Heute wird bei Frau Reuter nicht groß geschraubt. Es gibt Glenfiddich, ein Anti-Katermittel und immerhin einen tollen Tipp zum Kauf von Ersatzbirnen.

Fangen wir mal mit der Technik an. Die nimmt heute den kleineren Bereich ein. Schließlich kommt gerade der Herbst durch die Tür und wir müssen uns um unser Seelenheil kümmern. Aber erst mal die Technik. Ich war nämlich kürzlich ziemlich verzweifelt. Eigentlich war Hippie verzweifelt, was öfter vorkommt, aber weil ich ihm versprochen hatte zu helfen, sprang die Verzweiflung unmittelbar auf mich über. Hippie hatte nämlich einen ärgerlichen Wackelkontakt in seinem Bremslicht. Also haben wir sein hässliches Motorrad in die Garage geschoben. 

Hippies Möhre hat Lampenprobleme

Nun hatte ich alles dabei, was man für solche Schicksalsschläge braucht: Messgerät, Kabelreste, Strapse und all das Zeugs. Die Birne war heil. So viel steht fest. Hab ich gemessen. Also haben wir den ganzen Kabelbaum durchgemessen, Bremslichtschalter gemessen. Haben die Kontakte in der Rückleuchte geputzt. Alles super. Birne wieder rein. Leuchtet. Den Bock mit Festbeleuchtung und festgestelltem Bremspedal aus der Garage geschoben. Beim Überqueren der Türschwelle flackert das Bremslicht und geht aus. Wieder rein in die Garage. Das zweite Bier aufgemacht. Vielleicht sollten wir einen Obstler trinken, meinte Hippie. Gute Idee. Einen Obstler. Für jedes Auge einen. Rücklicht wieder zerlegt, gemessen, Strom ist da. Birne ist immer noch heil. »Vielleicht tut die Birne nur so, als ob sie heil ist«, murmelte Hippie. Er meinte das ernst. »Hippie, die Birne hat eben geleuchtet«, sag ich. »Ja, aber vielleicht sollten wir ’ne neue nehmen.« »Hab ich aber nicht.« 

Da muss man erst mal drauf kommen. Aber nach dem Einwurf von zwei »Herrengedecken« fanden wir den Systemfehler: der Lampenpol der alten Birne (rechts) war runtergeschrubbelt. Meine Herren, die Zeit hätten wir sparen können. Allerdings hätten wir dann auch keinen Grund gehabt, Bier und Obstler zu trinken

Wir haben dann noch mal das Messgerät angeschlossen, an Minus und Plus von der Birnenfassung. Einer hält das Messgerät, der andere schiebt den Bock aus der Garage über die Schwelle. Und wieder zurück. Und noch mal hin und zurück. Wir müssen ausgesehen haben wie die Vollpfosten. Beide mit Blick auf das Messgerät, darum hat Hippie auch beinahe die Margeriten von meiner Frau umgeschmissen, auf die sie so stolz ist, weil sie dieses Jahr besonders prächtig blühen. Kein ernst zu nehmender Wackler am Zeiger des Messgerätes. Erst mal eine rauchen.

Frau Reuter kauft Birnen nur noch im 10er-Pack

»Ich finde, wir kaufen mal ’ne neue Birne«, sagte Hippie dann. Das hätte er natürlich auch vorher machen können, aber na gut. Also rauf aufs Fahrrad und rüber zu Autoteile-Matthies. Und da sagt uns der Typ am Tresen, dass ’ne einzelne Lampe rund drei Euro kostet und wir sollten doch lieber gleich ein 10er-Pack nehmen. Das kostet dann nur 2,98 Euro netto. Wir staunen nicht schlecht. Also gleich mal ein Zehnerpack Bremslampen und Sofitten für den Wohnwagen gekauft (die machen auch immer Ärger). Auf dem Rückweg wackelt Hippie die ganze Zeit mit dem Kopf. »Das macht ja nur 29,8 Cent pro Birne – zuzüglich Mehrwertsteuer. Wie geht das denn? Und warum hab ich mein ganzes Leben lang so viel Geld für Birnen ausgegeben?«

Wurde mir von Tom, dem Whisky-Tester, persönlich vorgestellt. Und ich muss sagen: ein hervorragender Leberstreichler. Hebt schnell die Stimmung und schmeckt dabei auch noch ganz lecker

