Bei mehrzylindrigen Motoren müssen die einzelnen Komponenten schon korrekt zusammenarbeiten, damit alles sauber läuft. Deshalb steht beim Motorrad immer wieder mal das Synchronisieren der Vergaser an. Wir zeigen, wie es geht.

Meistens ändern sich Einstellungen nicht schlagartig, sondern in kleinen Schritten, so dass es dem Fahrer erst spät auffällt. Nicht nur dann sollte auf jeden Fall synchronisiert werden, sondern auch, wenn zum Beispiel die Vergaser gereinigt oder neue Züge eingebaut wurden. Letztlich immer, nachdem am System gearbeitet wurde.

Erst nach dem Totalausfall als Ursache der Probleme ausgemacht

Wir kamen durch eine defekte Zündspule drauf, die ihr Ableben zwar über lange Zeit ankündigte, aber erst nach dem Totalausfall als Ursache von Problemen ausgemacht war. Damit war unsere vorher durchgeführte Synchronisation vielleicht gar nicht korrekt. Um das selbst zu überprüfen, suchten wir nach einem Gerät dafür, denn bislang hatten wir die Arbeiten bei einem befreundeten Händler durchführen lassen. 

Prüfungsaufgabe: Wenn die Uhren über ein T-Stück an einem Zylinder angeschlossen sind, sollten sie das Gleiche anzeigen. Tun sie in dem Fall leider nicht

Ein noch vorhandener analoger Synchrontester erwies sich als wenig hilfreich, denn bei gleichzeitigem Anschluss der beiden Uhren an einem Zylinder zeigte sich eine relativ große Abweichung. Bei unserer Suche nach einer Alternative stießen wir auf das digitale Gerät synX, das es in den Ausführungen Classic und Profi Line gibt.

Synchronisieren der Vergaser am Motorrad mit x-log

Ein Produkt made in Germany von der Firma x-log aus München. Freundlicherweise bekamen wir beide Geräte zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Voraussetzung für ein gutes Endergebnis ist es, das vorab Luftfilter und Zündkerzen kontrolliert und gegebenenfalls ersetzt beziehungsweise gereinigt wurden.

Versteckspiel: Erst nach Lösen des Benzinhahnes zeigt sich die Schraube, an deren Stellen die Schlauchaufnahme eingeschraubt wird

Sofern der Tank für die Einstellarbeiten abgenommen werden muss, sollte möglichst wenig Treibstoff darin sein. Wenn man natürlich vor dem Einstellen gerade noch tanken war, sollte man lieber noch eine große Runde fahren, um den Sprit zu vermindern. Zum Synchronisieren muss der Motor sowieso auf Betriebstemperatur sein, außerdem ist der Vorher-Nachher-Unterschied dann wesentlich besser zu vergleichen. 

Vielfach sind die Anschlusspunkte nicht direkt sichtbar

Zunächst müssen die Anschlusspunkte hergestellt werden, dieses geschieht im Ansaugtrakt der Zylinder. Hierbei ist ein Werkstatthandbuch von Vorteil, denn vielfach sind die Stellen nicht direkt sichtbar. Die dort befindliche Schraube wird durch eine Schlauchaufnahme zum Anschluss des Synchronisationsgerätes ersetzt.

Ersatztank: Wenn der originale Tank abgenommen werden muss, kann über so ein Teil die Spritversorgung wiederhergestellt werden

Die erste Einstellung erfolgt über ein Balkendiagramm, das wie analoge Uhren den Druck der Zylinder anzeigt. Ein Vorteil gegenüber den analogen Geräten ist, dass die Drehzahl mit angezeigt wird. Erst recht sinnvoll, wenn kein Drehzahlmesser am Moped vorhanden ist. Bei unserem Vergasermodell muss bei Standgas und im höheren Drehzahlbereich separat eingestellt werden.

Synchronisieren der Vergaser am Motorrad – Start bei 900 Touren

Wir beginnen also bei knapp über 900 U/min und bringen die Zylinder durch das Verstellen des zuständigen Zuges auf Gleichstand. Normalerweise wäre in diesem Bereich jetzt schon Schluss, aber das synX verfügt noch über eine weitere Möglichkeit zur Feinjustierung. Es werden nämlich die Differenzen zwischen den Zylindern angezeigt.

Umfüllaktion: Der Ersatztank lässt sich in umgekehrter Funktion durch den originalen Tank befüllen. Es muss also keiner mit dem Reservekanister zur Tankstelle laufen

Genauer kann man wohl kaum einstellen. Beim Modell Classic muss man noch eigenhändig den besten Messbereich wählen, wobei das Modell Profi Line das automatisch bewerkstelligt. So regeln wir die Differenz auf null runter. Der Vergleich mit dem Profi Line zeigt, dass da noch ein bisschen Effekthascherei möglich wäre.

