Kupfer ist billiger als Blattgold – Am Beispiel eines Tanks zeigen wir euch, wie ihr das Material im Lowbudget-Modus aufs Blech bekommt

Blattgold unter edlen Lackierungen an teuren Custombikes haben wir schon oft gesehen und vielleicht erweckte genau der Wert dieses Edelmetalles den Eindruck, dass so etwas für Otto Normalverbraucher preislich und technisch gar nicht selbst realisierbar wäre. Gerade deshalb ist es schön, so eine Modifikation in einer Lowbudget-Version zu dokumentieren. Weil gespart werden musste, ist es statt Gold am Ende Kupfer geworden, das nun das Rohmetall aufwertet. Am Tank hat Eddy das Kupfer selbst aufgetragen und erklärt uns gern, wie er das gemacht hat.

Die Vorbereitung dauert am längsten

Zunächst muss der Untergrund rost- und fettfrei sein. Da der verwendete Sportster-Tank vorher gar nicht behandelt ist, zeigt er sich in zartem Braun und muss erstmal komplett geschliffen werden. Danach wird der Schleifstaub entfernt und die Fläche mit Bremsenreiniger entfettet. Nach dem Schleifen sollte zwar nichts mehr drauf sein, aber sicher ist sicher, deshalb der Reiniger. Durch diesen Arbeitsschritt erübrigt sich das separate Anrauen und Reinigen der zu beklebenden Flächen.

Ein Streifen exakt mittig auf dem Tank hilft beim gleichmäßigen Arbeiten

Die aufwendigste Arbeit besteht darin, mit dem Linienband die gewünschte Form auf dem Objekt abzukleben. Schließlich soll es nachher auf beiden Seiten absolut gleich sein, auch von oben gesehen. Natürlich ist es nicht möglich, das Linienband unendlich viele Male wieder abzuziehen und erneut aufzukleben. Deshalb sollten die unerwünschten Überstände mit einem Skalpell entfernt werden. Bevor es weiter geht, werden die Innenräume der abgeklebten Flächen sicherheitshalber noch einmal mit Bremsenreiniger abgewischt.

Anlegemilch wird mit einem Pinsel in den abgeklebten Zwischenräumen aufgetragen und bildet den Haftgrund

Steht der Rahmen für die Kupferauflage, ist der nächste Schritt das Aufbringen des Haftgrundes. In diesem Fall ist es eine Anlegemilch, die mit einem Pinsel an den zu beschichtenden Stellen dünn aufgetragen wird. Anschließend müssen die bepinselten Stellen etwa zwanzig Minuten ablüften. Die mögliche Verarbeitungszeit danach beträgt noch mehrere Stunden.

Ohne Pinsel geht es nicht

Bei der Verarbeitung der Kupferfolie ist das Tragen von Handschuhen wichtig, denn selbst Fingerabdrücke erzeugen Oxidation auf der Oberfläche und hinterlassen unter Umständen wieder Fettspuren. Als Nächstes folgt das vorsichtige Auflegen des Blattmetalls. Mit einem weichen bis mittleren Pinsel wird es dann angetupf und glattgestrichen. Die Überstände des Schlagmetalls können mit dem Pinsel einfach weggepinselt werden, es bricht an den abgeklebten Rändern einfach ab. Genauso passiert es an überlappenden Stellen, wo sich kein Kleber unter dem Kupfer befindet. Die Stoßkante ist so gut wie nicht zu sehen. Deshalb ist es möglich, die eben noch entfernten Reste wieder anzusetzen und das Material somit sehr effizient zu verarbeiten.

Nach dem Abbinden wird das Kupfer mit dem Pinsel aufgetupft und das überflüssige Material entfernt

Nach etwa fünf Minuten Wartezeit kann das Linienband abgezogen werden. Da, wie oben beschrieben, darunter kein Kleber vorhanden ist, bricht die Folie an den Kanten ab. Minimale Rückstände können außerdem mit einem Pinsel beseitigt werden.

Abschließende Versiegelung

Wie wir wissen schadet jegliche Form von Feuchtigkeit dem Metall. Damit die Optik des Tanks möglichst lange so erhalten bleibt, muss das gute Stück dafür noch versiegelt werden. Eddy hat dazu den fertigen Tank mit mehreren Schichten Klarlack (2K) lackiert, nachdem er ihn zuvor ein letztes Mal entfettet hat.

Klarlack schützt das Metall gegen das schnelle Verwittern

Unser kleines Beispiel zeigt, dass derlei Modifikationen oft viel schwieriger erscheinen, als sie in Wahrheit sind. Also los, traut euch, ihr könnt das auch.

 

Lothar Steinmetz
Freier Mitarbeiter bei CUSTOMBIKE

Lothar Steinmetz ist bereits seit dem Jahr 2000 als freier Mitarbeiter für die CUSTOMBIKE tätig und kümmert sich vorrangig um Lowbudget-Umbauten. Darüber hinaus analysiert er Gesetzestexte und macht Technik für den Leser verständlich. Seit 1993 besitzt er eine gelbe Trude, die neben den anderen Mopeds der Familie immer wieder für Detailaufnahmen oder Reparaturanleitungen herhalten muss.