Heute testet Frau Reuter: Ballistol, ein Batterieladegerät sowie Billig-Ratschen von Aldi.

Wie schön, dass manchmal die billigsten Artikel am meisten Freude machen. Wobei „billig“ natürlich relativ ist. In diesem Fall sind rund 12 Euro billig. Es geht nämlich um das Universalöl Ballistol. Vor vielen Jahren hab ich das an dieser Stelle schon mal vorgestellt, damals noch als reines Öl im Glasfläschchen. Ich habe es immer noch und benutze es zur Leder- und Messerpflege. Man kann damit sogar die Zeckenwunden am Hund (oder an sich selbst) bestreichen, das Zeugs ist nämlich völlig ungiftig und damit auch im lebensmittelverarbeitenden Bereich erlaubt. Es riecht sehr speziell und hält definitiv ewig. Nun hab ich das gleiche Öl in Sprühform gefunden. 

Ballistol in der Dose ist weiter von Gucci Nr. 5 entfernt als Kuhscheiße

Dramatisch toll sehe ich den enormen Vorteil der Sprühdose, wenn ich Ledertaschen mit dem wunderbaren Ballistol pflegen möchte. Meine Packtaschen am Motorrad kann ich zwar von außen mit normalem Lederfett einwixen, aber die raue Rückseite des Leders wird man in der Regel nicht einreiben. Mit Ballistol-Spray ist das kein Problem, denn es benetzt das raue Leder und zieht sofort ein. Der Vorteil ist eine drastisch reduzierte Schimmelbildung. Zudem kommt man mit dem Sprühöl auch in verwinkelte Stellen, die sonst eher unzugänglich sind.

Zum Ballistol-Spray gibt’s nur eins zu sagen: Das gehört in wirklich jede Werkstatt

Auch Handschuhe sind mit dem Spray viel einfacher zu pflegen. Voraussetzung ist natürlich stets die Geruchstoleranz des Anwenders – der Duft von Ballistol erinnert irgendwie immer wieder an den Maschinenraum eines frisch gehobenen Dampfschiffwracks aus dem vorletzten Jahrhundert und ist weiter von Gucci Nr. 5 entfernt als Kuhscheiße. Ich persönlich halte das Zeug für das genialste Schmier- und Pflegemittel überhaupt. Immerhin ist das Öl seit über 100 Jahren auf dem Markt und hat sich bis heute wacker gehalten. Ich habe aus Vorsicht erst mal die 120-ml-Dose ausprobiert, werde mir aber nun die große 400-ml-Flasche ins Regal stellen. Die Kleine 120er Dose ist ideal für die Reise. Ihr bekommt Ballistol im Baumarkt oder natürlich im Fachhandel. Oder bei Amazon, aber die haben so hässliche Verkäuferinnen …

Frau Reuter hat ein neues Ladegerät

Ebenfalls bereits vorgestellt habe ich ein Ladegerät von CTEK. Leider hat sich im Nachhinein herausgestellt, dass dieses Gerät nicht zwingend ohne Aufsicht betrieben werden sollte, da es offensichtlich ein Hitzeproblem im Geräteinneren gibt. Es wird von Ausfällen oder sogar verkohlten Gehäusen gesprochen. Außerdem ist mein CTEK für 6 Volt unbrauchbar, und jetzt, wo ich alt und lustig bin und gern mal an noch älteren und noch lustigeren Motorrädern mit 6-Volt-Bordspannung schraube, brauche ich auch hier passendes Ladegerät. Ein sehr akzeptabler Ersatz ist das Noco Genius G1100. Dieses ultramoderne Ladegerät funktioniert ebenso als Batteriewächter, wird kaum warm und erkennt automatisch auch 6-Volt-Batterien. Die Anschlussbuchsen sind identisch mit denen von CTEK, also kann man sogar bereits vorhandenes Zubehör weiter benutzen, wie zum Beispiel die Ladestecker, die fest an der Bordbatterie angeschlossen werden. Sehr schön sind die einzeln mit Kfz-Sicherungen abgesicherten Ladekabel. Der Sicherungshalter besteht aus Gummi und ist mit einer Gummikappe wasserdicht verschlossen.

Das Loco-Genius-Ladegerät kann alles, was ein modernes Ladegerät können muss, und das auch mit 6 Volt

Die dafür notfalls benötigten Sicherungen gibt es an jeder Tankstelle, mir ist jedoch noch keine durchgebrannt. Bei Kurzschluss macht das Ladegerät ohnehin dicht, die Sicherungen sind also nur für den »worst case«. Das mitgelieferte Handbüchlein ist idiotensicher geschrieben und lässt selbst komplett unterbelichtete Baumschüler nicht im Dunkeln stehen, abgesehen von einem kapitalen Druckfehler: Im Modus »12 V Lithium« wird behauptet, dieser Modus sei ausschließlich für Bleibatterien. Das ist natürlich Blödsinn, erst ein Vergleich mit dem englischen Text klärt die Sache auf. Den Lektor, der das Handbuch kontrolliert hat, sollte man feuern.