Einfach die Stellschraube für den Gasgriffanschlag herausdrehen

Nach dem gleichen Prinzip erfolgt dann noch die Einstellung bei etwa 1650 U/min. Um die dauerhaft zu halten, wird einfach die Stellschraube für den Gasgriffanschlag herausgedreht, bis die gewünschte Drehzahl erreicht ist. Die Einstellung erfolgt auf dieselbe Weise wie bei Standgas, nur direkt an der Aufnahme des Gaszuges am Vergaser. Beim Anziehen der Kontermutter des Zuges sollte die Verstellschraube mit einem Schlüssel in der Position gehalten werden, um deren Einstellung zu sichern.

Nach dem Balkendiagramm ist unsere Synchronisation fast perfekt

Fertig? Eigentlich ja, aber das Synchronisationsgerät hat noch zwei weitere Funktionen. Die Druckdynamik und die grafische Anzeige des Druckverlaufs über alle vier Takte. Wie wir leider feststellen mussten, sollte man sich die als Erstes ansehen, weil dort Fehler angezeigt werden. Der Messwert aller Zylinder muss hier nämlich fast identisch sein.

Synchronisieren der Vergaser am Motorrad – Hilfe!

Und das war bei uns absolut nicht der Fall. Wer hier nicht weiter weiß, kann sich über die Herstellerseite oder in Facebook Hilfe holen. So bekamen wir auch entsprechenden Support durch Marcel Schoch, einen erfahrenen Schrauber und Mitglied des xlog-Fachbeirates. Glücklicherweise stellte es sich als reiner Messfehler heraus.

Die Differenzanzeige präsentiert noch kleine Unterschiede

Den vorderen Unterdruckschlauch, den wir einfach von einem Teil der Zündung nahmen, hatte einen Druckminderer. Der direkte Anschluss eines separaten Schlauchs an das synX zeigte dann, dass es kein wirkliches Problem gab. Aber die erste Synchronisation war natürlich umsonst und musste wiederholt werden, was beim zweiten Mal schneller ging.

Die Probefahrt zeigte eine viel bessere Gasannahme

Aber auch sonst sollte man nicht allzu lange an der Synchronisation sitzen, denn der Motor wird dann immer heißer und man verschlimmbessert am Ende nur noch. Die anschließende Probefahrt zeigte eine viel bessere Gasannahme und sanfteren Motorenlauf.

Die Synchronisation bei höherer Drehzahl wird direkt am Vergaser vorgenommen

Da noch ein Vierzylinder mit Einspritzanlage in der Garage stand, musste der auch direkt mal dran glauben. Vorteil an der GSR 600 ist, dass man den Tank wie eine Motorhaube beim Auto einfach hochklappen kann. Damit wird dann auch keine alternative Spritversorgung benötigt. Die Synchronisation findet laut Werkstatthandbuch bei 1300U/min statt und die Schläuche werden einfach gegen das vorhandene Kontrollsystem getauscht.

Synchronisieren der Vergaser am Motorrad lohnt sich

Geregelt wird das Unterdruckverhalten direkt über Stellschrauben. Wir durchlaufen die gleichen Arbeitsschritte wie oben, jedoch diesmal in der optimalen Reihenfolge. Auch wenn die Abweichung nicht sehr groß war, fühlte es sich vorher so an, als wenn bei Betätigung des Gasgriffes zuerst nichts passiert, dann aber spontan die Kraftentfaltung einsetzte. Nach der Synchronisation reagiert der Motor sofort und dreht äquivalent zur Gasgriffbetätigung hoch. Die Fahrprüfung brachte dann im Prinzip das gleiche positive Ergebnis wie beim Vergasermodell, es hat sich also gelohnt.

Da hat mal jemand mitgedacht: Ein klappbarer Tank erleichtert die Arbeiten am Vergaser

Die Classic-Ausführung des synX reicht für den Heim- und Hobbyschrauber absolut aus. Wer natürlich automatische Messbereichswahl, noch feinere Messbereiche oder Akkubetrieb benötigt, muss für das Profi Line tiefer in die Tasche greifen. Auch das größere Zubehör oder der Kunststoffkoffer ist für Werkstätten wesentlich interessanter. 

Mit gut synchronisierten Vergasern in die neue Saison

Also dann, wir erwarten euch in der neuen Saison nicht nur mit frisch umgebauten Bikes auf der Straße, sondern auch mit gut synchronisierten Vergasern.

Info und Bezugsquelle |  x-log.de

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.