Heute testet Frau Reuter Zwei-Komponenten-Betonkleber, eine Auspresspistole, Sikaflex und einen Blinkgeber von Motogadget. Außerdem gibt’s ein neues Dach für die Werkstatt, damit die kondensierte Atemluft der versoffenen Sackgesichter nicht mehr festfriert.

Ich musste die Zeit nutzen – die Wetterprognosen waren für eine Jahreszeit, in der einem normalerweise kalte, nasse Blätter um die Ohren fliegen, zu optimistisch. Drei Wochen ohne jeglichen Niederschlag bei uns im Norden – kaum zu glauben. Ich wollte nämlich mein Werkstattdach neu machen. Also RICHTIG neu. Alles runter, bis der liebe Gott von oben reinlinsen kann. In den letzten Jahren hatten Hippie, Köppke und ich die kalte Jahreszeit nur mit stark dosiertem Glühwein überleben können. Das alte, ungedämmte Eternitdach strahlte von innen die Behaglichkeit einer Pottwalleiche aus. Außerdem fror im Winter die kondensierte Atemluft am Dach fest, die dann bei Gradzahlen über null wieder lustig vom Eternit runter regnete. Genau auf die Werkbank und am besten auf meine Fotoecke. Ein Albtraum!

Die Mauersteine wurden wohl aus getrockneter Ziegenkacke gebrannt

Während der Bauarbeiten, vor denen ich übrigens vorher eine Heidenangst hatte, fielen mir jedoch zwei Sachen als dermaßen spektakulär auf, dass ich sie euch unmöglich vorenthalten kann. Ich weiß nicht, aus welchem Material eure Werkstattbehausung beschaffen ist. Und ob ihr problemlos einen Nagel oder eine Schraube sauber in die Wand bekommt. In meinem siebzig Jahre alten Schuppen hält jedenfalls gar nix in der Wand. Das müssen die Blödmänner damals mit einem Gemisch aus Eiern und Gartenerde gemauert haben. Und die Mauersteine haben sie wohl aus getrockneter Ziegenkacke und Sand gebrannt. Nun erforderte das neue Dach aber schon einen Anschluss an die Wände, man will es ja nicht einfach als Deckel obendrauf legen.

Wenn er nicht an seiner Karre schraubt, baut Reuter an seiner Hütte. Neuerdings neben Hippie und Köppke auch dabei: Zwei-Komponenten-Betonkleber … aha

Und darum MUSSTE ich stabile Schraubbefestigungen zustande bringen. Und Köppke, das versoffene Sackgesicht, hat mir sozusagen den Arsch gerettet. Und zwar gleich in zweierlei Hinsicht. Sein erster Tipp war der, sämtliche Befestigungsbolzen einfach in die Wand zu betonieren. Hm, dachte ich mir, wie soll ich das denn nun bewerkstelligen? Ganz einfach: Man bohrt für einen M12-Gewindebolzen ein 14er-Loch in die Wand. Das hat bei mir ziemlich gerieselt und der Lochdurchmesser war dann eher sechzehn Millimeter. Dann bläst man das Loch mit dem Kompressor schön sauber. Und nun kommt der Hammer – wahrscheinlich habt ihr das alles schon mal gemacht, für mich war das wie die Niederkunft der Jungfrau Maria: Man drückt einen 2-Komponenten-betonkleber in das Loch, als gäbe es kein Morgen. Und anschließend steckt man – unter Zuhilfenahme eines Hämmerchens – den vorher korrekt von einer Gewindestange abgelängten M12-Bolzen ins Loch. Schön drauf achten, dass er gerade aus der Wand schaut, zwanzig Minuten warten, fertig.

NIE WIEDER so eine beschissene Dosendeckelpumpe aus dem Baumarkt

Das hab ich fünf Mal gemacht und war dann in der Lage, eine sechs Meter lange Pfette daran festzuschrauben, die anschließend alle Dachsparren tragen sollte. Das Ganze ging mir so gut von der Hand, dass ich nun alle Bretter und Balken auf diese Art am Mauerwerk befestigt habe. Vorbei die Zeiten der durchdrehenden Dübel! Wem die selbstgemachten Bolzen aus Gewindestangenmaterial zu simpel sind, der kann sich auch im Baumarkt bedienen und Schwerlastbolzen kaufen, die gehen beim späteren Festschrauben am Ende noch schön auseinander und verkeilen sich regelrecht in der Mauer. Nun sei nicht verschwiegen, dass der 2-Komponenten-Mörtel-Scheiß recht dickflüssig ist. Und tatsächlich haben wir zwei handelsübliche Silikonpistolen zu Tode verbogen, bis da endlich was aus der Tülle kam. Im Fachgeschäft hat man mir dann diese absolut tolle Spritze von Triuso empfohlen und siehe da – das Zeug kommt mit wenig Kraftaufwand kinderleicht aus der Tülle geschossen. Die Pumpe hat etwas über zwanzig Euro gekostet und ihr könnt mir glauben, dass ich NIE WIEDER so eine beschissene Dosendeckelpumpe aus dem Baumarkt in die Hand nehme. Nie!