Halbtote 24-Ah-Batterie nach sechs Stunden komplett aufgeladen

Ganz prima finde ich einen Modus, der auch kalte beziehungsweise eiskalte Batterien berücksichtigt, denn gerade die brauchen ein zartes Ladehändchen, wenn man sie nicht in Schutt und Asche laden will. Schließlich geben gerade im Winter die meisten Batterien ihren Geist auf. Dennoch lädt das Gerät fast doppelt so schnell wie handelsübliche Ladegeräte. Meine halbtote 24-Ah-Batterie war nach etwa sechs Stunden komplett aufgeladen wie einst im Mai. Das Noco Genius G1100 kostet bei meinem Händler Speedmonsters 59 Euro – das ist weit weniger, als mein erstes Ladegerät 1976 gekostet hat. Dies ist also meine unspektakuläre, aber nachdrückliche Empfehlung an alle, die ein Lade- und Frischhaltegerät brauchen, das sicher und zuverlässig ist.

Die Klemmen des Noco Genius G1100 sind robust und nicht zu fett, so dass sie auch bei beengten Platzverhältnissen sicher zupacken

Und nun zum peinlichen Teil des Tages: Ich war mal wieder bei Aldi. Ich hatte da so einen Werbeflyer im Briefkasten, wo ein Gewindeschneidsatz (metrisch und zöllig!) für rund 30 Euro und ein Ratschenschlüsselsatz für 14 Euro angekündigt wurde. Nun, der Gewindeschneidsatz war nur einteilig pro Gewindegröße und das zöllige Abteil bestand aus einigen UNC- und Whitworth-Rohrgewindeschneidern (BSP), was wir nun überhaupt nicht gebrauchen können. Also hab ich den Schneidsatz liegen gelassen und mir den Ratschenschlüsselsatz und zwei Flaschen Bio-Rotwein gekauft. Der Rotwein ist ein Dornfelder-Spätburgunder-Gepansche, das man durchaus trinken kann.

Frau Reuter bei Aldi: Ratschen und Bio-Rotwein im Körbchen

Für unter drei Euro ist der Wein sogar als Granate zu bezeichnen. Um den geht es hier aber nicht, sondern um die Ratschenschlüssel. Deren Blisterpack ist dermaßen stabil, dass ich mich beim Öffnen beinahe umgebracht hätte. Nach schwerem Kampf konnte ich mich an fünf fast perfekt verchromten Ratschenschlüsseln mit 76er Teilung erfreuen. Die Größen sind 8, 10, 13, 14 und 17 mm. Der Hersteller nennt sich Duro, das ist wohl sowas wie Aldis Hausmarke.

Mieser Trick: Welcher Schrauber kann nach ausgiebigem Test­ratschen widerstehen? Die Strafe für diese Unbeherrschtheit folgt allerdings mit dem Öffnen der Verpackung

Dahinter verbirgt sich der Vertrieb »Meister«, der auch diverse Baumärkte beliefert. Egal: Die Dinger haben drei Jahre Garantie, die Quittung wird zur Sicherheit kopiert und zu den Akten gelegt. Die Schlüssel funktionieren einwandfrei. Ein wirkliches Schnäppchen für die Werkzeugtasche! Natürlich ist diese Aktion längst ausgelaufen, wird aber andernorts wieder auftauchen und dann sollte man beruhigt zuschlagen. Der Wein hingegen ist im Dauerprogramm.

Und jetzt werde ich in den Garten gehen, mir genau so ein Fläschchen in den Arsch stecken und ’ne Runde Yoga machen. Ihr glaubt gar nicht, wie das den Kopf frei macht!

Ich verbleibe mit heiteren Frühlingsgrüßen Eure Frau »Yogi« Reuter

 

 

Frau Reuter
Frau Reuter bei CUSTOMBIKE

Martin Reuter ist unter seinem Pseudonym »Frau Reuter« inzwischen zweitdienstältester Mitarbeiter der CUSTOMBIKE. Der freischaffende Künstler rezensiert mit spitzer Feder und scharfem Wort Produkte, die seiner Meinung nach etwas Aufmerksamkeit bedürfen. Im wahren Leben ist er als Illustrator, Fotograf und Textautor tätig und spielt ganz nebenbei Bass und Orgel in der zweitschlechtesten Band der Welt. Kulinarisch betrachtet kocht er scharf und trinkt schnell. Als echtes Nordlicht badet er selbstverständlich nur in Salzwasser. Seine Vorlieben sind V8-Motoren und Frauen, die Privatfernsehen verschmähen. Stilecht bewegt er eine 76er Harley, restauriert eine Yamaha SR 500 und bewegt sich politisch korrekt die meiste Zeit mit dem Fahrrad fort.