Na ja, um die Sache abzukürzen: Die neue Birne leuchtet auch. Genau wie die alte Birne. Nur etwas heller. Aber: Sie flackert nicht, wenn wir die Karre über die Schwelle schieben. Ein Erfolg? Ja. Hippie schenkt noch einen nach und vergleicht die alte Birne mit einer der neuen und stöhnt auf: »Oahh, guck ma, die alte Birne war unten total abgeschraddelt … die war bestimmt zu kurz und darum war sie nicht fest genug in der Fassung und dann hat es immer Wackler gegeben.« Richtig. Ich Oberblödsackarschpillermannmistkopf hätte gleich drauf kommen können: Durch das ständige Gerödel nutzt sich der weiche Lampenpol im Laufe der Jahre ab – er wird immer kürzer. Und das hab ich euch mal fotografiert, damit ihr den Unterschied seht. Warum muss man über fünfzig werden, um erst dann auf so eine Problematik zu stoßen? Ich weiß es nicht. Euch wäre das bestimmt nicht passiert. Aber das Endergebnis kann sich sehen lassen: Kfz-Birnen kauf ich nur noch im 10er-Pack bei Matthies. Für den Preis kann man die Dinger nicht selber machen. Und die Tankstellen und Supermärkte können sich ihre Wucherpreisbirnen in den Arsch stecken. Hoppla. Das ist mir so rausgerutscht …

Sauberes Angebot: 12 Jahre alten Glenfiddich in Echtzeit probieren

So, und nun kommen wir schon wieder zu den schönen Dingen des Lebens. Es geht um Alkohol, den wir natürlich nur in Maßen genießen. Mein Freund Tom ist – und das ist keine Lüge – Whisky-Tester. Der Kenner ahnt: Da das Wort ohne »e« geschrieben ist, muss es sich um schottischen Whisky handeln. Amerikanischer und irischer Whisky schreibt sich mit »e«, also Whiskey. 

Und nun zum Tag danach. Mal wieder auf der Kirmes die Kontrolle verloren oder mit Kumpeln beim Philosophieren zu viel ungarischen Rotwein getrunken? Ein Tütchen mit Elotrans-Wasser vor der Nachtruhe und dein Körper und Geist werden im Schlaf frisch dampfgestrahlt. Kater ade

Nun hatte ich gerade eben einen Artikel von Tom gelesen, wo er den Glenfiddich 12 beschrieben hat. Und als ich abends mit Köppke und Hippie in den Club marschieren will, kreuzt Tom unseren Weg. Ich lobe ihn also wegen des tollen Artikels und seiner flüssigen Schreibe und überhaupt und er sagt, wir könnten natürlich auch zu ihm gehen und die besprochene Flasche in Echtzeit probieren und dabei einen schlechten Tierfilm gucken. Und ich erspare euch nun wirklich sämtliche Details dieses Abends, weil Hippie wieder unappetitliche Dinge getan hat und Tom uns das nächste Mal vielleicht nicht wieder einlädt. Aber als schillerndes Ergebnis dieses Abends bleibt mir der zwölf Jahre alte Glenfiddich im Gedächtnis, der mir sehr gut bekommen ist und schon nach ein, zwei Gläsern aus uns Pappnasen eine heitere Runde der Extraklasse gemacht hat. Für knapp dreißig Euro ein fantastisches Getränk! Auch als Mitbringsel nur zu empfehlen und nicht mit der Suppe zu vergleichen, die man früher unter dem Namen Glenfiddich gekauft hat. 

Frau Reuter fürchtet neuerdings keinen Kater mehr

Und außerdem hat sich der Abend gelohnt, weil Tom jedem von uns ein Tütchen Elotrans mitgegeben hat. Das sei gut gegen Kater. Hilft auch bei Durchfall, aber der Kater geht vor. Wir sollten das in Wasser auflösen und vor dem Schlafen brav trinken. Vielleicht ist es Einbildung, vielleicht auch nicht: das Zeug wirkt Wunder. Wir haben nämlich auf dem Rückweg doch noch ein paar Bier im Club getrunken und Hippie hat das Pulver auch gleich direkt ins Bier geschüttet, was ’ne Riesensauerei war, aber selbst er hatte am nächsten Morgen ein nur überschaubares Katergefühl. Elotrans gibt es in der Apotheke und kostet rund sechs Euro. Da sind zehn Tütchen drin – das reicht also für Gruppenreisen mit zehn Personen.

Martin Reuter

Und nächstes Mal werden wir wieder hochtechnisch. Zieht euch also warm an und legt die Putzlappen parat, ich verbleibe so lange mit einem besorgten Blick auf die Blätter, die da von den Bäumen purzeln.

Fahrt schön vorsichtig und trinkt nur schluckweise! Und auch nur nach dem Fahren!
Euer Martin

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.