Auspressspritze von Triuso: Besser als Micaela Schäfer und jede andere Silikonspritze

Offiziell nennt sich das Ding »Auspresspistole APPS21«, ist für Kartuschen bis 320 Milliliter ausgelegt und kommt mit zehn Jahren Garantie ins Haus. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich mal für sowas erwärmen kann, aber nun ist es passiert. Mit etwas Geschick kann man daraus eine schicke Besamungsmaschine bauen und dem Bauern um die Ecke bei der Rinderzucht zur Hand gehen. Das Mörtel-Dübel-Schleimzeug ist von Tox, gibt es aber auch von Fischer und anderen Herstellern. Der Preis ist heiß: Ein Set mit vier Gittertüllen, die vorher ins Loch gesteckt werden (können), zwei Spritztüllen und der 280-ml-Kartusche kostet rund fünfundzwanzig Euro. Damit kann man vier bis sechs Bolzen in der Wand verewigen. Das Zeug hat mein Leben gerettet, könnte ich behaupten. Falls ihr nun eine Werkstatt in Holzbauweise habt, ist das alles kalter Kaffee für euch. Tut mir leid. Aber wie sagte schon Howard Carpendale: »Gefuhle mussen raus«.

Sikaflex – Besser als Nutella

Und nun kommen wir auch schon zum Sikaflex, was ebenfalls meiner guten Laune zuträglich war. Sikaflex, das weiß fast jeder, klebt wie Katzenscheiße. Es gibt KEINE Alternative zu Sikaflex, so wie bei Nutella oder Sandra Bullock. Es darf nur das Original sein. Sikaflex dichtet nicht nur meine Dachabschlüsse sauber ab, sondern ist auch hervorragend dazu geeignet, Kabeldurchgänge und vieles andere am Motorrad (und Auto) abzudichten. Diese Zeug ist, solange man es nicht am Finger kleben hat, so wunderbar und dazu noch leicht zu verarbeiten, dass ich mich dafür einsetzen werde, Sikaflex als Pflichtinhalt in Aussteuertruhen ausrufen zu lassen. Nun, wo ich es lieben gelernt habe, behaupte ich, dass Sikaflex wichtiger ist als Nutella. Sandra lassen wir mal außen vor. Da könnte ich mir vorstellen, auf jegliche Dichtung zu verzichten …

Es gibt absolute Must-haves, Dinge, die wirklich in jede Werkstatt gehören. Sikaflex gehört dazu – wer es nicht hat, ist doof

Sikaflex gibt es nicht überall, man wird gerne versuchen, euch ein Alternativprodukt anzudrehen. Fallt nicht darauf rein. Noch mal: Es gibt keine Alternative! Eine Kartusche kostet im Fachhandel rund neun Euro. Wenn ihr es nicht mehr braucht, lasst ihr die Kartuschenspitze eintrocknen und prökelt vor dem nächsten Gebrauch den hart gewordenen Kram mit einem Schweißdraht aus der Tülle.

Platz eins im Blinkgeber-Ranking

Noch was? Ja! Platz eins im Blinkgeber-Ranking hat gerade der m-flash von Motogadget belegt. Das Ding ist mir bei einem kleinen Umbauprojekt in die Hände gefallen und macht einen erstklassigen Eindruck. Das Dingelchen kann bis zu hundert Watt schalten, was aber heutzutage kaum noch nötig ist, denn die meisten von uns nutzen LED-Blinker. Die schaltet dieser Geber natürlich genauso prima, ohne die Frequenz zu ändern.

Manchmal ist der ganze moderne Kram doch ganz praktisch: Der winzige Blinkgeber von Motogadget hilft durch seine Unauffälligkeit nämlich ganz prima beim sauberen Umbauen

Für Blinklampen unter ein Watt muss ein beiliegender Widerstand parallel zum Blinker geschaltet werden, sonst rührt sich der Blinkgeber nicht. Das gute Stück ist problemlos als Ersatz für Originalblinkgeber einsetzbar, vor allem aber als platzsparender Geber in Customprojekten zu empfehlen. Er ist deutlich kräftiger gebaut als die superkleinen Geberrelais, die schon mal durchbrennen können. Der Blinkgeber kostet rund dreißig Euro und ist immer noch so klein, dass er unauffällig im Kabelstrang verschwindet, wenn man ihn fliegend verdrahtet. Die Anschlussanleitung von Motogadget ist übrigens vorbildlich!

So, Kinder, ich muss noch in der Werkstatt rumräumen und mich übers neue Dach freuen. Nächstes Mal erzähle ich euch bestimmt eine Weihnachtsgeschichte.

Es grüsst von Herzen

Euer Martin

 

 

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.