Pit ist Motorradmensch durch und durch. Seine Werkstatt wurde über Jahre zur Anlaufstelle für Verrückte wie ihn. »Irgendeiner muss das ja alles am Laufen halten«, sagt er. Also please: Show me your Garage, Pit!

Viele reden über Oldschool, Pit hat ihn verstanden. Mehr noch, er hat alte Werte verinnerlicht und sich eine eigene Motorradwelt geschaffen. Wir sind zu Gast bei ihm in Waldaschaff, ziemlich genau auf der Grenze zwischen Bayern und Hessen.

Show me your Garage – Monatlicher Schraubertreff

Es ist der letzte Samstag im Monat, wichtig, weil Pit und seine Freundin Kati dann ihren monatlichen Schraubertreff veranstalten. »Im Winter kommen mehr Leute als im Sommer, wo viele auch mal anderweitig unterwegs sind«, sagt Pit. Es wird schnell voll und gemütlich auf seinem Grundstück.

Pits Garage ist mehr als eine Werkstatt. Hier wird geschraubt, gefeiert und dem Verbrennungsmotor gehuldigt

Peter Bergmann ist sein bürgerliche Name, aber hier kennen sie ihn nur als den Pit aus Waloscheff. Der Mittfünfziger arbeitet im Schichtbetrieb, »nur die Nachtschicht, das tu ich mir nicht mehr an«. Der Ausgleich zum harten Job sind die Motorräder, schon immer.

Bevorzugt wird an japanischen Ein- und Zweizylindern geschraubt

Wenn er nach Hause kommt, wenn er auch mal genervt ist oder sonst was, die Werkstatt hilft immer. In der Garage direkt neben seinem Haus pflegt er sein Motorradglück. Vorwiegend schraubt er an japanischen Ein- und Zweizylindern, mit Harleys hat er es nicht so. Eine BSA war da auch mal, der TÜV verhinderte den Aufbau, »schade«, denkt Pit zurück. 

Am Anfang konnte Pits Sohn nichts mit der Schrauberleidenschaft seines Vaters anfangen. Nachdem der Junior aber seinen Motorradführerschein gemacht hatte, wurde die Lunte gezündet. Gegen die vererbten Gene ihres Papas sind Söhne dann doch machtlos

Mit fünfzehn bekam Pit sein erstes Mofa, los ging die Umbauerei. Das Hobby betrieb er so leidenschaftlich, dass es ihn auch mal den Führerschein kostete, »alles oder nichts«, grinst Pit. Er macht an seinen Bikes alles selbst, nur vor der Arbeit an Motoren hat er Respekt, das überlässt er anderen.

Vor 25 Jahren war Pits Bike schon in unserem Magazin

Ansonsten ist er komplett mit Werkzeug und Maschinen ausgestattet. 1998 schaffte er es mit einem Bike schon mal in unser Magazin, »stolz wie Oskar war ich«, erzählt er, als wir in seinen Ordnern stöbern, Pits Archiv unserer Hefte ist fast ordentlicher geführt als unser eigenes.

Aus kleinen Schraubergefälligkeiten für den Freundeskreis wurde eine Herzblut-Hobbygarage. Ein Ort, wo die »alten Werte« gelebt werden. Wer Unterstützung bei seinen persönlichen Projekten benötigt, trifft hier auf helfende Hände. So entstand über die Zeit eine Wohlfühloase mit wunderbaren Charakteren

Neben dem Artikel gab es erste Pokale auf Bikeshows, der Freundeskreis wurde größer. Der Erste fragte, ob man an seinem Bike schrauben könne, Pit half gern, alte Werte eben, »wenn man die nicht immer weiter pflegt, schläft die Scheiße doch ein«, sagt er.

Show me your Garage – Treffpunkt für Motorradfans

Aus der ersten Hilfe wurde mehr, so entstand die Hobbygarage, wie Pit sie nennt. Hier wird jedem geholfen, der Hilfe braucht und der menschlich passt. Und weil man ja auch gern quasselt und nicht nur schraubt, wurde das alte Nebengebäude auf dem Grundstück zum Treffpunkt für Motorradfans.

Das wunderbare Garagenschlösslein ist nicht nur eine Überdachung für lange Schraubernächte, hier wird auch entspannt und gefeiert. Immer mittendrin: Kati und Pit

Mit Bar, Kickertisch und Sofas ist es fast wie eine kleine Bikerkneipe, und überall Bemaltes, Geschnitztes, Lackiertes, Gebasteltes, »kreativer Ausgleich, beim Malen finde ich meine Ruhe«, erklärt er uns.

Gemeinsame Ausfahrten zu Treffen und kleine Mopedfeste auf dem Hof

Irgendwann fing Pit an, gemeinsame Ausfahrten zu Treffen zu organisieren und selbst kleine Mopedfeste auf seinem Hof zu veranstalten, er lernte Kati kennen, seitdem sind sie ein Team. Sie unterstützt seine Liebe zu den Bikes und zur Szene voll und ganz.

So sieht’s doch aus!

Und auch sein Sohn leckt langsam Blut. Am Anfang, da wollte er nichts von dem ganzen Mopedkram wissen, seit er nun selbst den Führerschein hat, tritt er langsam in die Fußstapfen des Vaters.

»Custom on Wheels« in der örtlichen Festhalle

Trotz allem wurde der Hof fürs jährliche Fest zu klein, in der örtlichen Festhalle fand Pit eine passende Location. Dort findet sein »Custom on Wheels« mit kleiner Bikeshow, ein paar US-Cars und guten Leuten regen Zulauf. Das alles komplett privat organisiert, Hut ab!

Pit macht an seinen Bikes alles selbst, nur vor der Arbeit an Motoren hat er Respekt

Ob er nicht manchmal keinen Bock mehr hat, wollen wir wissen. »Natürlich gibt es harte Phasen, in denen nichts klappt und du komplett frustriert bist. Und dann fragst du dich schon, warum du das alles machst«, kommt es prompt, »aber dann geht’s auch wieder und ich mach einfach weiter. Es ist wie eine Sucht.«

 

Arbeitet seit 1996 für den Mannheimer Huber Verlag, gehört seit 2005 zum festen CUSTOMBIKE-Magazin-Team und steuert seit 2013 das ansonsten männerbevölkerte CUSTOMBIKE-Schiff als Chefredakteurin. Beruflich hat sie jeden großen und kleinen Customtrend der letzten zwanzig Jahre mitgemacht, glaubt aber letztlich an den Erfolg von Bodenständigkeit und Konstanz – auch die Maxime für die Arbeit an Deutschlands ältestetem Magazin für umgebaute Motorräder. Sie selbst pflegt beste Kontakte in die Umbau- und Schrauberszene, nicht nur in Deutschland, weiß meistens genau, wer gerade an was baut, und berichtet mit Vorliebe über die Geschichten hinter den Motorrädern und über echte Petrolheads, die das Customizing von ganzem Herzen leben. Fürs private Zweiradglück genügt ihr eine Honda CB 400 Four, mit Baujahr 1977 gerade mal ein Jahr älter als die Chefin. Aktuell steht die Honda allerdings auf der heimischen Hebebühne und soll bald in neuem Glanz erstrahlen – a bikers work is never done.