Heute testet Frau Reuter: Eine mollige Winterjacke, eine Motorrad-Wachshose und miese australische Heavy Duty Boots.

Kinder, es ist frisch an den Eiern! Ich möchte nicht in der Haut des Osterhasen stecken. Neulich musste ich mit meiner Frau geschlagene sechs Stunden an der Nordseeküste übers Watt stiefeln – ihr ahnt, dass das nicht meine Lieblingsbeschäftigung ist. Schon gar nicht bei 4° Celsius. Ohne Flachmann. Bei einem Wind, der das Anzünden einer Zigarette fast unmöglich macht. Aber ein Gutes hatte diese Wanderung dann doch: Ich bin nun 100%ig überzeugt von der Jacke, die ich euch hier vorstelle. 

Mollige schwedische Winterjacke

Es handelt sich um die »Fjällräven Övik Winter Jacket Men«. Eigentlich eine Jacke für die von mir so geliebten Trekking-Fatzken. Aber da ich sie einmal live gesehen habe und den Schnitt ganz aufregend fand (nicht zu lang!), hab ich beschlossen, sie mir mal zur Ansicht zuschicken zu lassen. Meine Größe ist gerade mal grenzwertig: In XXL passe ich so eben rein. Ich bin damit auch reichlich Motorrad gefahren, hatte dann aber stets einen billigen Faserpelz von C&A drunter. Sowas kostet um die 30 Euro und ist kein Stück schlechter als die 150-Euro-Faserpelze von Mammut und Co. Auf dem Motorrad ist die Jacke super! Der Vorteil des Kleidungsstückes: Es ist leicht und bequem. Man glaubt gar nicht, dass es überhaupt wärmen kann. Gott sei dank erinnert einen das einst schneeweiße Kunstfellfutter daran und man schöpft Hoffnung. Bei der oben erwähnten Wanderung bei stürmischen vier Grad hatte ich nur ein T-Shirt und ein Hemd unter der Jacke an. Ich schwöre: Ich fror nicht!

Falls dich auch mal deine Herzdame bei Kackwetter an der Nordseeküste ins Wattmeer schleppt, mit der Fjällräven Övik frierst du NICHT!

Diese Jacke ist für mich die Offenbarung. Solange es nicht aus Kübeln gießt, trage ich gerne die Fjällräven, ob zu Fuß oder auf dem Bock. Ganz nebenbei: Wasserabweisend soll sie auch sein, bin auch schon damit durch Schauer gefahren, aber ich bin sicher, dass sie nach einer Stunde Regen durchnässt. Ganz prima: Große Taschen, dahinter seitliche Eingriffe mit Flausch, damit man die Pfötchen wärmen kann. Links oben eine aufgesetzte Tasche, die sich im Falle einer Befüllung leider mit der ebenfalls links liegenden Innentasche ins Gehege kommt. Wie blöd muss man sein, um sowas zu bauen? Ich hätte die Innentasche links und die Außentasche rechts angebracht. Aber mich fragt ja keiner. Das Material ist irgendein Hightech-Scheiß, Cordura oder sowas. SEHR strapazierfähig. Lässt sich auch einwachsen, Fjällräven bietet dafür extra einen Wachsblock an, den man in lauen Winternächten auf der Jacke auftragen kann. Mir ist die Jacke auch so gut genug, ich würde sie SOFORT wieder kaufen. Astreines Teil, nicht mackermäßig, aber extrem zweckmäßig. Das schöne Stück kostet um die 260 Euro – dafür bekommt man heutzutage schon einen Flachbildfernseher. Ich würde in jedem Fall die Jacke vorziehen. 

SunStuff-Wachshose mit Filzprotektoren

Für die Beine hab ich auch was Neues! Schon auf der Custombike-Messe ist mir am Stand der Motorrad Garage eine flotte Wachshose von SunStuff aufgefallen, die eigentlich einen Jeans-Schnitt hat, aber alle Vorzüge einer Wachscottonhose mit sich bringt. Der gute Konrad hat mir dann aufgrund meines Flehens eine zugeschickt. Es gibt dafür zwei Sorten Kniepolster, falls man sowas braucht. Ich hatte erst abgewunken, aber in den letzten Wochen war ich zutiefst dankbar über die Filzeinlagen, die sich wie ein plattgehauener Siebenschläfer um meine Kniescheiben schmiegen. Mädels, so macht Winterfahren Spaß! Die Hose hat ein Innenfutter, unterhalb von 10 Grad würde ich aber trotzdem eine lange Unterhose anziehen. Oder ’ne normale Jeans. Oder beides. Am besten drunter. Die Wachshose ist schön lang und die unteren Beinteile lassen sich weit öffnen, falls man dicke Stiefel durchstecken muss. An den Beinen sind noch seitliche Taschen aufgesetzt, davon bin ich eigentlich kein Freund, hab mich aber schon mehrmals ertappt, wie ich da was reingesteckt habe.

