkel von vier Grad aus, um die Nuss weiter zu bewegen. Das kann im Eifer des Gefechts Leben retten. Wegen der neunzig Zähne heißt diese Ratschenreihe auch »Z90«. Dann wirbt Matador noch mit einem fünfzig Prozenz höheren »Drehmoment als DIN«, was nichts anderes bedeutet, als dass du mit dieser Knarre noch arbeiten kannst, wenn dir bei deiner alten Ratsche schon die Zähne um die Ohren geflogen sind. Zudem hat das Ding noch ein praktisches Aufhängeloch am Griffende und überhaupt einen Mehrkomponentengriff, dem ich jedoch nicht allzu viel Beachtung schenke – Hauptsache, das Werkzeug liegt gut in der Hand. Und das tut es.

 

Die letzte große Reuter-Entdeckung: der Z90

Ich hab die Z90 Ratche von Matador zu Hause ausprobiert und war ganz angetan.

Lässt sich wirklich schön mit arbeiten und steht meiner dreimal teureren Gedore in nichts nach. Bei meiner Internetrecherche bin ich dann auf die gesamte Produktpalette von Matador gestoßen und hab mich sofort in einen 3/8-Zoll-Knarrenkasten verliebt. Ich dachte mir auch, es ergibt mehr Sinn, über einen ganzen Kasten zu schreiben als über eine einzelne Knarre. Also hab ich das Kästchen bestellt und mich still gefreut – die für mich selbst gekauften Weihnachtsgeschenke sind immer noch die besten.

Für unfassbare 79,95 Euro bekommt man hier einen super Knarrenkasten

Und siehe da: Der Ratschenkasten und die Ratsche von Matador ist schlicht großartig!

Eine simple Blechkassette beherbergt Nüsse von 6 – 22 Millimeter in den Standardabstufungen. Meiner Meinung nach hätte man auf 6 und 7 verzichten können und dafür eine 24er-Nuss reinpacken können, aber 24 ist schon eher was für den 1/2”-Vierkant. Wie sagte schon Oma: »Irgendwas is ja immer.« Nein, alles gut. Zusammen mit zwei Verlängerungen und einem Gelenkstück bekommt man hier für unfassbare 79,95 Euro einen super Knarrenkasten. Die Nüsse sind schön schlank gehalten (trotz fünfzig Prozent mehr Drehmoment!), sehr griffig und perfekt ausgeformt. Das Kästchen gibt es auch als zöllige Version, aber ich fürchte beinahe, dass ich durch die straffe Stufung der metrischen Nüsse auch sehr schön an den meisten Zoll-Schrauben und -Muttern arbeiten kann, ohne mir einen Zacken aus der Krone zu brechen. Wer es jedoch perfekt haben will, legt achtzig Euro drauf und holt sich zusätzlich den Zoll-Kasten. Das langt für den Rest des Lebens.

90-er Verzahnung – sowas hatte Martin noch nie

Genaue Garantieversprechungen sucht ihr bei Matador vergebens.

Nur den von mir frei interpretierten Hinweis, dass du dir keine Sorgen machen musst. A – geht normalerweise nix kaputt und B – wird Matador dich nicht im Regen stehen lassen, wenn dann doch mal was Schaden nimmt. Sprich: Kaputtes Teil einschicken und auf Kulanz hoffen, egal, wann du den Scheiß gekauft hast. Das finde ich persönlich SEHR sympathisch und macht mich, vor allem nach einigem Arbeiten mit dem neuen Knarrensatz, zum echten Matador-Fan. Schade, dass ich keine Zeit hatte, diesen spannenden Messestand zu besuchen. Aber schön, dass ich hintenrum doch noch von der feinen Firma erfahren habe. Ihr könnt meine Empfehlung  – ohne jeden Korruptionshintergedanken – uneingeschränkt annehmen. Die Jungs und Mädels da unten machen hervorragendes Werkzeug mit einem sensationellen Preis-Leistungs-Verhältnis. Guckt mal unter www.matador.de. Der Knarrenkasten hat die Artikelnummer 3115 9210. Die Z90 hat die Artikelnummer 3061 0090. Die Ratsche alleine kostet zum Beispiel bei Bauhaus rund vierzig Euro – da ist das Komplettpaket eigentlich ein »No Brainer«, wie man heutzutage sagt. Nicht denken, kaufen!

Für günstig Geld – der Jumbo Shit

Übler Haufen

Und nun kommt mein Freund Hippie wieder ins Spiel. Der hat mir nämlich was zu Weihnachten geschenkt, was mich sehr gerührt hat. Ein Stück Scheiße! Ein echtes Stück Plastikscheiße! Da kam Freude auf, das sach ich euch. Von sowas kann man nie genug haben, behaupte ich mal. Plastikscheiße lässt sich überall positionieren, wenn man Spaß haben will. Nur als Hippie mal bei Maddin und Evi zum Spieleabend war (da gibt es immer lecker Schnaps) und die Kacke im Bad platziert hatte, ist Maddin nach dem Pinkeln stocksauer auf den Hund losgegangen und hat den vermöbelt. Hätte er mal vorher dran gerochen oder den Finger reingesteckt (in die Scheiße, nicht in den Hund), dann wäre das Drama nicht entstanden. So wurde dem Köter Unrecht angetan und Hippie lag lachend unter dem Tisch, bis Maddin ihn sich vorgeknöpft hat. Sowas KANN vorkommen. 

Für billige Witze ist man nie zu alt

Gibts bei party.de als Kackhaufen momentan für 1,99 Euro. Ich mein, dafür kann man’s nicht selbst machen, oder?

Langer Dinger

Und zum Finale hab ich dann noch diese seltsam langen Schraubendreher von Wiha. Die hat Hippie nämlich auch mitgebracht, legt aber Wert darauf, dass die als »Gemeinschaftsbesitz« anzusehen sind, diese alte Kommunistenratte. Hintergrund ist nämlich der, dass Hippie sich mal wieder einen alten Roller gekauft hat, dessen Motorkrams von diversen Abdeckungen umgeben ist und man tatsächlich ordentlich lange Schraubendreher braucht, um da was einzustellen beziehungsweise dran rumzuschrauben. Autoschrauber hatten sowas früher, als Sex noch sicher war, um am Motorgeschläuch zu schrauben und den Vergaser einzustellen. Heute ist das ja alles anders.

Mit langen Werkzeugen kenn Martin sich aus

Darum hab ich mich still gefreut, als ich sowas nach langer Zeit mal wieder erblicken konnte. Ergibt absolut Sinn, wenn man an verkleideten Motorteilen schrauben muss. Warum der PH1 kürzer ist als der PH2 erschließt sich mir nicht ganz – sind kleinere Schrauben weniger weit weg als große? Egal, ich darf im neuen Jahr an Hippies Roller schrauben. Ein Mann braucht ein Ziel. Die Dinger kosten rund zehn Euro das Stück und wenn man nicht so dämlich ist wie Hippie, findet man auch den PH1 in der 300er-Länge. Und als Schlitzschraubendreher gibt es sowas auch. Ist das nicht eine tolle Welt, in der wir leben? Ich für meinen Teil gehe jetzt in die Werkstatt. Wird langsam Zeit für einen Obstler.

 

Es grüßt…Euer Martin

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.