Braucht man zum Synchronisieren der Vergaser wirklich teuere Spezialgeräte, oder geht es auch nach alter Väter Sitte?

Früher war alles besser. Ein altbekannter Spruch der älteren Generation. Aber denken wir mal zurück an die zweigetakteten Einzylinder, mit denen wohl die meisten von uns das motorisierte Zwei-radleben eingeknattert haben. Wollte man da etwas einstellen, musste man nur in das mitgelieferte Handbuch sehen und konnte loslegen. Da stand auch drin, wie man mal eben einen Vergaser einstellt: Karre antreten, Standgas höher stellen und dann einfach die Luftschraube rein oder rausdrehen, bis der Pott rund läuft. Fertig, so einfach war das damals. Bei den richtigen Motorräder ist das alles komplizierter. Da gibt es CO2-Messgeräte für die Gemischeinstellung und Unterdruckuhren um die Vergaser zu synchronisieren.

Teuere Instrumente helfen nicht immer

Wir hatten bei unserer Intruder ein Laufproblem bei ca. 2500 U/min, außerdem klockerte sie beim Anfahren recht heftig. Da es sich bei solchen Fehlern um eine schleichende Entwicklung handelt, bemerkt man es meisten erst richtig, wenn es wirklich kaum noch geht. Ein befreundeter Händler sagte uns, dass wir mal den CO2-Ausstoß messen müssen, u.U. bewirke die zu fette Gemischeinstellung den schlechten Lauf.

Während der eine Vergaser eingestellt wird, läuft der andere Zylinder nur mit. Der Zündfunken wird an einer außen liegenden Zündkerze erzeugt

Gemacht getan und festgestellt, dass der Motor wirklich zu fett lief. Trotz der neuen Einstellung ging es nicht wirklich besser zu. Also stand noch Synchronisieren auf dem Plan. Zur Info: die Intruder hat pro Zylinder einen separaten Vergaser. Diese stellten wir mit einem digitalen Unterdruckmessgerät absolut gleich ein, aber … eine spürbare Verbesserung fehlte immer noch!

Die Technik der Vergaser hat sich kaum geändert

Ach war das bei den 50ern schön, es war eben doch früher besser. Moment, die eigentliche Funktionsweise von den Vergasern hat sich doch gar nicht geändert. Es gibt sogar noch eine Gemischschraube, die jedoch werksseitig vielfach verplombt ist. Nur wie soll man zwei Zylinder ohne tolle Messgeräte gleichzeitig einstellen? Bei der CO2-Messung hat es ja auch nicht so ganz geklappt.

Gewusst wo: die Gemischverstellschraube versteckt sich oft hinter Vergasermimik und Zügen

Die Antwort ist mal wieder viel zu einfach, man muss nämlich einfach nur jeden Vergaser einzeln einstellen. Dazu wird an dem anderen Zylinder der Kerzenstecker gezogen und mit einer separaten Kerze an den Zylinder gelegt. Das ist dafür gut, dass die Zündung ordentlich weiterarbeitet. Damit der Motor mit nur einem Pott anbleibt, muss das Standgas erhöht werden, ansonsten schafft es der Einzelkämpfer nicht.

Feineinstellung

Das einzige Messinstrument, was wir jetzt brauchen ist ein Drehzahlmesser, der aber in unserem Tacho (motoscope mini) enthalten ist. Also Motor anschmeißen und nun die Gemischschraube verdrehen. Es ist genau zu hören, dass sich der Rundlauf bei zu weitem Rein- oder Rausdrehen verschlechtert. So ist aber das Herantasten an den optimalen Lauf möglich. Bei der Feineinstellung schauen wir auf den Drehzahlmesser, bis dieser auch ruckfrei und höchstmöglich anzeigt.

Gleichstand: Durch Verstellen des Synchronisationszuges stellen wir den zweiten Vergaser auf die gleiche Drehzahl ein

Die angezeigte Drehzahl (930 U/min) merken wir uns für die Einstellung des anderen Vergasers, um so das Standgas gleich einzustellen. Also the same procedure as hinten und nach der Gemischoptimierung regeln wir über den Ausgleichszug noch das Standgas rauf auf ebenfalls 930 U/min. Bei der Trude muss der hintere Zylinder zuerst gemacht werden, da an ihm die Standgasschraube sitzt, der vordere Pott muss sich entsprechend fügen. Der anschließende Testlauf im Stand quittiert die Richtigkeit der durchgeführten Arbeiten.

Gleichlauf im Fahrbetrieb

Da das Teil nicht nur im Stand gut laufen soll, müssen wir jetzt die beiden Züge der Vergaser synchronisieren. Natürlich wieder ohne teuere Spezialgeräte. Für diese Einstellung braucht man einfach nur gute Ohren und einen recht ruhigen Ort. Es ist nämlich hörbar, ob die beiden Vergaser gleichzeitig schließen. Also entweder hört man ein Pling oder zweimal Pling beim Rückdrehen des Gasgriffes.

Angepasst: Durch das Verstellen eines Gaszuges werden die beiden Vergaser gleichgezogen

Der zweite Fall bedeutet, dass beiden Teile unterschiedlich schießen bzw. somit auch öffnen. Dann muss ein Zug entsprechend längenmäßig verändert werden, bis ein gemeinsames Pling erklingt. Die anschließende Probefahrt bestätigt die astreine Einstellung, Kein Poltern beim Anfahren, runder Motorlauf, weniger Vibrationen und die Karre geht ab wie Schmitz Katze. Der anschließende Blick auf die Zündkerze quittiert die optimale Verbrennung durch rehbraune Verfärbung. Somit ist bewiesen, das es heute teilweise noch genauso gut ist wie früher, man muss es manchmal nur probieren.

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei CUSTOMBIKE

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.