SunStuff-Wachshose

Die Qualität der Hose ist den englischen Produkten ebenbürtig. Die SunStuff-Wachsjacke trage ich jetzt im dritten Jahr und mag sie bei Regen und Schnee nicht missen. Beide Kleidungsstücke sind definitiv langstreckentauglich. Nur in dem Beetle von meiner Freundin Birgit hab ich Hausverbot, weil der hat weiße Ledersitze. Und wie wir alle wissen, sind diese Wachsklamotten nach einigem Tragen nicht salonfähig. Sowas gehört an die frische Luft, in der wir harten Kerle so gerne rumtoben. Zum Filzfutter: Das sind zwei dicke Filzlagen, die von Kreppstreifen in den Protektorentaschen gehalten werden. Zum Einlegen muss man die Hose erst mal umdrehen. Dann ein DIN-A4-Blatt nehmen, das in die Protektorentasche legen, dann das Futter vorsichtig in der Tasche platzieren und DANN das Blatt Papier rausziehen. Filz festdrücken, fertig. Anders geht es nicht, weil sonst die Klettstreifen dauernd versuchen, den Filz zu halten. 

So platzierst du die Filzeinlagen mit Klettstreifen stressfrei in der Hose

Meine Empfehlung für Schlechtwetter- und Winterfahrer: Die SunStuff Street Pro kostet 149 Euro, die Filz- bzw. Kunststoffprotektoren schlagen nochmal mit 10 Euro pro Paar zu Buche. Die normale »SunStuff Street«-Hose hat übrigens KEINE Protektorentaschen. Achtet also gegebenenfalls auf das »Pro«. Konrad Möllering von der Motorrad Garage erreicht ihr unter Telefon: 05127-4838. Hergestellt werden diese Klamotten übrigens in Australien, und nicht in Fernost, wie mir letztens jemand weismachen wollte.

Miese australische Heavy Duty Boots

Und nun mal ein Verriss: Da hat meine gute Frau sich doch extra zum Motorradfahren schöne, australische Boots gekauft. Von Blundstone. Sehen richtig Heavy Duty aus. Nun hat sie die überwiegend auf dem Motorrad getragen, aber nach unserer Wanderung im Watt haben die Dinger glatt die Grätsche gemacht: Die Hacken lösen sich auf. Wie ist denn sowas möglich? Selbst der billigste China-Schluffen ist da haltbarer.

Optisch weltmeisterlich. Praktisch unbrauchbar. Aber von Blundstone gibts auch Boots mit vernähten Sohlen

Wir haben mal nachgerechnet: Insgesamt ist sie mit den Schuhen vielleicht 40 Stunden gelaufen. In drei Jahren. Und nun ist der Scheißschuh irreparabel! Den können sich die Australier in ihre kleinen Känguruärsche stecken, sowas kauf ich nicht wieder. Da lernt man: Nur Schuhe mit vernähten Sohlen kaufen! Alles andere ist Murks. Und immer schön die Quittung aufbewahren.

Edelstahl Distanzhülsen für kleines Geld

Und zum Abschluss hat Papi noch eine klitzekleine Kleinigkeit: Ich hab bei Amazon praktische VA-Distanzhülsen gefunden. Die sind eigentlich für die Schilderbranche, die packen die Werbefuzzies unter ihre Schilder. Aber ich kann sowas auch gebrauchen, ihr wahrscheinlich auch. Sowas kostet z. B. für M8 in 20 mm Länge mit 18 mm Durchmesser 2,90 Euro. Dafür schmeiß ich keine Drehmaschine an. Wer sowas braucht, sucht auf Amazon nach »Edelstahl Distanzhülse«. Die haben reichlich.

Sehen aus wie die Dinger, die sich junge Menschen in die Ohren drücken. Sind aber leckere Abstandshalter für ’nen kleinen Euro

So, nun geht es wieder in diese unwirtliche Welt hinaus. Hippie und Köppke haben zum Fondue eingeladen – das wird wieder brandgefährlich, ich werde berichten.

Es grüßt der kleine Hase Martin

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.